• Manche Menschen haben grosse Schwierigkeiten, abzunehmen oder ihr Gewicht zu halten, obwohl sie vermeintlich alles richtig machen.
  • In einigen Fällen spielen Lebensgewohnheiten dabei eine Rolle.
  • Manchmal liegt das Phänomen aber auch im Körper selbst begründet.

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Die Schokolade nur angeschaut und schon wieder ein halbes Kilogramm mehr auf den Rippen? Manche Menschen nehmen sehr schnell zu, haben aber grosse Probleme, das Gewicht wieder zu verlieren.

"Natürlich spielen dabei oft auch Bewegungsmangel, versteckter Zucker oder falsche Fette eine Rolle", sagt die Professorin Michaela Axt-Gadermann. "Immer wieder erlebe ich aber auch Fälle, in denen Menschen vermeintlich alles richtig machen, aber trotzdem kaum abnehmen oder sogar weiter zunehmen."

Wenn jemand trotz Sport und einer ausgewogenen Ernährung einfach nicht abnimmt, kann das ganz unterschiedliche Ursachen haben:

Warum nehme ich nicht ab? Zu wenig Schlaf

Wer dauerhaft zu wenig schläft, programmiert seinen Körper auf eine Gewichtszunahme. "Das haben in den vergangenen Jahren gleich mehrere Studien gezeigt", sagt Axt-Gadermann. Fehlender Schlaf sorgt dafür, dass die Konzentration von Hormonen, die den Appetit anregen, ansteigt. Zugleich stellt sich das Sättigungsgefühl später als gewöhnlich ein.

"Die meisten Menschen nehmen im Schnitt 200 bis 300 Kalorien am Tag mehr zu sich, wenn sie wenig geschlafen hatten", sagt die Expertin. Insbesondere auf lange Sicht summiert sich dieser Effekt und führt dazu, dass das Gewicht nach oben klettert. Also: mehr Schlaf gleich weniger Gewicht.

Chronischer Stress

Stress hat ganz verschiedene Wirkungen auf den Körper. Kurzfristig führt er dazu, dass Adrenalin ausgeschüttet wird. Dadurch baut der Körper Fett ab, um Energie zu gewinnen. Das wirkt sich grundsätzlich günstig auf das Gewicht aus.

Ein Problem ist aber chronischer Stress: Wenn der Körper permanent in Alarmbereitschaft ist, wird Cortisol ausgeschüttet. Dieser Botenstoff führt dazu, dass der Körper vermehrt Fett einlagert.

"Cortisol wirkt darüber hinaus auch auf den Blutzuckerspiegel und regt den Appetit an", sagt die Expertin. Wer zwischendurch immer wieder entspannt, tut also nicht nur seiner Seele gut, sondern auch seinem Körpergewicht.

Die Schilddrüse schwächelt

Die Schilddrüse bestimmt zu einem grossen Mass das Tempo, in dem der Stoffwechsel abläuft. "Viele Menschen haben eine Unterfunktion der Schilddrüse, wissen aber nichts davon", sagt die Expertin. Diese Unterfunktion kann nur leicht ausgeprägt sein und trotzdem fühlen sich die Betroffenen müde und schlapp. Weil der Stoffwechsel verlangsamt ist, nehmen viele von ihnen stark zu.

Manchmal dauert es Jahre, bis jemand die Ursache für diese Beschwerden findet. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse lässt sich recht einfach durch eine Blutuntersuchung ausschliessen. Ein wichtiger Faktor dabei ist der Wert TSH - selbst wenn er nur leicht erhöht ist, kann er bereits eine Gewichtszunahme begünstigen.

Behandelt wird eine Unterfunktion je nach Ursache in der Regel mit Schilddrüsenhormonen, in einigen Fällen genügt auch die Einnahme von Selen oder anderen Spurenelementen.

Chronische Entzündungen

Wenn im Körper eine chronische Entzündung schwelt, kann sie zu einer Gewichtszunahme führen. "Der Körper reagiert darauf, indem er Depots für Zeiten anlegt, in denen er womöglich noch stärker geschwächt ist", sagt Axt-Gadermann.

Eine chronische Entzündung zeigt sich im Blut. Der Wert CRP, der als klassischer Entzündungsmarker gilt, ist bei einer leichten Entzündung allerdings nicht immer sensibel genug. "In einem solchen Fall kann man auch den sogenannten hs-CRP-Wert untersuchen", sagt die Expertin.

