Die erste nationale Ernährungserhebung der Schweiz zeigt: Vor allem die Männer hierzulande essen deutlich mehr Fleisch als empfohlen wird. Und das ist bei weitem nicht die einzige Ernährungsgewohnheit, die die Schweizer schlecht wegkommen lässt.
Für die Studie "menuCH" hat das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne im Auftrag der Bundesämter für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2.000 Erwachsene aus der ganzen Schweiz zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Fünf teils erschreckende Ergebnisse:
1. Die Schweizer essen zu viel Fleisch
- 780 Gramm Fleisch und Wurst vertilgt der Schweizer durchschnittlich pro Woche. Ernährungswissenschaftler empfehlen nur 240 Gramm.
- Besonders heftig ist der Unterschied zwischen Soll und Ist bei den Männern: Mit 980 Gramm essen die Kerle fast doppelt so viel Fleisch wie die Frauen.
2. Milchprodukte kommen zu selten auf den Tisch
- Bei Milch und Milchprodukten nimmt die Schweizer Bevölkerung täglich zwei anstatt der empfohlenen drei Portionen zu sich.
- Der Konsum in der Deutschschweiz ist dabei höher als in den italienisch- und französischsprachigen Landesteilen.
3. Viele Menschen sind Obst- und Gemüse-Muffel
- Nur 13 Prozent der Befragten folgen der Ernährungsempfehlung von fünf Portionen Obst oder Gemüse am Tag.
- Immerhin: 87 Prozent der Befragten gaben an, täglich ein oder zwei Mal zu Obst oder Gemüse zu greifen.
- Es gibt regionale Unterschiede: In der italienischsprachigen Schweiz essen 22 Prozent nur einmal am Tag Obst oder Gemüse. Weniger Vitamin-Muffel gibt es im deutschsprachigen Teil (13 Prozent) und in der Westschweiz (zwölf Prozent).
4. Fast jeder zweite Schweizer hat Übergewicht
- Die unausgewogene Ernährung macht sich auf der Waage bemerkbar: 44 Prozent der Schweizer sind übergewichtig.
- Bei Männern ist der Anteil der Übergewichtigen mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen.
- Das Problem mit den zusätzlichen Pfunden betrifft die Menschen in allen Landesteilen gleichermassen.
5. Abends wird gekocht, mittags auswärts gegessen
- 71 Prozent verpflegen sich am Mittag auswärts. 35 Prozent gaben sogar an, nie ein Mittagessen zu kochen.
- Abends hingegen stehen die Schweizer deutlich öfter am Herd: Nur jeder fünfte kocht dann nie.
Die Ergebnisse der Studie sollen den Behörden bei der Ausarbeitung einer Ernährungsstrategie für die Jahre 2017 bis 2024 helfen.
Zu beachten ist, dass die Ergebnisse zum Körpergewicht und zum Konsum von Obst und Gemüse noch vorläufig sind. Bislang wurden nur die Daten der Teilnehmer zwischen 18 und 64 ausgewertet. Die der 65- bis 75-Jährigen fehlen.
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