Fernsehköchin Sarah Wiener diskutiert mit Kabarettist Roland Düringer über klimafreundliches Essen. Im Grunde, sagt sie, müssten wir es nur so machen wie die Bienen.
"Tiefkühlpizza oder Bio-Müsli: Was ist gesünder?": Mit dieser Frage eröffnet Roland Düringer Montagnacht seine Sendung "Gültige Stimme" beim Privatsender Puls 4.
Diesmal war die Fernsehköchin, Unternehmerin und Buchautorin
Sarah Wiener ist eine der bekanntesten Fernsehköchinnen im deutschsprachigen Raum. Sie setzt sich für nachhaltige Lebensmittel und -weisen ein, streitet gegen Massentierhaltung, für regionale Bio-Produkte und bringt Kindern mit einer Stiftung nahe, wo unser Essen herkommt.
Es gibt nicht nur die eine Antwort
Zu Tiefkühlpizza und Müsli gibt sie zu bedenken: "Ernährung ist ein sehr komplexes Thema." Dazu gehörten unter anderem die Aspekte Ich selbst, Umwelt, Tierwohl, Boden, Verarbeitung, andere Länder, Ernährungssouveränität und Geschmacksgedächtnis.
"Was also ist ein gutes Leben?", will Düringer wissen. Wiener muss nicht lange überlegen: Achtsamkeit gehört für sie dazu, das Wissen um die eigenen Wurzeln. Sich als Teil der Natur mit all ihren komplexen Zusammenhängen zu fühlen. Unaufgeregt zufrieden zu sein.
Einer zahlt immer
Und was läuft nun falsch, was hindert uns, ein solches Leben zu führen? Dass Wiener diese Frage schon länger umtreibt, ist spürbar. Nicht die Verursacher von Klimawandel, Umweltverschmutzung, Landraub oder Tierleid zahlen ihrer Ansicht nach die Kosten für ihr Tun. Im Gegenteil - sie verdienten ja noch daran.
Wiener plädiert dafür, einen Preis für alles Handeln festzulegen: Was kostet uns Wasserverschmutzung oder Massentierhaltung mit all ihren Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit?
Lebensmittel sind kostbar
Die Starköchin rechnet vor: Wenn man alle Folgekosten miteinbezieht, wird Fleisch so teuer, dass sich die vorherrschende Form der Produktion nicht lohnt – mit hörneramputierten Kühen, Hühnern mit gekappten Schnäbeln und Schweinen, die auf Spaltböden permanent das Ammoniak aus ihrem eigenen Urin einatmen und deshalb kaputte Lungen haben.
Wiener argumentiert zunehmend engagiert: Irgendjemand bezahlt in ihren Augen immer für das Billigfleisch; im Zweifel sind es die eigenen Kinder. Die Menschen hätten zudem kein Gefühl mehr für die Kostbarkeit von Lebensmitteln.
Schnitzel zum niedrigsten Preis
Werbung, Marketing und Lobbyisten lügen Wiener zufolge permanent. Grosskonzerne verursachten im Zuge der Globalisierung eine Wettbewerbsverzerrung, böten überall die gleichen Industrieprodukte an – und die Konsumenten liessen sich obendrein bereitwillig betrügen, um das Schnitzel beim Discounter zum Dumpingpreis kaufen zu können.
Was braucht es, um Veränderungen herbeizuführen? Auch hier zeigen die Antworten der 53-Jährigen, dass ihr das Thema gesunde und tierfreundliche Ernährung eine Herzensangelegenheit ist. Die Menschen sollten sich das Diktat der industriellen Lebensmittel nicht mehr gefallen lassen.
Selber kochen, regionale Produkte einkaufen
Sie sollten wieder selbst kochen mit ökologisch hergestellten, regionalen und saisonalen Lebensmitteln und Discounter mit ihren vereinheitlichten Massenprodukten meiden.
Politisch braucht es in Wieners Augen Vorgaben zur bodengebundenen Tierhaltung, bei der nur so viele Tiere gehalten werden dürfen, wie das Land ohne Futterzukäufe ernähren kann.
"Und wer soll das tun, wer ist eine gültige Stimme?", fragt Düringer. "Diejenigen, die erkennen, dass etwas grundlegend falsch läuft, müssen losgehen und vormachen, was sie für richtig halten", antwortet Wiener. "Wie bei den Bienen – da fliegen auch nur zwei Prozent vor und legen eine neue Spur."
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