Erholsamer Schlaf ist wichtig – doch manchmal macht Lärm einen Strich durch die Rechnung. Ohrstöpsel versprechen Ruhe - doch ist eine Daueranwendung wirklich unbedenklich?
Im Gegensatz zu den Augen, die während des Schlafes geschlossen sind, macht das Gehör keine Pause. Ohren sind auch nachts in ständiger Alarmbereitschaft.
Geräuschempfindliche Schläfer greifen daher gerne zu Ohrstöpseln. Sie schützen das Gehör und reduzieren den Lärm um etwa 30 Dezibel. Der Unterschied ist enorm, denn die Dezibel-Zahl steigt nicht linear: Nimmt der Lärm um zehn Dezibel zu, wird er als doppelt so laut empfunden.
Doch auf Dauer kann die Anwendung von Ohrstöpseln negative Folgen haben.
Ohrklima gerät aus dem Gleichgewicht
Das Ohr hat wie alle Körperöffnungen ein ganz eigenes Mikroklima. Wird die Sauerstoffzufuhr durch Ohrstöpsel behindert, kommt es zu einer höheren Produktion von Ohrenschmalz. Auf diese Weise versucht das Organ, den Fremdkörper - also die Ohrstöpsel - loszwerden.
Das kann zur Produktion einer grossen Menge Ohrenschmalz führen - bis hin zu einem Pfropf, der schliesslich von einem HNO- oder Hausarzt entfernt werden muss.
Hautfreundliche Materialien erlauben zwar eine täglich mehrstündige Anwendung der Ohrstöpsel, der Hersteller "Ohropax" rät danach aber zu einer Tragepause, um das Ohr wieder zu belüften.
Im verschlossenen Ohr stauen sich sonst Wärme und Feuchtigkeit, was zu Entzündungen und Pilzinfektionen führen kann.
Machen Ohrstösel süchtig?
Doch das ist nicht das einzige Problem: Der Lärmschutz kann sogar süchtig machen.
"Ohrstöpselabhängigkeit lässt sich tatsächlich beobachten", erklärt Roland Laszig, Direktor der Uni-Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Freiburg der Süddeutschen Zeitung. Dabei gehe es um einen Gewöhnungseffekt.
Wer Ohrstöpsel als Ritual zum Abschalten brauche riskiere, durch den starken Gewöhnungseffekt erst recht überempfindlich auf Lärm zu reagieren.
Die Entwöhnung sei langwierig – selbst am Tag könne sich diese Überempfindlichkeit fortsetzen und dauerhaft zu Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten führen.
Fazit: Ohrstöpsel nur gelegentlich
Bei kurzem Gebrauch in Ausnahmefällen, wenn beispielsweise der Nachbar eine Party feiert, können sie sinnvoll sein. Eine Daueranwendung sollte aber vermieden werden. (dag)
Verwendete Quellen:
- Ohropax: Häufige Fragen
- Süddeutsche Zeitung: "Die Sucht zum Stöpsel"
- Hörgeräte Info: "Ohrstöpsel - Ohropax zum Schlafen"
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