In diesem Sommer wird Deutschland von mehr Mücken heimgesucht als in den vergangenen Jahren. Die Plagegeister sind dabei nicht nur lästig, sondern haben auch das Potenzial, Krankheiten zu übertragen. Schutzlos ist der Mensch aber nicht - und auch nach dem Stich gibt es Dinge zu beachten.
Nach zwei trockenen Sommern in Folge mit deutlich weniger Mücken ist der Wechsel von Feuchte und Wärme in diesem Jahr sehr mückenfreundlich. Dabei ist die Belästigung regional sehr unterschiedlich.
Wo starke Niederschläge die Pegelstände von Gewässern steigen liessen, sprechen Forscher von einer Mückenplage. Beispiele sind etwa die Oder, aber auch der Starnberger See und der Ammersee in Bayern.
In Deutschland sind über 50 Arten von Stechmücken beheimatet. In den vergangenen beiden Jahren waren es überwiegend Hausmücken, die etwa in Regentonnen oder Pfützen ihre Eier abgelegt haben. In diesem Sommer haben die sogenannten Überschwemmungsmücken Hochkonjunktur. Diese sind sehr stechlustig.
Aber wann kommt es eigentlich zu einer Mückenplage? Ist ein Mückenstich gefährlich? Und wie kann man sich effektiv vor den Plagegeistern schützen?
Wann kommt es zu einer Mückenplage?
Wenn Mücken optimale Bedingungen vorfinden, können sie innerhalb kürzester Zeit massenhaft schlüpfen. Dazu muss es warm und feucht zugleich sein. Warme Temperaturen verkürzen ihre Entwicklungszeit. Gewitter sorgen dafür, dass es immer irgendwo eine Pfütze für den Nachwuchs gibt. Dieser wächst zunächst als Larve im Wasser heran.
Von einer Plage spricht man ab etwa 20 Mücken pro Minute. Die Oder führte in den vergangenen Wochen Hochwasser durch viel Regen vor allem in Südpolen und Tschechien. Das Wasser fliesst aus den Überflutungsflächen und Gräben in den Auwäldern und Auen nicht so schnell ab.
Wenn es im Frühling dann noch lange kalt war, kommen die natürlichen Feinde der Mücke, wie die Mehlschwalben und Mauersegler, zu spät oder gar nicht mehr über die Alpen. Dadurch haben es die Mücken noch leichter.
Sind Mückenstiche gefährlich?
Eher nein. Grundsätzlich sind die meisten Mückenstiche vor allem lästig, aber harmlos. Sie vergehen nach einigen Tagen von selbst wieder. Allerdings können auch Erreger in die kleine Stichwunde gelangen. Das gilt umso mehr dann, wenn man sich an der Stelle kratzt. Dann kann der Stich sich entzünden und fühlt sich heiss an. Die Haut schwillt grossflächig an und schmerzt.
Manche Menschen reagieren auch allergisch auf Mückenstiche. In der Regel ist das nicht so stark ausgeprägt wie beispielsweise bei einer Allergie auf Bienen- oder Wespenstiche.
Aber es kann durchaus zu einer sehr starken Schwellung und Kreislaufproblemen kommen. Wer damit Probleme hat oder einen stark geröteten Stich bemerkt, sollte zur Sicherheit besser einen Arzt aufsuchen.
Können Mücken Krankheiten übertragen?
Einige Viren finden in Mücken optimale Lebensbedingungen vor und können über einen Stich übertragen werden. Das gilt aber vor allem für Mücken, die in tropischen Gebieten leben. Die meisten der Mückenarten in Deutschland übertragen keine gefährlichen Krankheiten. Es haben sich hierzulande aber auch Arten angesiedelt, die grundsätzlich das Potenzial haben, Erreger zu verbreiten.
Das gilt zum einen für die Asiatische Tigermücke, die beispielsweise in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen gesichtet wurde, wie auch für die Asiatische Buschmücke, die in Deutschland relativ weit verbreitet ist.
Im September vergangenen Jahres hat zum ersten Mal eine Mücke in Deutschland das West-Nil-Virus auf einen Menschen übertragen. Wenige Wochen danach wurden weitere Fälle bekannt. Die Krankheit verläuft ähnlich wie ein grippaler Infekt, durch eine Hirnhautentzündung kann sie aber auch zum Tod führen.
Allerdings trägt nicht jede dieser Mücken automatisch gefährliche Erreger in sich, weshalb sich bislang noch vergleichsweise wenig Menschen angesteckt haben.
Asiatische Tigermücken gelten unter anderem als Überträger des Chikungunya-Virus. Chikungunya-Fieber geht mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher.
Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche. Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke sowie für Schwangere und Säuglinge. Todesfälle sind aber äusserst selten.
Kann man durch einen Mückenstich Borreliose bekommen?
Wissenschaftler des Senckenberg-Instituts haben bereits 2016 nachgewiesen, dass einige Mücken in Deutschland den Erreger der Borreliose in sich tragen.
