Geniessen und Entspannen mit allen Sinnen: Mahlzeiten machen das möglich. Doch im Alltag kann das Essen zur Stressfalle werden. Silke Restemeyer, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, kennt die Gefahren, die beim Essen lauern.
Appetitkiller Streit
Gemeinsame Mahlzeiten bieten eine Möglichkeit, die ganze Familie zu sehen. Doch was als schönes Ritual der Entspannung dienen könnte, wird oft zum Problemfall: Eltern konfrontieren etwa ihren Nachwuchs mit deren schlechten Schulnoten, Kinder wollen endlich mehr Taschengeld. Und schon ist die Stimmung im Keller. Restemeyer stellt klar: "Vermeiden Sie Streitthemen am Tisch! Das gilt auch für gemeinsame Mahlzeiten im Job." Es ist schliesslich für alle Kollegen entspannender, wenn keine beruflichen Probleme diskutiert werden und die Mittagszeit wirklich eine Pause ist. Wer sich in Sachen Themenwahl diszipliniert, kann also das Essen und die damit verbundene Zeit der Erholung mehr geniessen.
Unangenehme Themen meiden
Es ist aber nicht nur der Streit, der die Essenspause zur Stressfalle werden lässt. Auch kontroverse, unangenehme oder gar unappetitliche Themen sollten beim Essen tabu sein. Die Smalltalk-Regel, über nichts Politisches, Religiöses oder Negatives wie Krankheiten zu sprechen, macht auch bei Mahlzeiten Sinn. Besonders, wenn man gemeinsam mit Menschen isst, die einem unbekannt sind, wie zum Beispiel bei Seminarpausen oder Festen.
Kein Mittagessen am Schreibtisch
Einer der Hauptstressfaktoren beim Essen ist die Arbeit. "Viele Berufstätige nehmen sich nicht die Zeit, um in der Mittagspause in die Kantine zu gehen. Sie essen stattdessen am Schreibtisch und arbeiten nebenbei am Computer", berichtet Restemeyer. Und das stresst den Körper ganz besonders. Denn er kann so das Sättigungsgefühl schlechter wahrnehmen als zum Beispiel bei einem ruhigen Essen in der Kantine. Statt einer richtigen Mahlzeit, die den Namen auch verdient, verspeisen viele Berufstätige zudem immer wieder kleine Happen zwischendurch wie Schokolade oder Kekse. Auch das ist kontraproduktiv - nicht nur für die schlanke Linie. "Versuchen Sie auch bei grossem Stress langsam und bewusst Ihre Mahlzeiten zu sich zu nehmen und jeden Bissen gut zu kauen", rät die Ernährungsexpertin. Gerade wenn Sie sowieso schon unter Stress stehen, sollten Sie sich fürs Essen genügend Zeit nehmen und Ihren Stresspegel nicht noch weiter erhöhen.
Fernsehen, Computer, Smartphone & Co
Doch nicht nur während der Arbeitszeit verbinden viele Zeitgenossen das Essen mit anderen Tätigkeiten, sondern auch in der Freizeit. Viele haben das Bedürfnis, sich auch während der Mahlzeiten mit Fernsehen, Computerspielen oder dem Smartphone die Zeit zu vertreiben. Schade, wenn einem aufwendig gekochten Essen so wenig Aufmerksamkeit zukommt. Darüber hinaus macht sich Ablenkung bei der Nahrungsaufnahme auch auf der Waage bemerkbar, weil man unbewusst weiterisst, obwohl man schon satt ist.
Stressfaktor Lautstärke
Auch laute Musik und Lärm stressen beim Essen. Sie führen dazu, dass Menschen schneller mehr Nahrung zu sich nehmen und das Sättigungsgefühl ignorieren. Eine ruhige Atmosphäre ist dagegen bei der Einnahme der Mahlzeiten besonders erholsam.
Persönliche Stressoren
Was den einzelnen Menschen stresst, kann zudem höchst unterschiedlich sein. Der eine findet Smalltalk beim Essen höchst anstrengend, der andere blüht dabei geradezu auf. Manch einer stört sich an den schlechten Tischmanieren Anderer, während einige Zeitgenossen beim Essen am liebsten schweigen. "Finden Sie für sich heraus, was Sie besonders stresst und versuchen Sie dann, solche Situationen auf Dauer zu vermeiden - auch wenn das im Einzelfall nicht immer möglich sein wird", empfiehlt Restemeyer. Achten Sie also auf Ihre Bedürfnisse. Wenn Sie selbst entspannter sind, tun Sie sich und Ihren Mitmenschen einen Gefallen!
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