Wenn der Schmuck zur Schmach wird: Nicht wenige Menschen tragen Tattoos mit dem Namen von Verflossenen, einem Schreibfehler oder in einem Stil, der nicht mehr ihrem Geschmack entspricht. Wer sich ein Tattoo entfernen lassen will, muss Geduld mitbringen - und Geld.

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Das sogenannte Tribal überm Steiss ist mittlerweile peinlich? Der Schlumpf auf dem Schulterblatt war zwar in der Partynacht, in der er gestochen wurde, eine gute Idee - heute sieht das aber anders aus?

Die Palette an Gründen dafür, dass Menschen ihre Tätowierungen wieder loswerden wollen, ist bunt.

Wolfgang Bäumler, Physiker und Tattooforscher am Universitätsklinikum Regensburg, hat die Frage gemeinsam mit Kollegen wissenschaftlich untersucht.

Das Ergebnis der 2009 veröffentlichten Studie mit etwa 4.000 tätowierten Teilnehmern: Für 60 Prozent spielten ästhetische Gründe eine entscheidende Rolle bei ihrem Entfernungswunsch, elf Prozent nannten Probleme am Arbeitsplatz, neun Prozent hatten soziale Probleme aufgrund ihres Tattoos.

Medizinische Gründe wie allergische Reaktionen gaben zwei Prozent an. Von allen Personen mit Tätowierungen wollen sich den Forschern zufolge fünf Prozent wieder davon trennen.

Lasern: Ein langwieriger Prozess

Wer dieses Vorhaben in die Tat umsetzen will, hat verschiedene Möglichkeiten. Eine weit verbreitete Methode ist die Entfernung mittels Lasertechnik.

Dabei werden kurze, sehr energiereiche Lichtimpulse auf die in der Haut eingeschlossenen Farbpigmente geschossen. Diese zerfallen durch den Schock in kleine Fragmente und werden dann übers Lymphsystem abtransportiert.

In einer weiteren Sitzung kann der Laser dann tiefersitzende Farbpartikel erreichen - so wird das Tattoo nach und nach entfernt. Wie viele Anwendungen erforderlich sind, hängt von der Grösse der zu behandelnden Fläche und von den verwendeten Farben ab.

Auch die Frage, wie tief und wie intensiv Tattoos gestochen wurden, spielt eine Rolle für die Entfernung. Bei professionell gestochenen Tattoos sind im Schnitt acht bis zwölf Sitzungen erforderlich. "Generell kann man sagen: Je professioneller das Tattoo ist, desto aufwendiger ist die Entfernung", sagt Chris Müller.

Die gelernte operationstechnische Assistentin entfernt unter dem Namen "Laser Eraser" Tätowierungen - im Nebenzimmer eines Tattoo-Studios.

Die Kosten für eine Tattooentfernung mittels Laser sind unterschiedlich. Eine Sitzung kostet je nach Anbieter und Tattoo-Art zwischen 50 und 200 Euro. Bei bunten Tattoos kann es kompliziert werden: Nicht jeder Laser kann alle Farben entfernen, Gelb und Weiss sind generell schwierig.

Auch Dermatologen bieten Tattooentfernung mittels Lasertechnik an. Generell sollten Tattoos nur von geschultem Personal entfernt werden.

"Cover-Up": Einfach drübertätowieren?

Viele, die mit der Tinte in ihrer Haut unglücklich sind, wenden sich an den Tätowierer und fragen nach einem Cover-Up: Sie wollen das alte Tattoo mit einem neuen überdecken. "Oft ist aber eine vorherige Aufhellung zu empfehlen, damit das Cover-Up nicht so dunkel und gross werden muss", so Müller.

Laura Brechtel ist so ein Fall. Die Mannheimerin will sich zwei Blumen entfernen lassen, die auf ihren Hüften sitzen. Das Tattoo besteht nur aus den schwarzen Umrandungen, den Outlines. Fertigstechen liess es die 25-Jährige nicht. "Das Stechen war schmerzhaft und die Stelle danach entzündet."

Zudem habe sie sich nicht genug Zeit genommen, um das Motiv zu überdenken. "Glücklich war ich damit nie." Nun will sie sich die schwarzen Linien so lange aufhellen lassen, bis ein neues Tattoo darübergestochen werden kann.
Zwischen den Laser-Behandlungen ist ein Abstand von mindestens vier Wochen erforderlich. Wenn die gelaserte Stelle erneut tätowiert werden soll, wird eine Pause von sechs Monaten nach der letzten Anwendung empfohlen. Bei einer kürzeren Wartezeit könnte das Cover-Up verlaufen.


Eine weitere Methode zur Entfernung von ungewünschten Tätowierungen ist die Milchsäure-Anwendung. Hier wird eine 40-prozentige Milchsäurelösung unter die Haut gespritzt - der Vorgang ist dem des Tätowierens ähnlich. Die Milchsäure setzt die Schutzwirkung der Zellen rund um die Farbpigmente aus, daraufhin werden diese an die Hautoberfläche transportiert.

Die Methode mit flüssigen Tattooentfernern wird weltweit in "Skinial"-Entfernungsstudios angewendet, die zu dem Unternehmen Oxford Skin Center gehören.

Krebsrisiko und Langzeitfolgen

Von veralteten Methoden wie Dermabrasion, dem Abschleifen der Haut, wird heute abgeraten, da immer Narben zurückbleiben. Doch auch bei den modernen Entfernungstechniken kann es unter Umständen zu Narbenbildung kommen, wenn der Schorf schlecht verheilt.

Kritiker der Laserentfernung fürchten zudem, dass diese Methode das Krebsrisiko erhöhen könnte, weil dabei mitunter giftige Spaltprodukte übers Lymphsystem abtransportiert werden. Über mögliche Langzeitfolgen der Laserentfernung liegen laut Tattooforscher Wolfgang Bäumler jedoch noch keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse vor.

Bei der Milchsäure-Methode besteht Infektionsgefahr: So wurden dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Jahr 2011 Fälle gemeldet, in denen unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten sind.

Generell gilt also: Wer sich tätowieren lässt, sollte sich die Wahl des Motivs, der Körperstelle und des Tätowierers vorher gut überlegen. Und sich vielleicht nicht sofort nach Erwerb der Volljährigkeit tätowieren lassen - denn was uns mit 18 gefällt, halten wir wenige Jahre später nur zu oft für eine Geschmacksverirrung.

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