Tantra und Yoga - passt das zusammen? Und wie! Bei beiden indischen Traditionen geht es um die Harmonie von Körper, Geist und Seele. Gut tun soll das nicht nur dem Liebesleben, sondern der gesamten Lebenslust.
Tantra und Yoga stammen beide aus Indien. Doch was genau soll Tantra Yoga sein? Bei dem Stichwort denken Laien natürlich zunächst an Sex, denn Tantra gilt als die indische Lehre der Liebeskunst.
Dabei wird aber übersehen, dass es beim Tantra nicht nur um Körperlichkeit geht, sondern um die Verbindung von Körper, Geist und Seele. Und das wiederum harmoniert mit dem Konzept von Yoga.
Was macht Tantra Yoga so besonders?
Der eigenen Körperintelligenz vertrauen und auf die inneren Signale hören - das ist ein Grundpfeiler von Yoga im Allgemeinen. Im Tantra Yoga gilt dieser Ansatz ganz besonders. Wenn man in Kontakt mit seinem inneren Wissen kommt, werden Spannungen und Ängste gelöst - so die Idee.
Der spirituelle Hintergrund: Für ein erfülltes Leben gilt es, den universellen Energiefluss zu erkennen und die eigene Kraft damit zu verbinden. Diese Energie basiert auf der Polarität des Universums: Erst wenn das passive, männliche Prinzip des Bewusstseins (Shiva) mit dem aktiven, weiblichen Prinzip der Energie (Shakti) vereint wird, verschmilzt auch die Kundalini-Kraft mit dem Höchsten.
Die für das Tantra Yoga wichtige Kundalini-Kraft wird durch verschiedene Rituale erweckt und steigt durch die Chakren auf, damit sie sich im Kronen-Chakra mit dem Absoluten verbinden kann.
Zugegeben: Für Laien klingt das erstmal sehr abgehoben, schamanistisch und unkonkret. Doch die Ideen des Tantra Yoga lassen sich auch in unsere westlichen Vorstellungen übersetzen. Und die Vorzüge dieser Yoga-Variante für die körperliche und seelische Gesundheit sind durchaus konkret.
Unterschieden werden drei Arten des Tantra Yoga
Ziel des weissen Tantras ist eine Reinigung, um den Energiefluss zu optimieren. Viele der Übungen sind meditativ. Die Asanas finden in ruhender Körperhaltung statt, dazu kommen Atemübungen. Neben Meditation dient auch das Kundalini Yoga diesem Ziel, welches mit einem Partner praktiziert werden kann. Unbewusste energetische Blockaden sollen so aufgelöst werden.
Rot ist die Farbe der Liebe. Und passend dazu steht beim roten Tantra die Vereinigung mit einem Partner im Mittelpunkt. Nicht nur, um die Libido zu befriedigen, sondern im Dienste einer höheren Sache: der Erhebung des Geistes. Das rote Tantra wird auch als Yoga der Liebe bezeichnet. So viel sei verraten: Ein Yoga-Outfit wäre für diese Übungen eher hinderlich.
Schwarzes Tantra - das klingt ein bisschen nach schwarzer Magie. Oder nach der dunklen Seite der Macht in "Star Wars". Und tatsächlich wird hier die Fähigkeit der Energielenkung zum eigenen Vorteil genutzt, um Menschen, Gedanken und Ziele zu manipulieren. Deswegen dient dieser Aspekt eigentlich nur als Beispiel dafür, wie man Tantra Yoga nicht praktizieren sollte. Schliesslich widerspricht der egoistische Aspekt des schwarzen Tantras der positiven Grundidee.
Was bringt Tantra Yoga konkret?
Wem das alles zu esoterisch angehaucht klingt: Natürlich hat auch diese Yoga-Variante konkrete und ganz bodenständige Effekte auf den Körper. Tantra Yoga macht den Körper stärker und flexibler, so die Erfahrung der Yogis, welche diese besondere Form des Yoga praktizieren.
Tantra Yoga soll zudem die Kreativität, Selbstliebe und Lebenslust fördern. Und auch wenn es beim Tantra Yoga nicht vordergründig um Sex geht: Von der positiven Energie, welche die Übungen freisetzen, profitiert natürlich auch das Liebesleben.