Wichtig ist es, die Ursache einer Entzündung zu finden und sie zu behandeln. Es kann sich dabei beispielsweise um eine rheumatische Erkrankung handeln oder um ein Problem in den Nasen-Nebenhöhlen, im Darm oder im gynäkologischen Bereich.

In einigen Fällen spielt auch der Lebensstil eine Rolle: Hat jemand viel Bauchfett eingelagert, steigt das Risiko für chronische Entzündungen. Dies wird auch durch bestimmte Fette aus der Nahrung begünstigt, beispielsweise Fett aus Schweinefleisch.

"Günstig sind dagegen Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel in Leinöl oder Fisch enthalten sind", sagt die Expertin. Auch Gewürzen wie Kurkuma und Ingwer wird eine positive Wirkung auf Entzündungen nachgesagt.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fliessen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäss dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Der Darm ist aus dem Gleichgewicht

Der Darm und insbesondere seine Bewohner spielen die entscheidende Rolle bei der Frage, wie der Körper die Kalorien aus der Nahrung verwertet.

"Wenn die Darmflora ins Ungleichgewicht gerät, kann dies dazu führen, dass bestimmte Bakterien die Oberhand gewinnen, die Kalorien aus der Nahrung deutlich besser verwerten", sagt Axt-Gadermann. Dann steigt das Gewicht.

Eine Ursache dafür können Antibiotika sein, häufig spielt aber auch ein ungünstiger Lebensstil eine Rolle. Wenn die schützenden Bakterien keine Nahrung finden, gewinnen ihre Gegenspieler schnell die Oberhand. Günstig für den Darm sind vor allem sogenannte präbiotische Stoffe, die beispielsweise in Knoblauch, Porree, Chicorée und Haferflocken enthalten sind.

In einigen Fällen kann es auch helfen, entsprechende Darmbakterien in Form von Probiotika einzunehmen. Wichtig ist es hier, die richtigen Bakterien zu wählen: Keime wie Lactobazillus gasseri oder Lactobazillus plantarum wirken sich günstig auf das Gewicht aus. Lactobazillus acidophilus oder Lactobazillus reuteri hingegen treiben das Gewicht laut Gadermann hingegen eher nach oben.

Kalorien aus Getränken und Süssstoffe ruinieren die Bilanz

Wer abnehmen möchte, sollte auf seine Ernährung achten und Sport treiben - so viel ist klar. Es lauern aber einige Fallen: Viele Menschen vergessen zum Beispiel, die Kalorien aus Getränken mitzuzählen.

Insbesondere Softdrinks enthalten viele Kalorien, liefern aber keine Nährstoffe. Doch auch Fruchtsäfte sind häufig reich an Zucker und damit an Kalorien. "Ich empfehle, solche Getränke ganz vom Speiseplan zu streichen", sagt die Expertin.

Wenn das schwerfällt, ist eine Möglichkeit, Softdrinks immer weiter mit Wasser zu verdünnen, bis man sich entwöhnt hat. Auch Getränke, die Süssstoffe statt Zucker enthalten, sind nicht unbedingt gute Wahl: Studien zeigen, dass einige Süssstoffe auf lange Sicht sogar dazu führen können, dass das Gewicht steigt.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Prof. Dr. med. Michaela Axt-Gadermann, Autorin von "Schlank mit Darm" und "Power für die Schilddrüse"
  • PMC: Liou et al.: "Antibiotic Exposure Promotes Fat Gain"
  • PLOS ONE: Thuny et al.: "Vancomycin Treatment of Infective Endocarditis Is Linked with Recently Acquired Obesity"
  • PNAS: Markwald et al.:"Impact of insufficient sleep on total daily energy expenditure, food intake, and weight gain"
  • Thieme: Jung et al.: "Chronischer Stress und seine Bedeutung für Adipositas"
  • Ärztezeitung: "Schon gering erhöhtes TSH beeinflusst das Gewicht"
  • PubMed.gov: Saito et al.: "Association of body mass index, body fat, and weight gain with inflammation markers among rural residents in Japan."
  • Ärzteblatt.de: "Künstliche Süssungsmittel: Bisherige Studien zeigen eher Nachteile für die Gesundheit"
Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv. (Aktualisierung: kad)
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