• Panikattacken äussern sich durch starke Angst und unangenehme Symptome wie zum Beispiel Atemnot, Zittern oder Schwindelgefühle.
  • Oft haben Panikattacken psychische Ursachen, sie können aber auch körperlich bedingt sein.
  • Es ist sinnvoll, sich den Ängsten in einer Therapie zu stellen.

Mehr zum Thema Gesundheit

Der Hals fühlt sich an wie zugeschnürt, das Herz rast und man kann keinen klaren Gedanken mehr fassen: Wer unter Panikattacken leidet, kennt solche Symptome. Doch auch, wenn es sich in einer akuten Situation so anfühlen mag: Man ist den Attacken nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann selbst etwas tun. Beispielsweise, indem man in einer Psychotherapie Strategien erlernt, um mit den Ängsten umzugehen.

Was ist eine Panikattacke?

Unter einer Panikattacke versteht man laut Robert-Koch-Institut eine starke Angst, die sehr plötzlich auftritt und Betroffene regelrecht überwältigt. Sie äussert sich sowohl körperlich wie auch psychisch. An sich ist Angst eine nützliche Reaktion des Körpers: Sie setzt Energie frei und erhöht die Aufmerksamkeit, um in einer Gefahrensituation bestmöglich reagieren zu können.

"Bei Panikattacken handelt es sich aber um eine Alarmreaktion, deren Intensität meist nicht im Verhältnis zur jeweiligen Situation steht", sagt Klaus-Dirk Kampz, Geschäftsführer und Gründer der My Way Psychiatrischen Klinik in Eckenhagen, auf Anfrage unserer Redaktion. Wer unter Panikattacken leidet, kann zum Beispiel plötzlich Todesangst verspüren, während er eigentlich in Ruhe auf dem Sofa sitzt und eine Serie schaut.

Welche Ursachen können hinter einer Panikattacke stecken?

Es ist individuell verschieden, wodurch Panikattacken ausgelöst werden und welche Ursache sie haben. Es gibt Hinweise darauf, dass unter anderem genetische Veranlagungen Panikattacken begünstigen können, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt. Auch Traumata können eine Ursache für Panikattacken sein, etwa durch belastende Erlebnisse aus der Kindheit.

Bestimmte Auslöser führen dann im Alltag dazu, dass sich eine Panikattacke entwickelt. "Auslöser sind beispielsweise starke Emotionen durch Beziehungskonflikte oder auch berufliche Veränderungen sowie innere Zerrissenheit und Verlustängste, die die Betroffenen überfordern", sagt der Experte.

Panikattacken treten allerdings nicht nur dann auf, wenn jemand gerade stark gestresst ist, sondern können sich auch in Ruhephasen entwickeln. Oft haben Betroffene zuvor eine lang andauernde Stressphase erlebt und sind dadurch innerlich stark angespannt, was sich dann durch eine Panikattacke entlädt. "Oftmals wurden auch die vorhandenen mentalen Abwehrkräfte regelrecht aufgezehrt, zum Beispiel durch eine schwere Depression", sagt Kampz.

Panikattacken können aber auch körperliche Ursachen haben, zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion. Auch Nebenwirkungen einiger Medikamente können Panikattacken auslösen. Deshalb sollte man sich bei Panikattacken immer auch körperlich untersuchen lassen.

Wie äussert sich eine Panikattacke?

Körperlich typisch für eine Panikattacke ist es, dass Betroffene beschleunigt atmen oder sogar hyperventilieren. Es kann dadurch vorkommen, dass sie das Gefühl haben, zu wenig Luft zu bekommen oder zu ersticken. "Des Weiteren leiden sie häufig unter Herzrasen, Brustschmerzen, Hitzegefühl, Schweissausbrüchen, Zittern und Schwindel", zählt der Experte auf.

Zu den psychischen Beschwerden zählt eine plötzlich auftretende und sehr schnell wachsende Angst – beispielsweise davor, die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden oder zu sterben. Weil eine Panikattacke sich sehr intensiv anfühlt, können Betroffene in einem solchen Moment oft nicht mehr rational denken. "Das führt dazu, dass körperliche Signale fehlinterpretiert und dramatisiert werden", sagt Kampz.

Was kann man gegen Panikattacken tun?

