Verhütung ist leider meist Frauensache. Dafür kann Mann herzlich wenig: Viele würden gerne eigenständig verhüten, ergab eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Sie können es aber nicht, weil es an vernünftigen Methoden mangelt. Das könnte sich bald ändern. Wir beleuchten die gegenwärtigen Methoden und Ansätze für die Zukunft.

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Kondom

Das Kondom ist eines der beiden einzigen Verhütungsmittel, die dem Mann zur Verfügung stehen. Es hat einen unschlagbaren Vorteil: Das Kondom ist die einzige Methode, die nicht nur vor Schwangerschaft, sondern auch vor vielen Geschlechtskrankheiten schützt. Präservative werden jedoch oft als störend empfunden: Eine Umfrage des Lifestyle-Magazins "Men's Health" ergab, dass fast die Hälfte der Männer sich vom Geruch belästigt fühlt. Auch spüren viele Männer beim Sex mit Kondom weniger als ohne. Daher wird das Verhüterli vor allem in langfristigen Beziehungen oft zugunsten der Anti-Baby-Pille oder anderer hormoneller Verhütungsmethoden für die Frau aufgegeben.

Vasektomie/Sterilisation

Neben dem Kondom ist die Sterilisation des Mannes die derzeit einzig zuverlässige Verhütungsmethode für Männer. Der Eingriff gilt als risikoarm. Dabei werden die Samenleiter durchtrennt, damit Samenzellen nicht mehr in die Samenflüssigkeit gelangen. Letztere wird jedoch weiter produziert und bei der Ejakulation ausgeschieden - Spermien sind jetzt nicht mehr darin enthalten. Die Vasektomie wirkt aber nicht sofort nach dem Eingriff: Sogar Monate nach der Sterilisation können sich noch fruchtbare Spermien im Samenleiter befinden.

Jedoch sollte Mann sich sicher sein, dass er niemals Kinder möchte. Zwar kann die Vasektomie prinzipiell rückgängig gemacht werden. Dieser Eingriff ist jedoch teurer als die Sterilisation. Ausserdem kann nicht garantiert werden, dass die Funktionsfähigkeit wiederhergestellt wird. Auf "www.vasektomie-experten.de" wird geraten: "Die Vasektomie muss als endgültiger Vorgang gesehen werden."

Ein Vorteil der Sterilisation für den Mann ist, dass der Hormonhaushalt unberührt bleibt. Überhaupt gibt es derzeit keine hormonelle Verhütungsmethode für den Mann. Trotz intensiver Forschung hat es noch kein Mittel ins Schlafzimmer geschafft.

Anti-Baby-Spritze

Seit 30 Jahren forscht man an einem hormonellen Verhütungsmittel für den Mann, doch bislang sind grosse Erfolge ausgeblieben. Eine vielversprechende WHO-Studie ist 2009 gestartet, wurde jedoch im März 2011 eingestellt. 400 Testpersonen weltweit wurden alle acht Wochen Hormone gespritzt, unter anderem das Sexualhormon Testosteron. Bei 90 Prozent der Männer hätte die Verhütungsmethode gut funktioniert, sagte der Leiter der Studie, Prof. Michael Zitzmann, Androloge und Endokrinologe am Centrum für Reproduktionsmedizin der Universität Münster. Doch zehn Prozent der Testpersonen litten an Nebenwirkungen wie Depressionen, Gewichtszunahme und erhöhter Libido. Ein Kunststoffgel dagegen könnte den grossen Durchbruch bedeuten.

Vasalgel

Das Vasalgel ist ein Kunststoffgel, das in den Samenleiter injiziert wird und diesen verschliesst. Dadurch wird ein Mann - ähnlich wie bei der Vasektomie - unfruchtbar. Allerdings soll dieser Zustand nur zehn Jahre anhalten. Ein Vorteil der Methode ist, dass sie ohne Hormone funktioniert und durch die Injektion eines Lösungsmittels rückgängig gemacht werden kann. Letzteres ist allerdings noch nicht gesichert, denn bisher wurde das Vasalgel nur erfolgreich an Affen getestet. Erst 2015 sollen Tests an Männern durchgeführt werden. Verlaufen diese zufriedenstellend, könnte das Mittel 2017 in den USA auf den Markt kommen - und die Verhütungsmethoden für den Mann endlich revolutionieren.

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