In Deutschland haben gesetzlich Krankenversicherte einen Anspruch auf kostenlose Vorsorgeuntersuchungen. Aber nur jede zweite Frau nutzt die regelmässige Krebsfrüherkennung, weniger als ein Fünftel macht den Check-up ab 35. Dabei sind die Kontrolluntersuchungen sehr sinnvoll.

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Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, viel Trinken und Bewegung und möglichst wenig Stress gelten als Rezept für ein langes und gesundes Leben. Doch auch bei einem vorbildlichen Lebensstil entstehen Krankheiten.

Viele schwere Erkrankungen bleiben oftmals lange unentdeckt. Sie beginnen meist schleichend und verursachen nur geringe Beschwerden. Dabei sind viele der lebensbedrohlichen Krankheiten bei frühzeitiger Diagnose inzwischen gut heilbar.

Seit den 1970er-Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten von Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung. Untersuchungen zufolge ist die Lebenserwartung in Deutschland seitdem um etwa sieben Jahre gestiegen.

Frauen profitieren von einem umfangreichen Katalog an Massnahmen. Neben dem halbjährlichen Besuch beim Zahnarzt, Schutzimpfungen und der umfassenden Kontrolle während der Schwangerschaft hat die Krebsvorsorge einen besonderen Stellenwert.

Krebsvorsorge: Am besten früh anfangen

Krebs ist eine der weltweit häufigsten Todesursachen, und er ist tückisch: In manchen Fällen bemerken Ärzte entartete Zellen erst in einem fortgeschrittenen Stadium, in dem eine Therapie kaum noch Erfolge verspricht.

Die häufigsten Krebsarten bei Frauen sind Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs, doch auch die Zahlen der Fälle von Darmkrebs und Hautkrebs steigen stetig. Vorsorgeuntersuchungen für Frauen zur Krebsprävention sind daher besonders wichtig – und können Leben retten.

Brustkrebsvorsorge

Mit einem Anteil von etwa 30 Prozent ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in der westlichen Welt. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem sogenannten Mammakarzinom. Die Brustkrebsfrüherkennung ist ab dem 20. Lebensjahr eine jährliche Pflicht-Vorsorgeuntersuchung für Frauen: Der Frauenarzt tastet dafür Brust und Achselhöhle ab, um Knoten oder Gewebsveränderungen festzustellen. Als ergänzende Kontrolle empfiehlt sich ein regelmässiger Selbsttest.

Gebärmutterhalskrebsvorsorge

Ebenso wie die Brustkrebsvorsorge ist auch der Pap-Test (Papanicolaou-Test) ein fester Bestandteil der Routineuntersuchung beim Gynäkologen. Um Zellveränderungen festzustellen, nimmt der Gynäkologe einen Abstrich an Muttermund und Gebärmutterhals. Üblich ist zudem eine zusätzliche Tastuntersuchung.

Seit 2008 empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe für Frauen ab 30 einen zusätzlichen HPV-Test, um eine mögliche Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) nachzuweisen.

Darmkrebsvorsorge

Über 80.000 Menschen erkranken pro Jahr in Deutschland an Darmkrebs. Wird sie im Frühstadium erkannt, ist die Erkrankung oftmals heilbar. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen als Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr die Kosten für eine Stuhlprobe pro Jahr. Mit dieser kann das Labor veränderte Zellen und Rückstände von Blut feststellen.

Bei entsprechender Krankheitsgeschichte empfiehlt sich zusätzlich eine Darmspiegelung. Ab einem Alter von 55 Jahren bezahlen die Kassen diese für alle Versicherten im Abstand von zehn Jahren.

Hautkrebsvorsorge

Hautkrebs ist meist heilbar – wenn er rechtzeitig erkannt wird. Bleibt er unbemerkt, können bösartige Melanome entstehen, die sich im schlimmsten Fall auf die Organe ausbreiten. Vor allem Menschen mit vielen Muttermalen sollten ihre Haut regelmässig untersuchen lassen.

Bei einem Hautkrebs-Screening untersucht der Dermatologe die Haut des Patienten mit blossem Auge von Kopf bis Fuss, um Auffälligkeiten festzustellen. Diese Art der Vorsorgeuntersuchung ist ab 35 Jahren eine Kassenleistung. Die modernere Untersuchungsmethode mit einem Dermatoskop müssen Patienten aktuell meist selbst bezahlen.

Altersstufen für Vorsorgeuntersuchungen

Für Versicherte zwischen 18 und 35 Jahren bezahlt die Krankenkasse einen einmaligen Gesundheits-Check-up. Neben einer Grunduntersuchung erhalten Patienten dabei Empfehlungen, wie sie Krankheiten am besten vorbeugen. Mit höherem Alter steigt auch das Risiko für viele Erkrankungen. Ab dem 35. bzw. 50. Geburtstag übernehmen die Krankenkassen deshalb zusätzlich die Kosten für weitere Vorsorgeuntersuchungen.

Vorsorgeuntersuchungen für Frauen ab 35

Ab dem 35. Lebensjahr haben alle gesetzlich Versicherten die Möglichkeit, alle drei Jahre einen umfassenden Gesundheits-Check-up zu nutzen. Bei dieser allgemeinen internistischen Untersuchung erstellt der Arzt ein umfassendes Blutbild und prüft Blutzucker, Blutdruck und Organfunktion.

Darüber hinaus erkundigt er sich nach Vorerkrankungen und Lebensstil und kontrolliert den aktuellen Impfstatus. Diese Massnahmen dienen der Erkennung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.

Vorsorgeuntersuchungen für Frauen ab 50

Neben der genannten Darmkrebs-Vorsorge ab 50 erhalten Frauen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr alle zwei Jahre ein kostenloses Mammographie-Screening.

Dabei erstellt der Arzt Röntgenaufnahmen der Brust aus verschiedenen Perspektiven, um Knoten, Tumore oder andere Veränderungen des Gewebes sichtbar zu machen. Die Aufnahmen werden im Anschluss von zwei Fachärzten begutachtet und beurteilt. Bei Frauen mit besonders dichtem Brustgewebe wird empfohlen, die Brust zusätzlich per Ultraschall zu untersuchen.

Fazit

Vorsorgeuntersuchungen für Frauen sind in jedem Alter wichtig – und ein zu gutes Angebot, um nicht genutzt zu werden. Als Anreiz bieten viele Krankenkassen Bonus-Programme an, bei denen der regelmässige Kontrollgang mit einer Prämie belohnt wird.

Bei erblicher Veranlagung für bestimmte Krankheiten übernehmen die Kassen Vorsorgeuntersuchungen zum Teil sogar schon vor dem 35. oder 50. Lebensjahr. So wird bei Darmkrebsfällen in der Familie eine regelmässige Vorsorge bereits ab dem 30. Lebensjahr empfohlen.

Eine Übertherapie mit Untersuchungen, die medizinisch nicht notwendig wären, ist jedoch nicht das Ziel. Welche Massnahmen im Einzelfall sinnvoll sind, sollte deshalb immer in Abstimmung mit einem Arzt entschieden werden.

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Verwendete Quellen:

  • Bundesministerium für Gesundheit: Gesundheits-Check-up
  • Verbraucherzentrale: Früherkennung von Krankheiten: kostenlose Gesundheitschecks
  • Kassenärztliche Vereinigung Bremen: Vorsorgeuntersuchungen für Frauen und Männer
  • Deutsche Krebsgesellschaft: Wie häufig ist Brustkrebs?
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