Tantra-Yoga-Übungen
Körperbewusstsein spielt beim Yoga immer eine zentrale Rolle. Fürs Tantra Yoga gilt das umso mehr. Daher empfehlen viele, diese Spielart textilfrei zu praktizieren. Insbesondere beim roten Tantra mit Partner, denn hier werden sexuelle Stimulationen zur Freisetzung spiritueller Energie angestrebt.
Doch braucht man nicht zwingend ein Gegenüber, um Tantra Yoga zu erleben: Man kann die Übungen auf dem Weg zu mehr positivem Körperbewusstsein auch allein ausprobieren.
Eine angenehme Atmosphäre ist für das Tantra Yoga besonders wichtig, da man sich ganz öffnen soll. Alltag aus, Ruhe ein. Das fällt leichter, wenn das Handy aus dem Raum der Liebe und Selbstliebe verbannt wird.
Auch sollte kein Zeitdruck den Takt vorgeben. Gedimmtes Licht hilft, mehr nach innen als nach aussen zu schauen. Um alle Sinne anzusprechen, können Duft und Musik eingesetzt werden. Gern wird auch Massageöl verwendet.
Tantrische Atmung
Diese Übung ist ideal, um das Tantra Yoga alleine für sich zu entdecken. Man legt sich auf den Rücken und schliesst die Augen. Die Arme ruhen neben dem Körper, die Schultern entspannen auf der Yogamatte.
Auch das Becken und die Beine sollen entspannt bleiben. Nun bringt man die Fusssohlen zusammen und lässt die Knie seitlich nach links und rechts fallen. In dieser Position atmet man langsam ein und aus - gedacht in Richtung Intimzone. Nach dem Ausatmen kurz innehalten.
YabYum-Sitz
Diese Stellung ist bekannt als die Tantra-Position der Liebe oder die Tantra-Herzumarmung. Der YabYum-Sitz soll die Verbindung der Partner stärken, im Sinne eines gegenseitigen Auftankens mit Energie. Der Mann geht im Lotussitz in Position.
Die Frau setzt sich auf ihn, schlingt die Beine um ihn und umarmt ihn. Die Oberkörper sollen sich berühren, damit die Chakren an dieser Stelle in Kontakt treten können. Gemeinsam atmen beide ein und aus. Bequemer wird das, gerade für Anfänger, wenn man ein Meditationskissen unterlegt.
Auge in Auge
Eine intime Übung: Beide Partner knien sich auf die Yogamatte. Der eine hebt das linke Bein im 90-Grad-Winkel und stellt es ab, der andere kniet sich gegenüber, indem er das gleiche mit dem rechten Bein macht.
Nun können sich die Oberschenkel und Becken berühren. Man umarmt sich, sucht Blickkontakt und spürt Atem und Herzschlag des Partners.
Reibungsenergie
Reibung erzeugt Wärme. Was in der Physik gilt, hat auch bei Menschen Gültigkeit. Spätestens bei dieser Übung ist Massageöl ein sinnvolles Hilfsmittel. Man reibt sich gegenseitig damit ein, ein Partner legt sich auf den Rücken.
Der andere gleitet, ebenfalls liegend, langsam über ihn. Das Gefühl der Berührungen soll sehr bewusst erlebt werden. Die körperliche Nähe fördert die emotionale Nähe.
Verwendete Quellen:
- Asanayoga: "Tantra Yoga: Das Nichtstun im Tun und der Sex"
- Freundin: "Tantra"
- Brigitte: "Tantra-Yoga: So haben wir mehr vom Sex"
- Yoga Vidya: "Tantra"
- Cosmopolitan: "3 Sinnliche Tantra Übungen für ein erfülltes Sexleben"
- We go wild: "5 sinnliche Tantra Yoga Übungen für ein besseres Liebesleben"
- Ananda: "Tantra Yoga"
- Yoga Easy: "Tantra Yoga – was ist das eigentlich?"
- Yoga stilvoll: "Tantra Yoga – der Yogastil für mehr Sinnlichkeit & Lust"
- Myself: "Tantra: Mehr als Yoga und erotische Massage"
- Be Free: "YabYum Sitz"
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