Baby? Jetzt noch nicht! Wen ein dicker Bauch und volle Windeln nicht reizen, sollte wissen, wie man beides vermeidet. Doch obwohl es die Anti-Baby-Pille seit über 50 Jahren gibt, klaffen immer noch verblüffende Wissenslücken zum Thema Verhütung. Deshalb stellen wir zum Weltverhütungstag Fakten vor, die Sie vielleicht noch nicht über Kondom, Pille und Co. wussten.
Irrtum 1: Die Pille ist das sicherste Verhütungsmittel
Die Anti-Baby-Pille hat sich mittlerweile seit mehr als 50 Jahren bewährt und ihre ständige Weiterentwicklung macht sie für den Körper immer besser verträglich. Sie gehört in der Tat zu den sichersten Verhütungsmitteln: Ihr Pearl-Index, mit dem die Wirksamkeit angegeben wird, liegt bei 0,1 bis 0,9. Das bedeutet, dass durchschnittlich nicht einmal eine unter 100 Frauen schwanger wird, wenn sie ein Jahr lang mit der Pille verhütet.
Diese Fakten haben 53 Prozent der Paare in Deutschland überzeugt, die laut Statistik ausschliesslich oder zusätzlich zu einer anderen Methode mit der Pille verhüten. Es gibt aber Verhütungsmittel, die noch besser vor einer Schwangerschaft schützen. Das Verhütungsstäbchen, das meist unter die Haut des Oberarms implantiert wird und drei Jahre lang dort verbleibt, hat einen Pearl-Index von 0,0 bis 0,08 und ist damit das sicherste Verhütungsmittel.
Irrtum 2: Die Pille macht dick
Ein Gerücht hält sich hartnäckig um Deutschlands beliebtestes Verhütungsmittel und daher bangen viele Frauen um ihre Figur, wenn sie sich für die Pille entscheiden. Völlig zu Unrecht, wie jüngst eine Studie ergab. Forscher des internationalen Wissenschaftlernetzwerkes "Cochrane Collaboration" konnten keinen Zusammenhang zwischen hormonellen Methoden und Gewichtszunahme feststellen. Kommt es in Einzelfällen trotzdem dazu, sollte man den Frauenarzt nach Alternativen fragen.
Irrtum 3: Die "Pille danach" ist ein probates Verhütungsmittel
Es kommt nicht selten vor, dass ein Kondom platzt, man die Pille vergessen hat oder man im Eifer des Gefechts auf Verhütung verzichtet. Viele Frauen haben daher schon Erfahrungen mit einem Präparat, das umgangssprachlich als "Pille danach" bezeichnet wird. Das Medikament kann eine Schwangerschaft verhindern, wenn man es bis spätestens drei Tage nach dem Geschlechtsverkehr einnimmt - je früher, desto wirksamer. Seit März 2015 ist sie in Deutschland sogar rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Angelika Staudt vom Projekt "Die Verhütungsexperten" warnt jedoch davor, regelmässig auf die "Pille danach" zurückzugreifen: "Die 'Pille danach' bedeutet eine ungeheure körperliche Belastung, der man sich nicht aussetzen sollte. Man sollte sie auf keinen Fall als Verhütungsmittel verwenden."
Irrtum 4: Kondome schützen vor allen Geschlechtskrankheiten
Hormonelle Verhütungsmittel können sexuell übertragbare Infektionen nicht verhindern, daher sind Kondome der einzige und der sicherste Schutz vor Geschlechtskrankheiten, weiss Angelika Staudt. Weil sich Geschlechtskrankheiten wie Humane Papillomviren (HPV) oder HIV auch beim Oralverkehr übertragen können, sei es hier ebenfalls wichtig, Kondome zu verwenden.
Das Risiko einer Infektion mit Humanen Papillomviren lässt sich durch Kondome aber nicht völlig ausschalten: "Durch eine konsequente Verwendung von Kondomen lässt sich das Risiko für HPV-Infektionen nur um 50 bis 70 Prozent senken", erklärt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF). Gänzlich schützen könne Safer Sex nicht, weil bei HP-Viren auch andere Körperstellen Infektionsquellen seien.
Irrtum 5: Während der Periode muss man nicht verhüten
Viele Frauen denken, sie könnten während ihrer Periode nicht schwanger werden. Dahinter steht die richtige Annahme, dass eine Frau nur an wenigen Tagen ihres Zyklus' fruchtbar ist. Nach dem Eisprung ist die Eizelle bis zu zwölf Stunden befruchtungsfähig. Spermien können im weiblichen Körper jedoch bis zu sechs Tage lang überleben. Da der Eisprung darüber hinaus nicht genau planbar ist, kann es in seltenen Fällen auch während der Regel noch zu einer Befruchtung kommen.
Irrtum 6: Ein abgelaufenes Kondom kann man noch verwenden
Kurz vor dem Liebesakt festzustellen, dass die Kondompackung leer ist, frustriert. Da tut es doch auch mal das abgelaufene Notfall-Kondom, das man schon seit Monaten im Geldbeutel herumschleppt. Oder? Nein, meint Angelika Staudt. Ob man Kondome noch verwenden könne, komme auf die Lagerung an. "Es sollte sich nicht im Portemonnaie, wo es geknickt werden kann, oder in der Hosentasche, wo es warm wird, befinden."
Weil sie keine Wärme vertragen, seien Präservative aus einem Automaten, der in der Sonne oder über einer Heizung hängt, womöglich sogar vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums kaputt. "Wenn man sie dagegen im Kühlschrank aufbewahrt hat, kann man es auch noch zwei, drei Wochen nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums verwenden."
Irrtum 7: Kondom lieber XXL - kann ja nicht schaden
Einer Umfrage des Online-Kondomshops Vinico zufolge kaufen 82 Prozent der Männer Kondome, die zu gross oder zu klein sind. Während ein zu kleines Kondom unangenehm straff sitzt, beeinträchtigt ein zu grosses Präservativ nicht nur das Wohlbefinden: "Die Kondomgrösse hat einen Effekt auf die Sicherheit. Wenn Präservative zu gross sind, rutschen sie ab – und sind dann natürlich gar nicht mehr sicher", sagt Angelika Staudt. "Man muss einfach ausprobieren, was am besten passt." Meist seien XXL-Kondome jedoch unnötig, die normale Grösse völlig ausreichend. Immerhin ist das Standardkondom 18 Zentimeter lang.
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