Immer mehr Lebensmittel-Händler und -Erzeuger richten ihr Angebot nach den individuellen Wünschen der Käufer aus und bieten interessante Einkaufs-Alternativen an. Wir stellen zehn spannende Konzepte vor.
Der Gang in den Supermarkt kann bisweilen ganz schön nervtötend sein: Man muss sich an die Öffnungszeiten halten, sucht drinnen oft lange nach den gut "versteckten" Waren von der Einkaufliste, steht sich an der Kasse die Beine in den Bauch, um schliesslich die schweren Einkaufstüten nach Hause zu schleppen. Wir stellen Ihnen hier Alternativen zum gemeinen Supermarkt vor.
Supermarkt nach Rezept – Das "Kochhaus"
Berlin ist um eine weitere Attraktion reicher. Seit September 2010 beherbergt die Stadt an der Spree den weltweit einzigartigen Laden "Kochhaus – Das begehbare Rezeptbuch". Die Idee hinter dem Konzept: Ein Geschäft, in dem man alle Zutaten für ein Kochrezept kaufen kann –frisch, genau abgewogen und auf die benötigte Menge portioniert.
Statt nach Warengruppen, wie in üblichen Supermärkten, ist das "Kochhaus" dann auch in die Bereiche Vorspeise, Hauptspeise und Dessert unterteilt und jeweils nach Rezepten sortiert. So genannte "Rezepttische" präsentieren auf grossen Displays jedes einzelne der rund 20 ständig wechselnden Gerichte und informieren über die dafür jeweils benötigten Zutaten, den Menüpreis pro Person sowie über den Koch-Schwierigkeitsgrad. Der Kunde muss nur noch nach Rezept einkaufen und die bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung nachkochen.
Neu: Über die Homepage kochhaus.de können jetzt auch alle Gerichte online bestellt werden. Ein deutschlandweiter Lieferdienst bringt die Zutaten inklusive Rezept bequem und frisch bis an die Haustür.
Drive-In-Supermärkte
Im Online-Supermarkt die Einkaufstüten füllen, Wunschabholtermin angeben und bequem am Drive-In-Schalter die Ware in den Kofferraum heben lassen. Klingt nach Zukunftsmusik? In Köln und Hannover gehört das Einkaufen am Drive-in längst zum Alltag. Die Handelsketten "Real" und "Rewe" testen in den beiden Städten seit Mitte beziehungsweise Ende 2010 das neue, bequeme Einkaufsmodell der Zukunft. Setzt sich das Konzept durch, sollen bald auch Filialen in anderen Städten folgen.
Food-Coop – Lebensmittelgenossenschaften
Nach dem Motto "Gemeinsam, statt einsam" funktionieren so genannte "Food-Coops" (engl. "food cooperative", dtsch. etwa "Lebensmittelgenossenschaft"): Mehrere Personen oder Haushalte schliessen sich zum gemeinsamen Einkauf vorzugsweise ökologischer, regionaler und/ oder fair gehandelter Waren zusammen. Durch den direkten Bezug über den Erzeuger und durch die grössere Bestellmenge sind die Bio-Lebensmittel erheblich günstiger als im Einzelhandel. Darüber hinaus können so Bauern aus dem Umland, die ökologische Landwirtschaft und der faire Handel gefördert werden.
Alles Wissenswerte zu dem Thema "Food-Coop" sowie eine Liste der Lebensmittelgenossenschaften in Deutschland findet sich auf der Internetseite foodcoops.de.
Shop & Go - Convenience-Shops
So genannte "Convenience-Shops" schiessen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Der Grund: Die Kunden verlangt es immer mehr nach zeitlicher Flexibilität, Schnelligkeit und guter Erreichbarkeit. Statt des geplanten Vorratskaufs im Supermarkt gönnt man sich die Freuden des Spontaneinkauf nach dem Motto "Shop & Go".
Und das bieten "Convenience-Shops": Die kleinen Läden mit einer Verkaufsfläche bis 300 m² verfügen über ein breites, aber flaches Warensortiment, bieten lange Öffnungszeiten, schnelle Abläufe und liegen auf dem Weg - also an Einkaufs- und Geschäftsstrassen, Autobahnen, in Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen, Einkaufszentren oder am Flughafen.
Auch grosse Handelsketten setzen seit neuestem auf diesen Einkaufstrend. So hat "Rewe" in Köln vor wenigen Wochen seinen ersten Convenience-Mini-Supermarkt eröffnet, mit dem bezeichnenden Namen "Rewe to Go". Weitere Filialen in anderen deutschen Städten sollen folgen.
"KommtEssen"
Zeitersparnis und vor allem eine gesunde, ausgewogene Ernährung stehen bei "KommtEssen" im Vordergrund. Bei dem Lieferdienst mit Sitz in Hamburg wird einem von der alltäglichen Mahlzeitenplanung bis zum Einkauf alles abgenommen. Nur kochen muss der Kunde noch selbst.
Wöchentlich oder im Zwei-Wochen-Rhythmus bringt "EssenKommt" zwischen 17 und 22 Uhr frische Zutaten und die dazugehörigen Rezepte für wahlweise fünf oder drei tägliche Mahlzeiten direkt bis vor die Haustür. Damit kann man den Stress à la "Was kochen wir heute?" und den wöchentlichen Grosseinkauf im überfüllten Supermarkt ganz einfach umgehen.
Die Liefergebiete umfassen bislang Schleswig-Holstein sowie Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf und München. Die Preisliste und die wöchentlichen Menüpläne gibt es über kommtessen.de.
Der "Volks-Supermarkt"
In Grossbritannien macht gerade ein neuer Trend Furore: "The People's Supermarket". Hier betreiben die Verbraucher selbst ihren ganz eigenen Supermarkt. "The People's Supermarket" funktioniert im Grunde wie eine Food-Coop: Für umgerechnet rund 28 Euro kann man in der Genossenschaft Mitglied werden. Dafür bekommt man ein Mitbestimmungsrecht, was in dem Supermarkt verkauft wird und erhält pro Einkauf noch zehn Prozent Rabatt.
Mit der Mitgliedschaft verpflichtet man sich allerdings auch, vier Stunden im Monat als Kassierer, Regalauffüller oder hinter der Wurst- und Fleischtheke des Supermarkts zu arbeiten – für lau.
Die Idee zu dem "Volks-Supermarkt" hatte Arthur Potts Dawson. Den Berufskoch ärgerte die Ausbeutung der Discounter-Mitarbeiter und er überlegte sich ein Konzept für einen Supermarkt, der von grossen Konzernen weitgehend unabhängig ist.
Das Modell hat aber auch seine Schattenseiten: Viele Mitarbeiter halten es mit dem Dienstplan eher locker oder mischen sich mit teils sehr gegensätzlichen Interessen ins Tagesgeschäft ein – da ist ein gewisses Chaos nicht ausgeschlossen. Ob und wann es einen solchen "Volks-Supermarkt" auch bei uns in Deutschland geben wird, ist noch offen...
Noch bequemer als diese zehn Supermarkt-Alternativen, leider auf Dauer aber auch deutlich teurer, ist wohl nur noch der allabendliche Restaurant-Besuch...
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