Wer unter Panikattacken leidet, sollte sich zunächst einmal fachärztlich untersuchen lassen, um körperliche Ursachen für die starken Ängste auszuschliessen. In vielen Fällen sind Panikattacken allerdings psychisch bedingt und es lässt sich keine körperliche Ursache finden.

Eine Psychotherapie ist bei Panikattacken sinnvoll, beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie. "Dabei finden Patienten gemeinsam mit professioneller Unterstützung heraus, welche Ängste sie besonders belasten und wie sie es schaffen, diese zu bewältigen", sagt der Experte.

Wichtig ist es dabei, gegen sogenannte Vermeidungsstrategien vorzugehen: Betroffene entwickeln sie oft, um vor Ängsten zu fliehen oder sie zu unterdrücken. Wer zum Beispiel beim Einkaufen eine Panikattacke erlebt hat, vermeidet danach womöglich den Gang in den Supermarkt. Das führt schnell zu einem Teufelskreis, in dem Betroffene immer mehr vermeiden. Entscheidend ist es, sich stattdessen den Ängsten zu stellen. "Dadurch kann es gelingen, die Angst vor der Angst wieder zu verlieren und so den Teufelskreis zu durchbrechen", sagt der Experte.

Nicht nur wegen der Vermeidungsstrategien ist es wichtig, etwas gegen Panikattacken zu unternehmen: "Wenn sie unbehandelt bleiben, können sie zu weiteren psychischen Leiden führen", erläuert Kampz. Dazu zählen etwa Depressionen oder Abhängigkeiten von Alkohol oder Beruhigungsmitteln.

Anwendung eines Defibrillators

Für den Notfall: So einfach benutzen Sie einen Defibrillator

Laut Oliver Gebhard vom Bayerischen Roten Kreuz sollte es mehr Defibrillatoren an leicht zugänglichen Stellen geben. Dadurch könnte die Zahl von Opfern eines Herz-Kreislaufstillstandes ausserhalb eines Krankenhauses deutlich reduziert werden. Vor der Nutzung solch eines Gerätes will Gebhard die Angst nehmen. (Foto: Michael Trampert)

Wer ist besonders betroffen?

Letztlich können Panikattacken bei jedem Menschen auftreten, unabhängig von Alter und Geschlecht oder dem Gesundheitszustand. Häufig sind Kampz zufolge aber Menschen betroffen, die Schwierigkeiten haben, mit bestimmten Emotionen und Stress umzugehen.

Was kann man selbst akut bei einer Panikattacke tun?

Es gibt einige Strategien, mit denen man sich selbst wieder beruhigen kann. "Dazu gehört es, etwas zu machen, das entspannend wirkt", sagt Kampz. Es kann etwa helfen, die eigene Atmung bewusst zu kontrollieren oder etwas bei sich zu tragen, das positive Gefühle auslöst, zum Beispiel ein Foto. "Auch einfache Ablenkungen können dabei helfen, sich nicht in die Angst hinein zu steigern," sagt der Experte: etwa ein Gummiband am Handgelenk schnalzen zu lassen oder sich auf bestimmte Bewegungen zu konzentrieren. "Wenn möglich, wenden Betroffene gezielt die Übungen an, die sie als zielführend in einer Therapie erprobt haben."

Wichtig ist es auch, sich in der Situation bewusst zu machen, dass es sich um eine Panikattacke handelt, die zwar lästig und unangenehm, aber medizinisch ungefährlich ist. "Betroffene müssen sich selbst immer wieder sagen, dass ihnen nichts passiert, sie sich in keiner realen Gefahr befinden und sie in der Lage sind, die Angst auszuhalten."

Über den Experten:
Klaus-Dirk Kampz ist Geschäftsführer und Gründer der My Way Psychiatrischen Klinik in Eckenhagen. Er begann seine Karriere mit einem Studium der Betriebswirtschaft und ist seit 35 Jahren im Gesundheitswesen tätig, 33 Jahre davon leitend. 2012 gründete er die Klinik in Eckenhagen. Die Schwerpunkte liegen insbesondere auf Krankheiten wie Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen.

Verwendete Quellen:

  • Anfrage bei Klaus-Dirk Kampz
  • Robert Koch-Institut und Statistisches Bundesamt: Angststörungen, Heft 21, Gesundheitsberichterstattung des Bundes
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Aus der Forschung 2010, "Ein Gen, das Panik auslöst: Veränderte Genaktivität ist an der Entstehung von schwerwiegenden Panikattacken beteiligt"
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.