Yoga gilt als eine der sanftesten Fitness-Methoden, um die Muskeln zu stärken, den Körper zu formen und im Einklang mit sich selbst zu bleiben. Doch immer wieder tauchen Meldungen auf, dass Yoga auch gesundheitsschädigend sein kann. Was steckt dahinter und worauf sollte man achten?

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Wenn von Yoga die Rede ist, denken die meisten Menschen in unseren Breitengraden an langsame Körperübungen, die uns Wohlbefinden und einen straffen Körper verschaffen sollen. Obwohl ursprünglich der Sinn darin bestand, zur Erleuchtung zu finden, wird Yoga in Europa hauptsächlich aus sportlichen Gründen betrieben. Es hat sich sogar zu einem regelrechten Modehype entwickelt, der immer mehr unterschiedliche Yoga-Arten entstehen lässt: Man kann Yoga im Liegen betreiben, im Sitzen, in der Luft schwebend, bei extremer Hitze, man kann dabei lachen und natürlich entspannen und tief atmen. Die unterschiedlichen Stile unterscheiden sich vor allem in ihrer Schwerpunktlegung und Auswahl der Körperstellungen. Doch tun diese - oft sehr schwierigen - Übungen wirklich alle gut?

Yoga: Gefahr für die Gesundheit oder Wohltat?

Wenn es nach dem amerikanischen Journalisten William Broad geht, der in der renommierten US-Zeitung "The New York Times" einen grossen Artikel darüber schrieb, dann schadet Yoga mehr als es nutzt: Gezerrte Muskeln, gerissene Bänder und schmerzende Gelenke sollen die Folgen der für den Körper ungewohnten Übungen sein. Wenn man sie falsch macht oder es übertreibt.

"Wir sind erfreut über diesen Artikel, weil dadurch die Diskussion um eine gute Ausbildung neu entstanden ist", sagt hingegen Shakti Siedler, Vorstandsmitglied von Yoga-Austria-BYO, dem Berufsverband der Yoga-Lehrenden in Österreich. "Alles, was man übertreibt, kann schädlich sein. Das ist bei jeder Sportart so." Auch bei Yoga, denn jede Übung, sei es eine Körperhaltung (Asana), eine Atemübung (Pranayama) oder eine Meditationsübung (Dhyana), hat eine bestimmte Wirkungsweise und auch klare Kontraindikationen. "Liegt bei einem Übenden eine dieser Kontraindikationen vor - zum Beispiel ein schwerwiegender Bandscheibenvorfall oder ausgeprägter Bluthochdruck - kann die Übung natürlich nicht die gewünschte Wirkung entfalten. Sie muss dann entsprechend den Bedürfnissen des Übenden abgewandelt oder ganz ausgelassen werden", rät die Expertin. Generell sollten schwerwiegende körperliche oder psychische Probleme vor Kursbeginn mit einem Arzt oder Therapeuten abgeklärt werden, damit der Yogalehrer dies auch berücksichtigen kann.

Vorsicht bei schwierigen Übungen

Da gibt es den Sonnengruss, bei dem sich der Yogi - so wird der Übende genannt - nach allen Seiten hin biegt und dehnt. Oder die Katzenstellung, die eine Dehnung der Wirbelsäule bewirken soll. Der herabschauende Hund, der Fisch oder die Kobra sind ebenfalls für uns ungewohnte Verrenkungen, die zu mehr Wohlbefinden führen sollen. Doch Achtung: "Wenn es irgendwo wehtut, sollte die Übung sofort abgebrochen", warnt Shakti Siedler. Um eventuelle Schmerzen rechtzeitig zu bemerken, ist es deshalb gerade für Anfänger ratsam, alle Übungen in Ruhe durchzuführen und langsam in die verschiedenen Posen und Dehnungen zu gehen.

