Immer wieder kursieren kuriose Tipps in den sozialen Medien. Wie dieser hier: Öl im Bauchnabel soll die Gesundheit fördern. Die Methode soll beispielsweise helfen bei Menstruationsschmerzen, Schlafstörungen und Fruchtbarkeitsproblemen. Hautarzt Dr. Christoph Liebich gibt eine klare Einschätzung ab.

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Etwas Öl in den Bauchnabel träufeln, verschmieren – und schon sind die Schlafstörungen und sogar die Fruchtbarkeitsprobleme gelöst? Stimmt nicht, sagt Hautarzt Dr. Christoph Liebich aus München: "Es macht überhaupt keinen Sinn, sich Öl oder etwas anderes in den Bauchnabel zu schmieren."

"Da können Sie sich das Öl auch gleich auf einen Fingernagel schmieren – es bringt nichts."

Hautarzt Dr. Christoph Liebich

Der Bauchnabel ist bloss eine Narbe

Der vermeintliche Tipp entbehrt laut Liebich jedweder anatomischen Grundlage. "Da können Sie sich das Öl auch gleich auf einen Fingernagel schmieren – es bringt nichts." Der Grund: Der Bauchnabel wird aus medizinischer Sicht als eine Narbe angesehen. "Er macht also aus anatomischer Sicht gar nichts", sagt Liebich. "Es gibt auch kein Korrelat im Bauchnabel, dass beim Verreiben des Öls aktiviert werden und so eine Wechselwirkung auslösen könnte."

Bei anderen Körperteilen tritt aber tatsächlich eine Wirkung im Zusammenhang mit bestimmten ätherischen Ölen ein: "Sie können sich das Öl an die Nasenflügel oder die Schläfe reiben", erklärt Liebich. "Dann steigen beispielsweise die Dämpfe des Pfefferminzöls durch die Nase auf, sie inhalieren sie - und so kann das Öl seine Wirkung entfalten, gegen Kopfschmerzen helfen und für Entspannung sorgen." Das sei teilweise durch Studien belegt.

Andere Öle können laut Liebich auch vom Körper aufgenommen werden, wenn man sie über die Haut einmassiert oder über den Magen- und Darmtrakt zu sich nimmt.

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Ätherische Öle haben die unterschiedlichsten Wirkungen

Die verschiedenen Öle können unterschiedlich auf den Körper wirken. "Und manche haben gleich mehrere Anwendungsgebiete", sagt Liebich.

Einige Beispiele

  • Lavendelöl hilft bei Schlafbeschwerden, Migräne und Stress
  • Rosmarinöl lindert Muskelschmerzen
  • Das Öl der Grünen Minze ist verdauungsfördernd und schafft bei Übelkeit und Erbrechen Erleichterung
  • Pfefferminzöle wirken bei Kopfschmerzen
  • Senföl wirkt bei Erkältungen

Allerdings müsse man beim Gebrauch von solchen ätherischen Ölen generell aufpassen. "Es kommt auf die Konzentration und Menge an, mit der man diese Öle benutzt", erklärt Liebich. Denn manche von ihnen können toxische Reaktionen ebenso wie Allergien hervorrufen. Und gerade Babys und Kleinkinder reagieren sehr empfindlich. "Das kann bis zum Erbrechen und sogar zu Krampfanfällen führen."

Generell gilt: Gesundheitstipps sollte man laut Liebich niemals sofort glauben, sondern stets kritisch hinterfragen. "Das ist besonders bei Tipps aus dem Internet und diesen TikTok-Videos der Fall." Ein Hausarzt kenne sich am besten aus. "Fragen sie ihn - bevor sie enttäuscht werden oder gar etwas passiert."

Zum Gesprächspartner

  • Dr. Christoph Liebich, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, mit Praxis "Dermatologie im Zentrum" in München.

Verwendete Quellen

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