Discounter und Supermärkte bieten neben ihren billigen Eigenmarken oft auch teurere Markenprodukte an. Nicht zum ersten Mal wird darüber diskutiert, welche Lebensmittel denn nun besser sind. Sternekoch Nelson Müller hat für ZDFzeit den Test gemacht.
Ob Ohio oder Oreo, Soft Cake oder Jaffa Cake, Corny oder Crowni – Lebensmittelhersteller lassen sich so einiges einfallen, damit sich billige No-Name-Produkte kaum noch von den teureren Originalen unterscheiden.
Lohnt sich der Kauf von teuren Lebensmitteln namhafter Marken dennoch oder steckt am Ende doch nur dasselbe drin wie in billiger No-Name Ware?
Für ZDFzeit bittet TV-Koch
Nicht immer gibt es einen qualitativen Unterschied
Gleich zu Beginn der Sendung wird klar: Weil ein teurerer Preis dranklebt, muss das Produkt noch lange nicht besser sein – kann es aber. Während beim getesteten Sahnehering der Unterschied zwischen Markenprodukt und Billigvariante wirklich nur marginal zu sein scheint, werden bei der Tiefkühl-Paella beim teureren Produkt hochwertigere Gewürze verarbeitet.
Bei der Variante von "Frosta" kommt echter Safran zum Einsatz, dessen würziger Geschmack beim billigen Pendant der Edeka-Eigenmarke "Gut & Günstig" gänzlich fehlt. Dieser Test gibt aber vorerst noch keinen Aufschluss darüber, ob Markenprodukte nun wirklich besser sind, als ihre billige Konkurrenz.
Es muss nicht immer der Thermomix sein
Nicht nur Lebensmittel, sondern auch clevere Küchenhelfer wie der teure Thermomix und die Billigvarianten von Aldi und Lidl wurden für die Sendung getestet.
Während das Aldi-Gerät im Härtetest absolut nicht mithalten kann, bietet die Variante von Lidl eine kostengünstige Alternative zum hochpreisigen Thermomix, für den ein stolzer Preis von 1199 Euro fällig wird.
Wer also damit leben kann, dass die Waage nicht im Topf, sondern an der Seite des Gerätes angebracht ist, der hat mit dem "Monsieur Cuisine" für 199 Euro eine kostengünstige Alternative zum teuren Thermomix.
Bananen von derselben Staude
Interessante Fakten gibt es in Sachen Bananen bei ZDFzeit. Hier wird vom Bananen-Chef-Kontrolleur Axel Krüger erklärt, dass die Früchte von Billigmarken sogar von derselben Staude kommen können wie ihre teureren Marken-Brüder.
Sie unterscheiden sich lediglich in Grösse der Banane und der Beschädigungen an der Schale – das lässt sie in eine andere Güteklasse wandern. Ansonsten ist das Obst qualitativ und geschmacklich gleich. Auch in puncto Fairness gibt es keinen entscheidenden Unterschied zwischen Markenprodukt und No-Name-Ware.
Wer wirklich auf Nummer sicher gehen will, dass die Bauern einen anständigen Lohn erhalten, der sollte beim Kauf auf das Fairtrade-Siegel achten, denn dieses sei besonders vertrauenswürdig.
Gepanschte Fruchtaufstriche mit Karotte
Etwas wirr wird die Sendung beim Thema Fruchtaufstrich. Erst wird erklärt, dass bei Konfitüren ein Fruchtanteil von mindestens 35, bei einer Konfitüre "Extra" von mindestens 45 Prozent enthalten sein muss, Fruchtaufstriche hingegen aber keinen EU-Richtlinien unterliegen.
Dann mischt Produktentwickler Sebastian Lege einen Erdbeer-Aufstrich zusammen, der viele verschiedene Zutaten enthält. Es werden Karotten, Johannisbeeren, jede Menge Zucker, Aromen und Bindemittel hinzugefügt, aber unterm Strich ziemlich wenige Erdbeeren.
Damit wird zwar demonstriert, was in einem solchen Fruchtaufstrich alles drin sein kann, einen richtigen Check zwischen No-Name-Ware und Markenprodukten sowie deren Inhaltsstoffen gibt es aber nicht und der Zuschauer wird ohne echtes Fazit zurückgelassen.
Marken blenden durch Verpackung
Einen interessanten, aber auch nicht unbekannten Aspekt führt die Sendung beim Vergleich von Wasser an. Das Produkt an sich sieht immer gleich aus – nur die Verpackung ist eine andere.
Den Testern in einem Fitnessstudio werden vier unterschiedliche Marken präsentiert. Das teure Adelholzener, Bonaqa im mittleren Preissegment, ein Discounter-Wasser sowie gesprudeltes Leitungswasser.
Geschmacklich schneidet das teure Adelholzener bei den Testern mit Abstand am besten ab – und das obwohl in jede Flasche vor dem Versuch einfach nur gesprudeltes Leitungswasser gefüllt wurde. Bei diesem Test wird deutlich, dass wir Verbraucher uns sehr oft von schönen Verpackungen, Etiketten und Markennamen blenden lassen – ohne dass dabei wirklich ein Qualitätsunterschied bei den Produkten besteht.
Nutella bleibt ausser Konkurrenz
Beim wissenschaftlichen Test mit über 100 Probanden wurden Markenprodukte und No-Name-Varianten blind verkostet. Hier fiel das Ergebnis fast immer zugunsten der teureren Marken aus. Bei den Nuss-Nougat-Cremes hätte das Ergebnis wohl kaum eindeutiger sein können: 85 Prozent der Tester würden sich hier für die Original Nutella entscheiden.
Auch bei den Chips und der Wahl zwischen Pringles oder No-Name Konkurrenz fiel das Ergebnis eindeutig zugunsten der Marke aus. Anders verhielt es sich beim Orangensaft. Hier schnitt das günstige Produkt sogar besser ab, als der Konkurrent von "Hohes C".
Nelson Müller machte zum Abschluss noch den Test mit Spaghetti, die mit Tomatensosse aus der Tüte verkauft werden. Drei von vier Tester entschieden sich für die No-Name-Variante und gegen das teurere Markenprodukt von Miracoli.
Viele neue Erkenntnisse fördert die Sendung nicht zutage, denn dieser Test ist so alt wie die Erfindung der Produkte selbst. An einigen Stellen bleibt die Doku dem Zuschauer sogar Antworten schuldig: Bei einer Länge von gerade einmal 45 Minuten werden die Themen in der Doku doch nur recht oberflächlich angeschnitten, bieten aber zumindest einen groben Überblick darüber, dass der höhere Preis bei Markenprodukten nicht immer gerechtfertigt ist.
No-Name-Produkte können mit der teuren Konkurrenz sehr oft mithalten und sind manchmal sogar besser.
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