Unberechenbare Inhaltsstoffe, Überdosierung und Mischkonsum: Neue Partydrogen bringen eidgenössische Konsumenten in Lebensgefahr. Doch auch andere Rauschmittel sind in der Schweiz nach wie vor stark verbreitet.

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Überdosis wegen unbekannter Inhaltsstoffe

Namen wie "Chill Pill", "Regenbogen" oder "Beatles" klingen harmlos, doch die kleinen Filze, die als LSD verkauft werden, enthalten gefährliche NBOMe-Stoffe. Davor warnen Beratungseinrichtungen wie "Saferparty.ch" eindringlich: Der Rausch setzt bei diesem verfälschten Mittel erst später ein als bei LSD. Ungeduldige Partygänger greifen deshalb eventuell zu einem weiteren Filz oder anderen Aufputschmitteln – mit fatalen Folgen. Eine Überdosis kann zum Tod führen, beispielsweise durch starke Durchblutungsstörungen. In anderen Fällen treten Taubheitsgefühle auf, die bis zu einer Woche nach Konsum anhalten. Bei einem Mischkonsum mit anderen Mitteln sind die Folgen nur schwer kalkulierbar.

Aktuelle Warnungen und Drogenchecks ernst nehmen

"Saferparty.ch" bietet sogenannte "Drug Checkings" an, bei denen Konsumenten ihre Mittel analysieren lassen können. Dadurch ist die Drogenberatung stets auf dem Laufenden, welche Substanzen sich auf dem Schweizer Markt befinden. Im Internet veröffentlicht das Portal zeitnah alle Warnungen. So auch zu den hochdosierten Ecstasy-Pillen, die gerade im Umlauf sind und zum Beispiel in der Form von Pilzen, einem umgekehrten Supermann-Abzeichen oder als Handgranate verkauft werden. Galten gestreckte Rauschmittel früher als besonders schädlich, ist es in diesem Fall die hohe Dosis des Wirkstoffes MDMA*HCI, die zu Nervenzucken, Halluzinationen oder Krampfanfällen führen kann. Wiederholte Einnahme von zu hohen Mengen der Pillen verursacht unter Umständen irreparable Hirnschäden.

Was die Schweizer über ihr Suchtverhalten sagen

Doch wie viel LSD, Ecstasy und andere Partydrogen werden in der Schweiz eigentlich konsumiert? Seit 2011 führt das Suchtmonitoring Schweiz regelmässig telefonische Befragungen bei Personen ab 15 Jahren durch, um Statistiken zum Konsumverhalten aufzustellen. 0,5 Prozent der Teilnehmer gaben zu, innert der vergangenen zwölf Monate LSD konsumiert zu haben – hochgerechnet entspricht das etwa 35'000 Schweizern. Für den gleichen Zeitraum gaben 0,3 Prozent der Befragten an, Ecstasy genommen zu haben und 0,5 Prozent Speed oder andere Amphetamine. Ähnlich liegt der Anteil bei Kokain mit 0,4 Prozent, was einer Zahl von 28'000 aktuell gebrauchenden Schweizern entspricht.

Das Suchtmonitoring Schweiz siedelt die Dunkelziffer jedoch weitaus höher an. Schliesslich möchte nicht jeder am Telefon gern über seinen Drogenkonsum plaudern. Deshalb gibt es noch weitere Methoden, um aussagekräftige Zahlen zu ermitteln.

Was unser Abwasser über den Drogen-Konsum verrät

Im Europa-Vergleich haben Schweizer Städte die (Koks-)Nase vorn: Allein in Zürich werden täglich 1,6 Kilogramm Kokain geschnupft, so die Ergebnisse des ETH-Wasserforschungsinstituts Eawag von 2013. Für die Untersuchung analysierten die Wissenschaftler eine Woche lang das Abwasser in 42 europäischen Städten. Beim Kokainkonsum rangiert Zürich auf Platz drei, hinter Antwerpen und Amsterdam. Überdurchschnittlich hoch liegen Basel, Genf und St. Gallen (Platz neun, zehn und zwölf) im Vergleich. Ähnlich hoch rangieren Schweizer Städte in Sachen Ecstasy: Zürich (Platz fünf), St. Gallen (Platz acht) und Bern (Platz zehn).

Immerhin: Eine der am schnellsten abhängig machenden und zerstörenden Drogen scheint Schweizer weniger zuzusprechen. Die Auswertung ergab für die Designer-Droge Crystal Meth in allen getesteten Schweizer Städten Werte, die deutlich unter dem europäischen Durchschnitt liegen.

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