Auch schwierige Übungen, wie der im Yoga oft zu sehende Kopf- oder Schulterstand, sehen zwar eindrucksvoll und entspannend aus, sind aber noch nichts für Yoga-Neulinge. "Den Kopfstand würde ich nie bei Gruppenstunden vormachen. Der ist nur etwas für erfahrene Yogis, weil nahezu das gesamte Körpergewicht auf der Halswirbelsäule lastet", so Siedler. Und aufgrund von Schreibtischarbeit und Bewegungsmangel haben die meisten Menschen in unserer heutigen Zeit sowieso mit Nackenproblemen zu kämpfen. Unvorbereitet könnte eine solche Yogaübung dann wirklich zu Schädigungen führen.

Auf den Lehrer kommt es an

Es ist aber nicht nur wichtig, die richtige Yoga-Art für sich zu finden, sondern vor allem auch den richtigen Trainer. Das weiss auch Katharina Wogrolly, Chefin des ersten Bikram-Yoga-Studios in Wien: "Nicht Yoga ist das Problem, vielmehr ist es die schlechte Umsetzung oder der mangelhafte Unterricht. Yoga sollte sehr präzise ausgeführt werden, weil man vieles falsch machen oder sich auch verletzten kann." Aus diesem Grund empfiehlt die Yoga-Expertin vor allem Anfängern, die ersten 20 bis 30 Stunden mit einem ausgebildeten Lehrer zu trainieren.

Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn es gibt grosse Unterschiede, vor allem bei Yoga-Stunden in Fitnesscentern. "Man weiss nie genau, welche Ausbildung diese Lehrer absolviert haben", sagt Wogrolly. "Ein Zwei-Wochen-Kurs etwa ist natürlich keine adäquate Ausbildung für einen Yoga-Lehrer. Oft wird zu wenig erklärt und Fehler der Schüler zu selten verbessert.". Von Yoga im Alleingang, zum Beispiel mit einer DVD, rät die Expertin ebenfalls ab.

Werden aber alle Empfehlungen und Ratschläge berücksichtigt, hat Yoga aber durchaus positive Effekte auf die Gesundheit.

Yoga-Anwendungsgebiete

Dass einige Elemente und Übungen des Yogas durchaus gesundheitsfördernde Wirkungen haben, ist mittlerweile wissenschaftlich gut belegt. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb einige Elemente immer wieder in medizinischen Therapien aufgenommen werden. So bieten etwa verschiedene Arztpraxen wie die Berliner Ärzte Dr. Imogen Dalmann und Martin Soder oder der Wiener Arzt Dr. Andreas Goldammer Yoga unter schulmedizinischer Anleitung als Therapie bei verschiedenen Erkrankungen an.

Die Anwendungsgebiete sind dabei verschiedenartig. So haben umfassende Studien der Universität Graz über die Wirksamkeit alternativmedizinischer Methoden etwa ergeben, dass Yoga mit seinen verschiedenen Atemübungen als einzige Methode Asthmabeschwerden lindern kann. Das tiefe und langsame Atmen wirkt sich ebenso auf das Herz-Kreislauf-System positiv aus: Puls- und Blutdruck werden gesenkt, der Stoffwechsel angeregt und die inneren Organe besser durchblutet.

Selbst bei Wirbelsäulenproblemen kann Yoga überaus hilfreich sein, denn korrekt ausgeführt belasten die verschiedenen Körperübungen weder Gelenke, Muskeln, Bandscheiben oder Bänder. Vielmehr werden die Biegsamkeit und die Beweglichkeit des gesamten Bewegungsapparats wie der Wirbelsäule verbessert, weshalb Yoga vor allem bei Rückenbeschwerden und nach Sportverletzungen als Therapieform eingesetzt wird.

Auch bei Kopfschmerzen und Migräne, bei depressiven Verstimmungen, Angstzuständen, Diabetes und bei der Gewichtsreduktion können mit Asanas gute Erfolge erzielt werden.

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