Im Kampf gegen Übergewicht wird vor allem Zucker verteufelt. Neue Ansätze von Gesundheitsexperten der Union und SPD sehen gar eine Strafsteuer für besonders zucker- und kalorienhaltige Lebensmittel vor, um Krankheiten vorzubeugen. Da liegt ein Schluss nahe: Süssstoff ist die bessere Wahl für Gesundheitsbewusste. Doch stimmt das wirklich? Wir machen den Vergleich.
Die Herstellung
Zucker wird aus Zuckerrohr- oder Zuckerrübensaft ausgekocht beziehungsweise ausgepresst. Danach wird er mit Wasser verdünnt und gekocht, bis er kristallisiert.
Zucker ist ein kalorienreiches Produkt. 100 Gramm enthalten 405 Kalorien. 0,33 Liter einer herkömmlichen Cola beinhalten 139 Kalorien und decken somit schon rund sieben Prozent des empfohlenen Tagesbedarfs.
Süssstoff wird meist auf chemischem Weg erzeugt. Er hat nur wenige Kalorien, weist zugleich aber eine bis zu 3.000-fach höhere Süsskraft als Zucker auf. So haben 100 Gramm des bekanntesten Süssstoffs Saccharin nur 250 Kalorien. Werden zum Süssen einer herkömmlichen Limonade mehrere Gramm Zucker benötigt, müssen bei der Light-Variante nur wenige Milligramm Süssstoff zugesetzt werden.
Zucker macht dick
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Zucker liegt in Deutschland bei rund 36 Kilogramm pro Jahr. Nur sechs Kilogramm davon werden direkt als Haushaltszucker verwendet. Stolze 30 Kilogramm sind in bereits verarbeiteten Lebensmitteln enthalten, die wir im Supermarkt erwerben. Ein grosser Teil davon steckt in zuckerreicher Limonade. So enthalten 0,33 Liter Cola 35 Gramm Zucker. Das entspricht fast 40 Prozent der empfohlenen Tagesdosis.
Zucker ist schlecht für die Zähne
Zucker wird im Mundraum in Säure verwandelt, die den Zahnschmelz angreifen und dadurch die Zähne nachhaltig schädigen kann. Beim Genuss von Limonade kann sich der Zucker sogar besonders gut im Mundraum verteilen. Zahnärzte raten daher zu Süssstoff, der unschädlich für die Zähne ist.
Zucker verursacht keine Zuckerkrankheit
Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, wird Diabetes, die Zuckerkrankheit, nicht durch Zucker ausgelöst. Vielmehr handelt es sich um eine Krankheit, die zu Über- oder Unterzuckerung des Blutes führt. Deshalb müssen Zuckerkranke ihre Insulindosierung auf die Menge des konsumierten Zuckers abstimmen. Gesunde Menschen haben bei normaler Dosierung von Zucker keine gesundheitlichen Probleme zu befürchten.
Zucker macht süchtig
Bei einer Studie des Psychologen Bart Hoebel an der Princeton Universität wurde nachgewiesen, dass Ratten schon nach kurzer Zeit typische Suchtsymptome entwickelten, wenn man ihnen zunächst Zucker verabreicht, und dann wieder entzog. Die Tiere versuchten alles, um an den gewohnten Stoff zu kommen. Sie konsumierten grosse Mengen Alkohol als Ersatzdroge und zeigten auch körperliche Entzugssymptome wie Zähneklappern. Hoebel gab allerdings zu bedenken, dass die Ergebnisse nicht zwangsläufig auf den Menschen übertragbar seien.
Süssstoff - mangelnde Sättigung
Eine mit Süssstoff verfeinerte Limonade hat deutlich weniger Kalorien, als ihr gezuckertes Pendant. Doch genau darin sehen viele Wissenschaftler auch ein Problem. So fanden die Forscher Susan Swithers und Terry Davidson von der Purdue Universität in Indiana heraus, dass Ratten, die mit Süssstoff versetzten Joghurt frassen, deutlich mehr als von der gezuckerten Variante verzehrten. Sie gehen davon aus, dass der abfallende Blutzuckerspiegel dafür sorgt, dass das natürliche Sättigungsgefühl ausbleibt. Nach dieser Lehrmeinung ist es also durchaus möglich, dass Getränke, die mit Süssstoff versetzt sind, grosse Lust auf mehr verursachen. Das kann letztlich dazu führen, dass so mehr Kalorien eingenommen werden, als beim Verzehr von gezuckerter Limonade.
Gestützt wird diese These auch durch die wachsende Zahl fettleibiger Menschen in den Industrienationen. Diese Tatsache steht in merkwürdigem Kontrast zur zeitgleichen Zunahme von Light-Produkten in der Lebensmittelindustrie.
Andere Experten verweisen auf die Tiermast, in der ebenfalls Süssstoffe verwendet werden. Ihre These ist, dass der oftmals günstigere Zucker verwendet würde, wenn die Tiere dadurch genauso viel Gewicht zulegen würden.
Süssstoff unter Verdacht
Die European Ramazzini Foundation for Cancer Research hat im Jahr 2005 eine Studie vorgestellt, bei der Ratten der Süssstoff Aspartam verabreicht wurde, und zwar in einer für Menschen üblichen Dosierung. Die Wissenschaftler stellten danach eine Zunahme von Nierenkrebs und Tumoren im Kopf fest. Die Hersteller machten allerdings geltend, dass Aspartam bereits seit 25 Jahren auf dem Markt ist und als unbedenklich gilt.
Fazit - Die Dosis macht das Gift
Nachhaltige Belege für einen Vorteil von Süssstoff oder Zucker in Limonade gibt es nicht. Ein gesunder Mensch, der in geringen Mengen gezuckerte Cola zu sich nimmt und sich ausreichend bewegt, wird sicher nicht übergewichtiger sein als der Nachbar, der ein Getränk mit Süssstoff verwendet. Andererseits schadet auch der Light-Trinker seiner Gesundheit nicht, sofern er nicht überdosiert. So sollten etwa vom Süssstoff Sacharin nicht mehr als fünf Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag verzehrt werden.
Besser, als die Milligramm zu zählen ist es aber, ein gesundes Körpergefühl zu entwickeln, um entspannt mit Süssstoff oder Zucker umzugehen. So lassen sich Limonaden oder Cola unbeschwert geniessen.
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