• Auch bei Männern gibt es eine Art Wechseljahre: Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel.
  • Normalerweise passiert das allmählich über Jahrzehnte hinweg und verursacht keine Beschwerden.
  • Bei bestimmten Symptomen sollten Männer jedoch immer auch an einen Testosteronmangel denken.

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Über die Wechseljahre von Frauen ist viel bekannt. Aber auch bei Männern gibt es hormonelle Veränderungen, wenn sie älter werden. Insbesondere sinkt bei ihnen ungefähr ab dem 40. Lebensjahr der Spiegel des Hormons Testosteron ab. Klassische Wechseljahre, die mit der starken hormonellen Veränderung bei Frauen innerhalb weniger Jahre vergleichbar sind, haben Männer allerdings nicht.

Der wohl grösste Unterschied liegt darin, dass sich die hormonelle Veränderung bei Männern über Jahrzehnte erstreckt und nur sehr allmählich passiert. "Der Verlust an Testosteron beträgt rund ein bis zwei Prozent pro Lebensjahr", sagt Tobias Jäger im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ist Facharzt für Urologie und Andrologie mit genetischer Beratung und Männergesundheit.

Woran erkennen Männer einen Testosteronmangel?

Das Absinken des Testosteronspiegels ist ein normaler körperlicher Vorgang. Allerdings kann es dabei zu Problemen kommen – etwa dann, wenn Männer schon in jungen Jahren einen niedrigen Testosteronspiegel hatten und dieser dann im Alter weiter absinkt. In anderen Fällen nimmt der Testosteronspiegel deutlich stärker als um ein bis zwei Prozent pro Jahr ab. "Dabei ist dann nach einiger Zeit ein Testosteronmangel die Folge", erklärt der Experte.

Männer fühlen sich bei einem Testosteronmangel etwa müde und abgeschlagen, nehmen am Bauch zu oder fühlen sich antriebslos und depressiv. Ein Hormonmangel kann auch zu sexuellen Störungen führen. "Männer mit einem Testosteronmangel leiden häufiger unter reduzierter Libido oder Erektionsstörungen", sagt der Androloge. Weil die Symptome so allgemein sind, denkt man nicht unbedingt an einen Hormonmangel. Stattdessen kommt es durchaus vor, dass fälschlicherweise ein Burnout oder eine Depression diagnostiziert werden.

Testosteron wirkt auch auf den Fettstoffwechsel

Testosteron gilt gemeinhin als "männliches Hormon". Es hat aber vielfältige Wirkungen im Körper, etwa auf den Fettstoffwechsel und auf den Zuckerhaushalt. "Ein niedriger Testosteronspiegel bremst den Stoffwechsel regelrecht aus", sagt Tobias Jäger. Dadurch nimmt bei Männern mit Testosteronmangel die Muskelmasse ab, während sich mehr Fett am Bauch bildet.

Das setzt oft einen Teufelskreis in Gang: Im Bauchfett ist nämlich ein Enzym namens Aromatase in grosser Menge enthalten. Dieses Enzym wandelt Testosteron in das weibliche Geschlechtshormon Östrogen um. Dadurch sinkt der Testosteronspiegel weiter ab, es bildet sich noch mehr Bauchfett – und der Abbau von Testosteron schreitet noch stärker voran.

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Höheres Risiko für Diabetes bei Testosteronmangel

Ein Testosteronmangel wirkt sich nicht nur auf die Psyche aus, sondern erhöht auch das Risiko, Diabetes zu entwickeln. Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen fehlendem Testosteron, hohem Cholesterinspiegel, hohen Blutfettwerten und einer Störung im Zuckerstoffwechsel.

Männliche Diabetiker haben beispielsweise oft auch einen Testosteronmangel. "Wird der Testosteronmangel dann medikamentös durch die Zufuhr von bioidentischem Testosteron ausgeglichen, verbessert sich in vielen Fällen auch der Diabetes signifikant", sagt Jäger. Bioidentische Hormone haben dieselbe Struktur wie körpereigene Hormone.

Kraftsport wirkt positiv auf das Testosteron

Weniger Bauchfett hilft also für mehr Testosteron. Doch was heisst das für die Ernährung bei Männern ab 40? "Es bedeutet einfach, dass sie langfristig eine ausgeglichene Kalorienbilanz erreichen sollten", sagt der Experte. Man sollte also nicht mehr Kalorien aufnehmen, als der Körper verbraucht. Eine spezielle Ernährung, die den Testosteronspiegel erhöht, gibt es laut Jäger aber nicht.

"Dafür muss man die Muskulatur beanspruchen", sagt der Androloge. Extremer Ausdauersport, etwa beim Marathonlauf, wirkt sich allerdings negativ auf den Testosteronspiegel aus. "Hoch intensives Intervalltraining mit Übungen, die das eigene Körpergewicht als Masse nutzen, sind hingegen sehr effektiv", erklärt Jäger. Wer sie regelmässig macht, kann damit einen positiven Einfluss auf den Testosteronspiegel nehmen.


Bei Symptomen immer auch an einen Mangel denken

Die Abnahme des Testosteronspiegels im Alter ist grundsätzlich normal und sollte keine ausgeprägten Symptome verursachen. Wenn Männer aber unter Problemen wie Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsproblemen oder auch sexuellen Symptomen wie einem geringen sexuellen Interesse oder Erektionsstörungen leiden, sollten sie an einen Testosteronmangel denken.

Bei Männern kann es in dem Fall sogar – ähnlich wie bei Frauen in den Wechseljahren – zu Hitzewallungen kommen. Typisch ist auch eine Abnahme der Muskelmasse und der Kraft. Es kann sich auch ein sogenanntes metabolisches Syndrom bilden mit hohem Blutdruck, einer Fettstoffwechselstörung und Störungen im Zuckerstoffwechsel.

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Testosteron kann von aussen zugeführt werden

"Wichtig ist es zunächst einmal, die möglichen Beschwerden zu kennen, die ein Testosteronmangel nach sich ziehen kann", sagt Jäger. Wenn jemand unter solchen Symptomen leidet, ergibt es Sinn, einen Hormonmangel als Ursache in Erwägung zu ziehen.

Das funktioniert durch eine Blutuntersuchung. "Wenn die Beschwerden durch einen Testosteronmangel bedingt sind, profitiert ein Mann von der Therapie in erheblichem Masse, sowohl psychisch wie auch körperlich", sagt der Experte. Das fehlende Testosteron wird dem Körper in diesem Fall von aussen zugeführt, etwa durch Salben, Pflaster oder Spritzen.

Über den Experten: Privat-Dozent Dr. Tobias Jäger ist Facharzt für Urologie, Andrologie mit genetischer Beratung und Männergesundheit und arbeitet in seiner Praxis in Essen. Er ist Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Dr. Tobias Jäger
  • Harald Jörn Schneider et al.: Prevalence of low male testosterone levels in primary care in Germany: cross-sectional results from the DETECT study
  • Frederick Wu et al.: Identification of late-onset hypogonadism in middle-aged and elderly men
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