Die Krankheit zeigt sich in vielen Fällen zunächst durch einen grossflächigen Hautausschlag, der auch als Wanderröte bezeichnet wird. Im weiteren Verlauf kann sie unter anderem zu chronischen Entzündungen an Gelenken führen.
Weiterhin sind in Deutschland allerdings nicht Mücken, sondern Zecken die Hauptüberträger der Borreliose. Nach einem Mückenstich an Borreliose zu erkranken, ist zwar nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Warum die Übertragungsrate bei Mücken im Vergleich zu Zecken so gering ist, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Eine Theorie dafür ist, dass der Stich deutlich kürzer dauert und Mücken nicht so tief in die Haut eindringen wie Zecken.
Wer nach einem Mückenstich Symptome beobachtet, die auf eine Borreliose hindeuten, sollte aber zum Arzt gehen. Dazu zählt insbesondere die grossflächige Rötung, die einige Tage bis Wochen nach dem Stich auftreten kann.
Was hilft wirklich gegen Mücken?
Sinnvoll ist es in jedem Fall, sich vor Stichen zu schützen. Es kursieren alle möglichen Tipps zu Mitteln und Hausmitteln gegen Mücken.
Was tatsächlich hilft:
- Lange Kleidung tragen.
- Insektennetze an den Fenstern anbringen oder über dem Bett ein Moskitonetz aufhängen.
- Stehendes Wasser im Garten abdecken oder ausgiessen. Mücken brauchen Gewässer, um sich zu vermehren. Dafür reicht ihnen bereits ein Blumenuntersetzer oder eine Vogeltränke. Regentonnen sollte man mit einem Netz abdecken.
- Mückenschutzmittel auf die Haut auftragen. Besonders effektiv sind Mittel mit den Wirkstoffen DEET und Icaridin. Insbesondere Mittel mit DEET sollte man nicht zu häufig verwenden, da der Wirkstoff auch auf das Nervensystem wirkt und Reizungen verursachen kann. Dafür ist er aber äusserst wirksam gegen Mücken. Was wirklich wirkt, hat auch die Stiftung Warentest geprüft.
- Verdampfer mit Bioziden einsetzen. Allerdings haben auch sie Nebenwirkungen: Was Mücken wirksam tötet, kann insbesondere Allergiker reizen.
- Ventilatoren einsetzen. Mücken mögen keinen Wind.
Was oft empfohlen wird, aber eher nicht hilft:
- Apps, die Mücken mit Geräuschen vertreiben sollen
- Vitamin-B-Tabletten
- Knoblauch, weder in eingenommener Form noch auf der Haut
- Zitronen- und Lavendelöl: Die Wirkung hält oft nur sehr kurz an.
Was lindert den fiesen Juckreiz?
Ganz wichtig ist es, sich nicht an der Stelle zu kratzen, damit der Stich sich nicht entzündet. Hitze wie auch Kälte lindern den Juckreiz. Dazu sind zum Beispiel Quark, kaltes Wasser oder Eiswürfel geeignet. Wer etwas Kochsalz dazugibt, desinfiziert zugleich die kleine Wunde. Alkohol auf der Stichstelle hat einen ähnlichen Effekt.
Auch Salben oder Gels mit einem Antihistaminikum können den Juckreiz lindern. Sie mindern die Wirkung des Histamins, das für die körperliche Reaktion auf den Stich sorgt.
Es hilft darüber hinaus, die Stelle zu erhitzen. In Apotheken und in Drogeriemärkten gibt es stiftartige Geräte, die sich punktuell auf rund 50 Grad Celsius aufheizen. Sie wirken umso besser, je eher man den Stich bemerkt.
Die Nerven in der Haut reagieren sensibel auf die Überwärmung und schalten die Reizweiterleitung ab. So wird das Jucksignal nicht mehr übermittelt.
Sollte der Juckreiz dennoch unerträglich sein, können Sie auch zu einer anderen Methode greifen. Ein Team der Universität Lübeck hat untersucht, ob man das Gehirn im Falle eines Stiches austricksen kann.
Die Forscher liessen Menschen statt einer juckenden Stelle auf dem einen Arm die entsprechende Stelle auf dem anderen Arm kratzen - vor einem Spiegel. Das funktionierte.
Denn wenn man vor dem Spiegel steht, hat das Gehirn einen Konflikt in der Wahrnehmung, den es auflösen muss. Deshalb projiziert es das Gefühl des Kratzens auf die juckende Stelle, die nicht gekratzt wurde. Schwillt der Stich stark an, gilt auch hier: zum Arzt gehen. (ff/Maria Berentzen)
Verwendete Quellen:
- Robert-Koch Institut: "Erster in Deutschland durch Stechmücken übertragener Fall einer West-Nil-Virus-Infektion"
- Robert-Koch Institut: "Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2018"
- Robert Koch Institut: "Lyme-Borreliose"
- PLOS ONE: "Itch Relief by Mirror Scratching. A Psychophysical Study"
- Senckenberg - World of Biodiversity: "Borreliose: Übertragung durch Mückenstich?"
- Stiftungs Warentest: "Zecken und Mücken: Diese Mittel helfen gegen die Blutsauger"
- dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.