- Nachdem die kostenlosen Bürgertests für alle abgeschafft sind, legen sich viele wieder vermehrt Selbsttests zu.
- Wichtig ist dabei, die Anleitung korrekt zu befolgen, denn es gibt viele Fehlerquellen.
Mit frei erhältlichen Selbsttests kann sich jeder und jede daheim auf das Coronavirus testen. Doch auch wenn die beigelegte Beschreibung eigentlich keine Fragen offen lässt, gibt es bei der Anwendung der Antigen-Schnelltests aus Supermarkt, Drogerie oder Apotheke immer wieder Unsicherheiten. Ein HNO-Arzt erläutert typische Anwendungsfehler, die nach wie vor passieren – und wie man sie vermeidet.
1. Die Aufbewahrung
Die Lagerung: Nicht zu kalt und nicht zu warm sollte der Karton in der Wohnung liegen. Also weder im Gefrierschrank noch in der prallen Sonne – Studien deuten darauf hin, dass solch eine Lagerung die Ergebnisse des Tests verfälschen könnte.
"Sie können ganz normal bei Raumtemperatur aufbewahrt werden", empfiehlt HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing aus Starnberg. Bei welchen Temperaturen der Karton mit dem Test gelagert werden darf, steht in der Regel auf der Verpackung oder zumindest im Beipackzettel.
Besondere Vorsicht ist auf Reisen geboten nimmt: Wer Selbsttests mitnimmt, sollte bedenken, dass die Temperatur etwa im Auto deutlich zu hoch werden könnte.
2. Kühl gelagert? Dann nicht sofort anwenden
Wichtig ist: Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen Lagertemperatur und Anwendungstemperatur. Zum Zeitpunkt der Anwendung sollten die Tests stets Raumtemperatur haben – wer sie also an einem kühleren Ort gelagert hat, sollte sie für eine gewisse Zeit auf der Arbeitsfläche liegen lassen und nicht sofort benutzen.
3. Anleitung zur Hand haben – jeder Test ist anders
Bei dem einen muss der Tupfer für eine Minute in der Flüssigkeit verbleiben, bei dem anderen nicht. Mal sind es vier Tropfen, mal drei, die man auf die Kassette träufeln muss. Wichtig ist daher, sich bei jedem Test die Anleitung vor der Durchführung anzusehen und die Schritte korrekt zu befolgen.
4. Mangel an Hygiene kann Ergebnis verfälschen
Nun zur Durchführung – oder das, was davor unbedingt kommen muss: Hygiene ist elementar, um das Testergebnis nicht zu verfälschen. Darum sollte die Arbeitsfläche sauber sein und bevor man loslegt, wäscht man sich gründlich die Hände – unter anderem, weil man nach dem Rühren der Tupferspitze in der Pufferlösung einen Verschluss mit Ausguss auf das Röhrchen stecken muss.
5. Wäscheklammer zur Hand haben
Wer mehrere Personen, zum Beispiel sich und seine Kinder, testet, kann die Teströhrchen nicht alle in der Hand halten. Junge-Hülsings Tipp: Wäscheklammern verhindern das Umfallen. Die klemmt man unten an die Röhrchen. Dort sind sie quasi eine Stütze und sorgen dafür, dass die Röhrchen aufrecht stehen und man problemlos arbeiten kann. Viele Tests liefern allerdings auch Halterungen mit, die man dafür benutzen kann.
6. Vorher gründlich Nase putzen? HNO-Arzt rät ab
Es ist nach Angaben des Mediziners keine gute Idee, sich vorher gründlich die Nase zu putzen. Dies hat womöglich den gleichen Effekt wie das Aussparen eines Lochs: zu wenig Sekret am Tupfer.
Einen Anhaltspunkt dafür, dass vergleichsweise wenig Sekret am Tupfer gelandet ist, liefert nach Angaben von Junge-Hülsing die Farbe des Kontrollstriches auf der Testkassette.
"Ist dessen Farbe nur sehr blass, spricht das für wenig Sekret." Dann steige das Risiko eines falsch-negativen Ergebnisses, so der Arzt. Also, dass der Test negativ ausfällt, obwohl man positiv ist.
7. Nur ein Nasenloch reicht nicht
Der Abstrich: In aller Regel ist für den Selbsttest ein Nasenabstrich gefordert. Und zwar in beiden Löchern. Es reicht doch, den Tupfer in eines zu stecken, könnte man meinen – ein Trugschluss. "Dadurch bekommt man womöglich zu wenig Sekret an den Tupfer", sagt Junge-Hülsing. Der Tupfer gehört also in beide Löcher.
8. Wie weit muss der Tupfer in die Nase?
Ansonsten gilt beim Umgang mit dem Tupfer: Vorsicht und Gefühl. Bei den Selbsttests muss der Tupfer nicht bis in den Übergang von Nase zu Rachen geschoben werden. Zwei bis vier Zentimeter tief ins Nasenloch, das genügt. Und zwar flach in Richtung Gehörgangsboden und nicht schräg nach oben – dabei drohen Verletzungen.
9. Das bedeuten die Striche wirklich
Das Ergebnis: Hier lauert nach Einschätzung des HNO-Mediziners die wohl grösste Fehlerquelle. Viele halten nämlich einen Strich bei C für ein positives Ergebnis. Dabei steht C nicht für Corona, sondern für Control, also Kontrolle. "Wenn bei C kein Strich ist, ist der Test nicht verwertbar." Das T steht für Test – das ist die relevante Stelle für die Frage, ob man positiv oder negativ ist. Konkret bedeutet das:
- Sind bei C und T Striche zu sehen, ist der Test positiv ausgefallen.
- Ist nur bei C ein Strich zu sehen, ist der Test negativ.
- Ist nur bei T ein Strich zu sehen, ist er ungültig – das gilt auch, wenn gar kein Strich erscheint.
10. Negativer Test mit Vorsicht zu geniessen
Und was fängt man mit dem Ergebnis an? "In dem Moment, wo der Test positiv ist, ist Sense", so formuliert es Junge-Hülsing. Was er damit meint: Ab dann sollte man Kontakte meiden und sich umgehend um einen genaueren PCR-Test bemühen, um das Ergebnis des Selbsttests zu bestätigen.
Ein negativer Selbsttest wiederum ist kein Freibrief. Nicht nur aufgrund möglicher Anwendungsfehler bietet er keine Garantie, dass man nicht doch positiv und ansteckend ist. Experten wie der Virologe Christian Drosten weisen darauf hin, dass die Tests gerade am Anfang der Infektion oft noch negativ ausfallen – obwohl man womöglich bereits genug Viren in sich trägt, um andere anzustecken.
Man tut also gut daran, die Hygieneregeln auch bei negativem Selbsttest-Ergebnis weiterhin einzuhalten. (dpa/af)
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