• Experten warnen vor einer neuen Verschärfung in der Corona-Krise.
  • Den besten Schutz vor Infektion und schwerem Krankheitsverlauf bietet die Auffrischungsimpfung.
  • Regelmässiges Testen, Kontaktvermeidungen, Lüften von Innenräumen und eine Feier im engsten Kreis schützt alle Familienmitglieder.

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Weihnachten steht vor der Tür und viele Menschen wünschen sich ein besinnliches Fest im Kreise der Familie. Manche Experten und Politiker stimmen die Bevölkerung aber jetzt schon darauf ein: "Wir werden um einen Lockdown nach Weihnachten nicht herumkommen".

Nach Weihnachten? Ist es denn angesichts dieser Lage sicher, noch gemeinsam Weihnachten zu feiern? Zwar gibt es in diesem Winter mit Schnelltests, FFP2-Masken und Impfstoffen verbesserte Möglichkeiten zur Eindämmung der Virusverbreitung, demgegenüber stehen jedoch eine zu niedrige Impfquote und die nachlassende Immunität auch nach zweimaliger Impfung.

Das Auftreten neuer Virusvarianten, wie aktuell der Omikron-Variante, die infektiöser sein könnten, macht ein schnelles und konsequentes Handeln noch dringlicher. In ihrer aktuellen Stellungnahme fordern die Experten der Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften daher umfassende Kontaktbeschränkungen, insbesondere in Regionen mit hoher Inzidenz.

Impfschutz auffrischen und regelmässig testen

Den besten Schutz vor einer Infektion und einem schweren COVID-19-Verlauf bietet nach wie vor die Schutzimpfung. "Aus medizinischer Sicht sind Impfen und Testen weiterhin die wichtigsten Massnahmen", betont eine Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Aufgrund der nachlassenden Immunität nach der zweiten Impfung sollten sich möglichst viele Menschen kurzfristig boostern lassen. "Sinnvoll ist auch die Durchführung eines PCR-Tests direkt vor dem Weihnachtsfest, das ist jedoch logistisch nicht überall möglich. Generell gilt, dass ein Selbsttest besser ist als gar kein Test." Denn auch geimpfte Menschen können sich infizieren und ohne Symptome das Virus weitergeben.

Insbesondere ältere Menschen und vulnerable Gruppen müssen geschützt werden. "Sind die Grosseltern noch nicht geboostert, sollten sie keinen engen körperlichen Kontakt zu den Enkeln haben", empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). "Die Kinder treffen in Kita oder Schule viele andere Kinder und sind noch nicht geimpft." Sinnvoll sei es daher, die Kinder vor Weihnachten ebenfalls zu testen.

Lüften unerlässlich

In Innenräumen ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch. Befinden sich mehrere Menschen über längere Zeit in einem Raum, breiten sich Aerosolpartikel, die infektiöse Viren transportieren können, ungehindert aus. "Der Anstieg der Konzentration von Aerosolpartikeln hängt von der Belegung des Raums, der Raumgrösse als Volumen und der Luftwechselrate ab", erklärt Dr. Birgit Wehner, Wissenschaftlerin am TROPOS-Leipzig Institut für Troposphärenforschung. "Man sollte daher mehrfach in der Stunde lüften." Studien empfehlen Luftwechselraten von sechs bis acht pro Stunde, also entsprechend häufige, vollständige Austauschvorgänge der Luft im Raum. Für Klassenräume wird typischerweise ein gründliches Lüften nach 20 Minuten empfohlen.

Als unterstützende Massnahme sind mobile Raumluftfilter sinnvoll, die an die jeweilige Raumgrösse angepasst sein müssen. "Sie können aber die Frischluftzufuhr oder das Tragen von Masken bei grösseren Zusammenkünften nicht ersetzen", betont Wehner. Wichtig sei trotzdem, sechs bis acht Mal pro Stunde intensiv zu lüfte. "CO2-Warner können lediglich an das regelmässige Lüften erinnern, da mobile Raumluftfilter keine Frischluft zuführen und daher keine CO2-Reduzierung bewirken können."

Weihnachten in der Pandemie: Feiern im kleinen Kreis

Experten raten weiterhin dazu, Weihnachten im engsten Familienkreis in einem möglichst grossen Raum zu feiern. "Grob gesagt sollte man vielleicht von zehn Quadratmetern Platz pro Person ausgehen", rät Professor Hartmut Herrmann, Leiter der Abteilung Chemie der Atmosphäre am TROPOS-Leipzig Institut für Troposphärenforschung. Ähnlich seien die Regelungen an Universitäten.

Hilfreich kann es sein, die Feiern zu splitten. "Wenn sich die Familie aber jeden Tag mit einem weiteren neuen Kreis trifft, ist im Falle einer Infektion das Risiko, diese an viele weiterzugeben, entsprechend höher", warnt Herrmann. "Daher wäre es sicher gut, die Anzahl der Kontakte in Innenräumen zu begrenzen und sich ansonsten draussen zum Spaziergang oder auf einen Glühwein im Garten zu treffen."

Kontakte vor dem Fest einschränken

Für die meisten Menschen gehören Weihnachtsmarktbesuche, die Adventsfeier in der Firma und Treffen im Freundes- und Familienkreis zur Advents- und Weihnachtszeit. Wer sich jedoch mit vielen unterschiedlichen Personen trifft, erhöht das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken oder es weiterzutragen. Vielerorts werden entsprechende Veranstaltungen abgesagt und auch im privaten Umfeld sollten Kontakte reduziert werden. Denn je weniger Begegnungen es gibt, umso geringer ist die Infektionsgefahr. Wer bereits vor dem Fest Kontakte meidet, im Homeoffice arbeitet und mit dem Auto statt mit dem ÖPNV zu Verwandten reist, verringert ebenfalls das Risiko, das Virus unbemerkt in sich zu tragen und an Weihnachten andere anzustecken.

Allerdings sollte gerade an den Festtagen der Kontakt zu Familienangehörigen in Altenheimen oder im Krankenhaus aus Angst vor Ansteckung nicht abgebrochen werden. "Isolation und Einsamkeit sind gefährlich und können die psychische Gesundheit stark gefährden. Fehlender Besuch wirkt sich negativ auf die Genesung der Patienten aus", heisst es seitens der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). "Zudem verfügen die Häuser in der Regel über entsprechende Hygiene- und Sicherheitskonzepte, so dass ein Besuch möglich sein sollte." Alternativ kann der Kontakt über regelmässige Telefonate oder Videokonferenzen gehalten werden.

Verwendete Quellen:

  • Schriftliche Anfrage an Prof. Hartmut Hermann und Dr. Birgit Wehner vom TROPOS – Leibniz-Institut für Troposphärenforschung vom 16.12.2021.
  • Gesellschaft für Aerosolforschung."Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung zum Verständnis der Rolle von Aerosolpartikeln beim SARS-CoV-2 Infektionsgeschehen".
  • Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften."10. Ad-hoc Stellungnahme: Corona-Pandemie: Klare und konsequente Massnahmen – sofort!" vom 27.11.21.
  • Bundesministerium für Gesundheit."Weihnachten feiern in der Pandemie: So schützen Sie sich und Ihre Familie."
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