Rund 140.000 Menschen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation im vergangenen Jahr an Masern gestorben. Nicht nur die Zahl der Todesfälle steigt weltweit wieder an, sondern auch die Infektionsrate zeigt eine Tendenz nach oben.

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Im Langzeit-Vergleich ist die Zahl der Todesopfer durch Masern gesunken. Im Jahr 2000 erlagen noch mehr als 535.000 Menschen der Krankheit, 2018 waren es 140.000 Menschen. Es gab jedoch einen Anstieg zum Vorjahr: 2018 wurden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 16.000 Masern-Tote mehr als 2017 erfasst.

Ähnlich wie die Todeszahlen veränderten sich zuletzt auch die geschätzten Infektionen, die nach einem drastischen Rückgang ebenfalls wieder angestiegen sind. Nach WHO-Schätzungen gab es 2018 knapp 9,8 Millionen Masernfälle, im Jahr davor rund 7,6 Millionen.

Manche Staaten besonders betroffen

In Deutschland wurden dieses Jahr nach Angaben des Robert-Koch-Instituts von Januar bis Ende November 501 Masern-Fälle gezählt - 2018 waren es im selben Zeitraum 528 Fälle. Die Zahlen in Deutschland schwanken von Jahr zu Jahr jedoch sehr. Sie lagen in den vergangenen zehn Jahren zwischen 165 und 2.465 Fällen pro Jahr.

Da in vielen Ländern keine Meldepflicht besteht, wird laut WHO nur ein Bruchteil der Masernfälle bekannt. Die weitaus meisten Ansteckungen wurden 2019 bis Mitte November aus dem Kongo gemeldet. Die Behörden gehen davon aus, dass allein dort mehr als 5.000 Menschen an Masern gestorben sind - weit mehr als beim Ebola-Ausbruch seit Sommer 2018 mit rund 2.200 Toten bislang.

In Europa kam es letztes Jahr in der Ukraine zu einem grossen Ausbruch mit fast 57.000 gemeldeten Fällen. Auch in Liberia, Madagaskar und Somalia gibt es grosse Probleme mit den Masern. Auf diese fünf Staaten entfällt letztlich fast die Hälfte aller gemeldeten Masern-Fälle.

Auch in den USA - die einst als masernfrei galten - ist die Tendenz wieder steigend, das Land verzeichnete so viele Fälle wie seit 25 Jahren nicht mehr. Erst in der vergangenen Woche sind zudem im polynesischen Inselstaat Samoa mindestens 53 Menschen bei einem Masernausbruch gestorben.

Kampf gegen Ebola steht im Kongo im Mittelpunkt

"Die Gesundheitssysteme sind in manchen Ländern sehr geschwächt. Da gibt es dann oft Lücken in der Versorgungskette, insbesondere beim Masern-Impfstoff", sagte Marcus Bachmann, für die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" zuletzt mehrmals Einsatzleiter im Kongo, der Deutschen Presse-Agentur. Der Masern-Impfstoff müsse bis zur Verabreichung permanent gekühlt werden, auch das sei in vielen Ländern eine grosse Herausforderung.

Speziell im Kongo stehe zudem der Kampf gegen Ebola im Mittelpunkt, was sich auch finanziell deutlich bemerkbar mache. "Die Menschen vor Ort können dieses Ungleichgewicht gar nicht verstehen. Sie haben grosse Sorgen wegen der Masern, weil die ihre Kinder oft töten", sagte Bachmann.

Für das kommende Jahr gebe es wenig Grund für Optimismus, sagte Bachmann. Die typischen Probleme in einigen Ländern - schlechte Überwachung und zu langsame Prüfung neuer Fälle, fehlende Impfungen und grundsätzlich Unsicherheit durch Konflikte - liessen sich schliesslich nicht "von heute auf morgen" lösen.

Impfung oft nicht vollständig

Die WHO schätzt, dass 86 Prozent der Kinder eine erste Impfung erhalten, nur rund 70 Prozent dann aber die empfohlene zweite Dosis. Nach WHO-Angaben ist eine Impfrate von 95 Prozent mit zwei Dosen in jedem Land nötig, um die Bevölkerung vor der Krankheit zu schützen.

Zum stärkeren Schutz vor der hoch ansteckenden Krankheit hat der Bundestag im November ein Gesetz für eine Impfpflicht in Deutschland beschlossen. Es soll zum 1. März 2020 in Kraft treten. Eltern müssen dann vor der Aufnahme in Kitas oder Schulen nachweisen, dass ihre Kinder geimpft sind.

Für Kinder, die schon zur Kita oder in die Schule gehen, muss der Nachweis bis zum 31. Juli 2021 erfolgen. Bei Verstössen drohen bis zu 2500 Euro Bussgeld. Greifen soll die Impfpflicht auch für Lehrkräfte und Erzieherinnen sowie für Personal in medizinischen Einrichtungen.

Symptome von Masernerkrankung

Zu den Masernsymptomen zählen ein Ausschlag der Mundschleimhaut und die charakteristischen bräunlich-rosafarbenen Hautflecken. Die Infektion schwächt vorübergehend das Immunsystem, so dass es leichter zu Mittelohrentzündung, Bronchitis, Lungenentzündung oder Durchfall kommt. Eine besonders gefürchtete Folge sind bestimmte Hirnentzündungen, die tödlich enden können. (awa/dpa)

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