Wer etwas für seine Gesundheit tun möchte, der greift womöglich zu einem Nahrungsergänzungsmittel. Das ist aber nicht immer hilfreich - und kann sogar schädlich sein.

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Viele Menschen nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein. Ganz gleich, ob es sich dabei um Vitamin C, Zink oder Vitamin D handelt - wer solche Mittel einnimmt, der erhofft sich davon, gesünder zu leben und sich gut zu fühlen.

Aber: Viele Nahrungsergänzungsmittel sind überhaupt nicht sinnvoll. Sie können sogar schädlich sein.

"Wer sich ausgewogen ernährt, der benötigt in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel", sagt Dr. Sigrid Röchter, Diplom-Ökotrophologin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, im Gespräch mit unserer Redaktion. Solche Mittel wirken sich nur dann positiv aus, wenn jemand tatsächlich einen Mangel hat.

In bestimmten Situationen können Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein

Es gibt bestimmte Personengruppen und Lebenssituationen, in denen es sinnvoll sein kann, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Das gilt etwa für ältere Menschen und Schwangere.

Um Vitamin D zu bilden, braucht der Körper Sonnenlicht. Mit dem Alter lässt die Fähigkeit des Körpers, Vitamin D zu bilden, jedoch nach.

Zudem kommen ältere Menschen manchmal gar nicht mehr so viel an die frische Luft. "Dann kann es sinnvoll sein, Vitamin D einzunehmen", sagt die Expertin.

Frauen, die schwanger sind oder planen, schwanger zu werden, bekommen häufig den Rat, Folsäure einzunehmen. Damit schützt man das ungeborene Kind vor Fehlbildungen.

Vitamin B12 ist für mehrere Personengruppen ein wichtiges Thema: Es ist fast ausschliesslich in tierischen Nahrungsmitteln enthalten. Vor allem wer sich vegan ernährt, nimmt häufig nicht ausreichend B12 auf, sodass mit der Zeit ein Mangel entstehen kann.

Einige Substanzen reichern sich im Körper an

Wer einfach so Vitaminpillen einnimmt, weil er einen Mangel vermutet, kann sich damit sogar schaden. Zwar scheidet der Körper einige Substanzen wie Vitamin C einfach wieder aus, andere aber reichern sich an.

Dazu zählt zum Beispiel Eisen. Ist der Wert im Körper zu hoch, kann das überschüssige Eisen die Leber, das Herz und die Gefässe angreifen. Auch Vitamin D kann man überdosieren. "Dadurch können sich zum Beispiel Nierensteine bilden", erläutert Röchter.

Vorschläge zu den Höchstmengen an Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln hat das Bundesinstitut für Risikobewertung erarbeitet.

Wer Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, sollte gezielt einzelne Substanzen einnehmen. Von Kombipräparaten, die mehrere Nährstoffe enthalten, rät die Ernährungswissenschaftlerin ab. "Es bringt nichts und kann sogar schaden, Nährstoffe mit dem Giesskannenprinzip zuzuführen", sagt sie.

Besser ist es, Vitamine oder Mineralstoffe ganz gezielt einzunehmen. "Viel hilft hier nicht viel." Wer einen erwiesenen Mangel hat, sollte diesen ausgleichen. Dabei sollte man mit dem Arzt absprechen, wie lange man ein Mittel einnimmt und in welcher Dosis man es nehmen sollte.

Am sinnvollsten ist eine ausgewogene Ernährung

Eine schlechte Ernährung lässt sich ausserdem nicht mit Ergänzungsmitteln ausgleichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu essen und so am Tag rund 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst zu sich zu nehmen.

"Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz dafür", betont Röchter. Sie mögen zwar einen geringen Teil der Inhaltsstoffe der ursprünglichen Lebensmittel enthalten, aber es fehlen andere wichtige Stoffe: "Das ganze Spektrum an wichtigen Stoffen wird nur beim direkten Verzehr ausgeschöpft."

Manchmal gibt es Wechselwirkungen mit Medikamenten

Bedenken sollte man ausserdem, dass Vitaminpräparate auch Wechselwirkungen mit Medikamenten haben können. Eine Übersicht über Wechselwirkungen gibt es bei der Verbraucherzentrale NRW.

Calcium kann beispielsweise die Aufnahme vieler Arzneistoffe in den Körper vermindern, darunter die von Schilddrüsenhormonen und Antibiotika. Auch Eisenpräparate vermindern die Aufnahme vieler Medikamente.

Wer Nahrungsergänzungsmittel und andere Medikamente einnehmen möchte, sollte deshalb vorher mit seinem Arzt oder Apotheker sprechen.

Mangel lässt sich langfristig über die Ernährung ausgleichen

Nicht jeder, der einen Mangel hat, muss sein Leben lang Ergänzungsmittel einnehmen. "Oft reicht es schon aus, wenn man langfristig die Ernährung oder seine Lebensgewohnheiten umstellt", sagt Röchter. Dafür lohne es sich, immer wieder einmal beim Arzt zu kontrollieren, ob die Einnahme von Präparaten weiterhin sinnvoll ist.

Die Verbraucherzentrale NRW berät auf einem eigenen Portal zum Thema Nahrungsergänzung. Verbraucher bekommen dort Informationen und können auch eigene Fragen stellen.

Verwendete Quellen:

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