Firmen wollen ihre Produkte möglichst oft an den Mann bringen und greifen dabei nicht selten zu zwielichtigen Methoden. Welche das sind, zeigte die Sendung "Marktcheck" im SWR.

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Lebensmittel-Hersteller haben eine klare Vorgabe: Sie müssen auf der Verpackung den Fett- und Kalorienanteil pro 100 Gramm kennzeichnen.

Doch diese Angabe findet man meist nur recht klein und versteckt auf der Verpackung. Relativ gross hingegen drucken viele Unternehmen die irreführende Angabe zur Portionsgrösse. Die findet sich auch gern auf die Vorderseite eines Produkts.

Somit haben Chips auf den ersten Blick weit weniger Fett, Zucker und Kalorien, als der Verbraucher vermutlich dachte.

Die grosse Portionen-Lüge der Lebensmittel-Hersteller

Die Folge: Der Käufer rechnet sich das Produkt "gesund", der Verkauf steigt.

Die Kaufbereitschaft wird durch das Gefühl begünstigt, kein schlechtes Gewissen beim Schlemmen haben zu müssen.

Dieses Verhalten von Käufern bestätigt Ossama Elshiewy vom Institut für Konsumentenforschung der Uni Göttingen gegenüber des SWR-Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins "Marktcheck".

Bleiben wir beim Beispiel der beliebten frittierten Kartoffelscheiben: Eine Portion Chips, das sind laut Herstellerangaben rund 30 Gramm. Mit der Portionsmenge, die man normalerweise tatsächlich isst, hat dieser Wert jedoch nichts zu tun.

Die Portionen, die Käufer zu sich nehmen, sind im Schnitt laut einer "Marktcheck"-Umfrage unter Verbrauchern mindestens doppelt so gross wie die Portionsangaben der Hersteller.

Das bedeutet: Man nimmt viel mehr Zucker, Salz und Fett zu sich, als man denkt. Statt 160 kcal bei einer vom Hersteller definierten Portion, wandern schnell mal 560 kcal in den Mund.

Ein konkretes Beispiel liefert die Sendung anhand einer Steinofenpizza. Die Angaben auf der Vorderseite der Verpackung beziehen sich hierbei oftmals nur auf eine halbe Pizza, manchmal sogar noch auf viel weniger.

Verbraucherschützer fordern neue Angabe für Portionsgrössen

Der Verbraucher sitzt so der Lüge auf, er würde mit der gesamten Pizza nur die auf der Vorderseite genannte Anzahl an Kalorien zu sich nehmen.

Die Verbraucherzentralen fordern Konsequenzen, die eine solche Irreführung der Käufer durch die fehlleitende Angabe der Hersteller verhindert.

Verbraucherschützer empfehlen beispielsweise für Süssigkeiten, dass die Portionsgrösse nicht in Gramm, sondern in Stückzahlen angegeben wird.

Dies soll vor allem für Lebensmittel gelten, die einzeln portioniert sind, wie etwa Weingummi-Schlangen oder auch Schokobonbons, da Käufer nur schwer abschätzen können, wie viel Gramm ein einzelnes Stück hat.

Beim Beispiel der Gummischlange etwa gilt, dass die Portionsgrösse vom Hersteller so berechnet wird, dass man laut Recherche-Ergebnissen von "Marktcheck" einen Teil der Schlange abtrennen müsste, also nicht mitessen dürfte, da die ganze Schlange die angegebene Portionsgrösse bereits überschreitet.

Fiese Betrugsmasche: Kostenlose Kreditkarte via Telefon

Doch nicht nur wenn es ums Essen geht, werden Verbraucher in die Irre geführt - auch bei Finanzprodukten sollten Kunden genauer hinschauen.

Ihnen wird eine kostenlose Mastercard Kreditkarte angeboten? Klingt zu schön, um wahr zu sein - und ist es auch. Wer einen Anruf mit einem solchen Angebot erhält, sollte von einer Bestellung der Karte absehen.

Denn hinter der gebührenfreien Mastercard steckt nach Angaben der Verbraucherzentrale in aktuellen Fällen der unseriöse Anbieter "VeriPay".

Zahlreiche Websites warnen vor diesem Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden, denn: Wer Post per Nachname von diesem Anbieter zugestellt bekommt, wird zu einer Zahlung von 80 bis 100 Euro aufgefordert.

Das Geld zurückzubekommen ist nicht immer einfach: Ländergrenzen, sprachliche Hürden, nationale Beschränkungen - wer im Betrugsfall von seinen Rechten Gebrauch machen möchte, stösst recht schnell an seine Grenzen.

Wie gut arbeiten Installateure? Der Heizungs-Test

Weiter geht es in der Sendung mit dem Test von Dienstleistern. "Marktcheck" inszeniert eine Heizungswartung, bei der drei Handwerker ihr Können unter Beweis stellen sollen.

Doch statt Warmwasser-Wartung haben diese oftmals etwas anderes im Sinn.

Sie fegen stundenlang Dreck zur Seite, pinkeln ins Kellerwaschbecken, drehen verzweifelt mit Zangen an Rohren, deren Bedeutung sie nicht recht kennen - oder tun tatsächlich einfach gar nichts: Was klingt wie in einer Komödie, ist bittere Realität.

Auch wenn sich die Kosten bei allen drei Installateuren auf normalem Level zuzüglich Ersatzteile bewegen, stellt sich die Frage, ob die ersetzten Teile aber überhaupt defekt sind.

Dies wurde in keinem der drei Fälle überhaupt überprüft. Wer sich als Kunde nicht selbst mit der Materie auskennt und genau weiss, worauf er nach einer Reparatur achten muss, sitzt dem Schwindel der Handwerker auf.

Doch Sachverständiger Dennis Meisen, der den Test für "Marktcheck" durchgeführt hat, gibt den Tipp: Beauftragen Sie mit einer solchen Reparatur eine kleine, noch inhabergeführte Firma, die bei schlechter Arbeit ihren guten Ruf zu verlieren hat und daher Wert darauf legt, ein zufriedenstellendes Ergebnis abzuliefern.

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