Viele Menschen klagen gerade über Reizhusten, der einfach nicht besser werden will. Hustenstiller und ganz viele Wärme? Das ist so ziemlich das Schlechteste, was man jetzt machen kann.

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Reizhusten hält sich gerade nach einem schweren Infekt wie Corona oder einer Grippe häufig hartnäckig. Was vielen nicht bewusst ist, wir selbst können oft beeinflussen, wie schnell der unangenehm kratzende Husten verschwindet - und das mit simplen Verhaltensänderungen.

Was ist Reizhusten?

  • Er wird auch als trockener Husten bezeichnet, weil es dabei nicht zu Schleimauswürfen kommt - im Gegensatz zum produktiven Husten.

Generell haben viele Menschen eine falsche Vorstellung von Husten, findet Jens Wagenknecht. Er ist niedergelassener Hausarzt in Niedersachsen und war viele Jahre im Vorstand des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

Jens Wagenknecht © Hausärztinnen- und Hausärzteverband / axentis

Menschen neigten dazu, Husten als eigenständige Krankheit zu sehen und gehen dann zum Arzt, um sich abhören zu lassen, so Wagenknecht. "Aber wenn ich huste, wehre ich mich doch gerade gegen einen Reiz der Schleimhaut im Rachen. Die Ursache liegt also woanders."

Falsche Angewohnheiten als Ursache des Reizhustens

Ein Problem dabei: Die Betroffenen ziehen oft nicht die richtigen Schlussfolgerungen. Wagenknecht nennt ein Beispiel aus dem Alltag: Beim Spaziergang an der frischen Luft ist der Reizhusten weg. Drinnen, vorm Kamin, ist er umso schlimmer. "Daraus schliessen die Betroffenen leider nicht, dass sie trockene, warme Raumluft meiden sollten. Sondern, dass sie Hustenstiller und Schleimlöser aus der Apotheke brauchen."

Wagenknecht empfiehlt, stattdessen mehr auf den eigenen Körper zu hören – und sich ganz simple Fragen zu stellen:

  • Wann habe ich eigentlich Husten, wann nicht?
  • Warum huste ich weniger, wenn ich einen Schluck Wasser getrunken habe?
  • Warum huste ich im Winter in beheizten Räumen besonders viel?

Man dürfte dann zu folgenden Schlussfolgerungen kommen: Feuchtigkeit lindert den Reizhusten – trockene, warme Raumluft intensiviert ihn. "Wenn man Husten hat, ist das ein Hinweis darauf, dass die Schleimhäute nicht feucht genug sind", so Wagenknecht. Eigentlich solle man jetzt an die frische Luft, sodass sie sich erholen könnten. "Das geht nicht, wenn man warm behütet im Wohnzimmer vorm Heizkörper oder - noch schlimmer - vorm offenen Feuer sitzt", sagt er.

"Die Schleimhäute erholen sich nicht, wenn man [...] vorm Heizkörper oder - noch schlimmer - vorm offenen Feuer sitzt."

Jens Wagenknecht, Hausarzt

Nach einer Infektion, etwa einer Corona- oder Grippe-Erkrankung, ist die Schleimhautoberfläche oft wund und gerötet. Sie gibt mehr Feuchtigkeit als normalerweise ab und trocknet also auch schneller aus, so Wagenknecht. "Und Heizungs- oder Ofenluft fördern diesen Trocknungseffekt."

Ofen aus – Husten weg?

Auch wenn die Temperaturen draussen niedrig sind, ist die warme Raumluft laut Wagenknecht alles andere als förderlich für die Gesundheit: "Wenn Sie sich zum Beispiel immer in einem 24 Grad erwärmten Zimmer aufhalten, dann werden Sie den Husten niemals los."

"Die Menschen früher haben im Winter mit Schlafmütze unter einer Daunendecke geschlafen, in einem Raum mit 6,7 Grad. Kaum ein Mensch hatte da Reizhusten."

Jens Wagenknecht, Hausarzt

Wagenknecht gibt einfache Tipps gegen den andauernden Husten: Regelmässig durchlüften und dafür lieber einen Pullover tragen, wenn es kühl wird. Doch macht es wirklich Sinn, mit hartnäckigem Husten mit offenem Fenster zu schlafen? "Ja", sagt Wagenknecht, "das muss man so empfehlen. Wenn man in einem Niedrigenergie-Haus wohnt, ist das aus energetischer Sicht schwierig. Aber man hustet schlichtweg weniger, wenn man nachts lange lüftet oder das Fenster geöffnet lässt."

Eigentlich sei der Mensch auch daran gewöhnt, in kalter Umgebung zu schlafen, so Wagenknecht. "Die Menschen früher haben im Winter mit Schlafmütze unter einer Daunendecke geschlafen, in einem Raum mit 6,7 Grad. Kaum ein Mensch hatte da Reizhusten."

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Über den Gesprächspartner

  • Jens Wagenknecht ist niedergelassener Hausarzt aus Niedersachsen und langjähriges, ehemaliges Vorstandsmitglied des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

Verwendete Quellen

  • Telefonisches Interview mit Jens Wagenknecht

Redaktioneller Hinweis

  • Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
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