• Anhaltender Lärm wie das Schlagen eines Presslufthammers können an den Nerven zerren, den Blutdruck steigen lassen und sogar krank machen.
  • Studien zeigen, dass sanfte Naturgeräusche hingegen stressreduzierend wirken und sogar das Schmerzempfinden positiv beeinflussen können.

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Vogelzwitschern, das Plätschern eines Baches oder Wind, der durch Baumkronen rauscht: Derartige Naturgeräusche klingen nicht nur hübsch, sondern haben auch handfeste gesundheitliche Vorteile. Das ist zumindest das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, die in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") veröffentlicht wurde. Umso wichtiger sei es, so die Autorinnen der Studie, natürliche Klanglandschaften zu bewahren.

Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen von Naturgeräuschen

Für ihre Übersichtsarbeit haben die Wissenschaftlerinnen insgesamt 36 Studien analysiert, die sich mit dem gesundheitlichen Nutzen von Naturgeräuschen beschäftigt hatten. Diese systematische Auswertung ergab, dass Menschen in einer natürlichen Geräuschkulisse weniger Schmerzen und weniger Stress erlebten, ihre Stimmung und die kognitive Leistung verbesserten sich.

Konkret waren Vogelstimmen am besten geeignet, um Stress und Ärger abzubauen, während sich Wassergeräusche unter anderem positiv auf Blutdruck und Schmerzempfinden auswirkten. Zudem förderten sie positive Emotionen.

Das passt zu einer älteren Studie der Universität Witten/Herdecke, der zufolge Zahnarzt-Patienten, die während der Behandlung Meeresrauschen auf Band hörten, entspannter waren und weniger Schmerzen empfanden. Die für jene Studie eingesetzte Aufnahme "Meer" des Komponisten Martin Buntrock wird mittlerweile in der Geburtshilfe, bei Schlafstörungen und auch in der Sterbebegleitung eingesetzt.

Die Verbindung zur Natur ist heutzutage wichtiger denn je

Laut den Autorinnen der aktuellen Untersuchung liessen sich die vorteilhaften gesundheitlichen Effekte von Naturgeräuschen aus einer evolutionären Perspektive heraus erklären: "Natürliche akustische Umgebungen liefern Signale für Sicherheit oder eine geordnete Welt ohne Gefahr, was Kontrolle über psychischen Zustände, Minderung von stressbedingtem Verhalten und mentale Erholung ermöglicht", schreiben sie.

Darüber hinaus ergab eine im Journal "Scientific Reports" veröffentlichte britische Studie, dass natürliche Klänge Einfluss auf die Gehirnaktivität nehmen. So richteten Probanden beim Lauschen von Naturgeräuschen ihre Aufmerksamkeit nach aussen und entspannten gleichzeitig, während das Hören künstlicher Geräusche die Aufmerksamkeit nach innen lenkte, was den Stressabbau behinderte.

"In vielerlei Hinsicht hat die COVID-19-Pandemie die Bedeutung der Natur für die menschliche Gesundheit hervorgehoben", fasst Biologin Rachel Buxton von der kanadischen Carleton University und eine der Hauptautorinnen der aktuellen Studie zusammen. "Da der Verkehr während der Quarantäne abgenommen hat, haben viele Menschen eine ganz neue Verbindung zur Geräuschkulisse hergestellt: Sie haben die entspannenden Klänge von singenden Vögeln direkt vor ihrem Fenster wahrgenommen."

Klanglandschaften in US-Nationalparks sind von grosser Bedeutung

Ausgehend von ihrer Analyse interessierte die Wissenschaftlerinnen auch, wie es um die Klanglandschaften in US-Nationalparks bestellt ist. Dafür untersuchten sie Tonaufnahmen von 251 Orten in 66 Parks. An 11,3 Prozent der Orte fanden sie nahezu ungestörte Naturklänge, während in den Aufnahmen von Parks mit vielen Besuchern und solchen nahe urbaner Regionen auch zahlreiche menschengemachte Geräusche zu hören waren. Nichtsdestotrotz seien Tierlaute sowie Wind- und Wasserklänge auch in jenen Parks wahrnehmbar.

Wer sich einsam fühlt, ist oft gestresst - doch warum eigentlich?

Obwohl es vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation gibt, fühlen sich viele Menschen einsam und getrennt von ihrem sozialen Umfeld. Einsamkeit wird dann oft mit Stress gleichgesetzt. Doch warum eigentlich?

Für grösstmögliche gesundheitliche Vorteile sei es indes wichtig, in Nationalparks und ähnlichen Orten ein Lärmmanagement zu installieren, das dem Wohl von Tieren, Pflanzen und erholungsuchenden Menschen diene. Diese Empfehlung hatte Biologin Buxton schon 2017 formuliert, als sie die Lärmverschmutzung in den US-Nationalparks untersuchte und hier feststellte, dass diese in fast zwei Dritteln der Schutzgebiete mindestens ebenso hoch liege wie das natürliche Geräuschniveau, in einem Fünftel sogar um mindestens das Zehnfache höher.

Für George Wittemyer, Biologe an der Colorado State University und Mitautor der aktuellen Studie, wurde der gesundheitliche Nutzen von Naturgeräuschen in der öffentlichen Diskussion bislang nicht hinreichend berücksichtigt: "Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und die stressreduzierende Wirkung der Natur sind wichtiger denn je, um die besorgniserregende Zunahme von Angstzuständen und psychischen Problemen auszugleichen."

In der Studie heisst es dazu abschliessend: "Die Erhaltung von Klanglandschaften in Parks und anderen Grünflächen hat also mehrere Vorteile, darunter die Bewahrung wichtiger Verbindungen zur Natur, die Stärkung des Schutzes der Biodiversität und die Förderung der öffentlichen Gesundheit." (dpa/nis)

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