Jedes Jahr erkranken in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt mehr als eine halbe Million Menschen an Krebs. Veranlagung spielt eine Rolle, aber auch Umweltfaktoren und individueller Lebensstil. Fast die Hälfte dieser Krebserkrankungen könnte verhindert werden, sagen Expertinnen und Experten. Denn gerade beim Lebensstil gibt es mehrere Verhaltensweisen, die das Krebsrisiko nachweislich senken können.
Meiden Sie Zigaretten und Alkohol
Dass Rauchen Krebs verursachen kann, steht mittlerweile auf jeder Zigarettenschachtel. Tabakkonsum ist noch immer der mit Abstand grösste Risikofaktor: Rund 85.000 Krebserkrankungen pro Jahr gehen allein in Deutschland auf das Konto der Glimmstängel. Trotzdem konsumieren noch immer rund 24 Prozent der Über-18-Jährigen Tabakwaren. Studien zeigen, dass es nie zu spät zum Aufhören ist. Selbst wer bereits an Krebs erkrankt ist, kann durch den Rauchstopp die Wirksamkeit der Behandlungen erhöhen und die Gefahr deutlich senken, dass der Krebs zurückkehrt.
Besonders schlecht ist die Kombination von Rauchen und Alkohol. Aber auch ohne Zigarette steigert Alkoholkonsum das Krebsrisiko. Alkohol gilt als wichtigster ernährungsbedingter Risikofaktor für Krebs. Rund zwei Prozent aller Krebsfälle in Deutschland gehen laut Experten auf den Alkoholkonsum zurück – insbesondere Mund- und Speiseröhrenkrebs sowie Leber- und Brustkrebs. Dabei spielt es keine Rolle, ob Rotwein, Bier oder Gin Tonic getrunken wird: In allen alkoholischen Getränken ist Ethanol enthalten, das im Körper zu hoch krebserregendem Acetaldehyd abgebaut wird.
Generell gilt: Je mehr Alkohol man trinkt, desto höher ist das Krebsrisiko. Einen risikofreien Alkoholkonsum gibt es nach Ansicht von Experten nicht, wobei Frauen generell empfindlicher auf Alkohol reagieren als Männer. Um in einem möglichst risikoarmen Bereich zu bleiben, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Frauen nicht mehr als zehn Gramm Alkohol (ein kleines Bier, ein Glas Wein) pro Tag zu trinken und Männern nicht mehr als 20 Gramm. An mindestens zwei Tagen in der Woche sollte zudem ganz auf Alkohol verzichtet werden.
Vermeiden Sie Übergewicht
Ein lange unterschätzter Risikofaktor für Krebs ist Übergewicht. Inzwischen hat Übergewicht in manchen Regionen der Welt Rauchen schon als grösster Krebsrisikofaktor überholt. Laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) lassen sich auch in Deutschland rund sieben Prozent aller Krebsneuerkrankungen auf Übergewicht zurückführen. Ein erhöhter Körperfettanteil steigert demnach das Risiko für mindestens 13 Krebsarten, darunter Darm-, Speiseröhren- und Brustkrebs.
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Wie genau sich Übergewicht auf das Krebsrisiko auswirkt, ist komplex und nicht vollständig geklärt. Eine mögliche Ursache liegt in der verstärkten Ausschüttung von Hormonen. Fettzellen, insbesondere das Bauchfett, produzieren Hormone, die unter anderem den Insulin- und den Östrogenspiegel erhöhen – bekannte Risikofaktoren für Brustkrebs. Generell gilt: Je mehr überflüssige Kilos, desto höher das Krebsrisiko. Abnehmen ist damit eine effektive Massnahme, um das Krebsrisiko zu senken.
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Bewegen Sie sich möglichst viel
Wer abnehmen will, sollte sich viel bewegen – und kann sein Krebsrisiko damit in doppelter Hinsicht senken. Denn etwa sechs Prozent aller Krebsfälle in Deutschland werden auf Bewegungsmangel zurückgeführt. Forscher haben herausgefunden, dass Bewegung die Gene beeinflusst. Bestimmte Gene, die die Tumorbildung im Körper unterdrücken, werden im Laufe des Lebens abgeschaltet. "Wenn Sie allerdings Sport treiben, bleiben diese Gene länger aktiv", erklärt Professor Wilhelm Bloch, Sportmediziner der Sporthochschule Köln, im Interview mit unserer Redaktion. Das Risiko, dass Zellen entarten und Krebs entsteht, sinkt demnach durch Bewegung.
Um sich diesen Mechanismus zunutze zu machen, muss man nicht schon in jungen Jahren mit dem Sport angefangen haben. Es lohne sich auch mit 60 noch, sagt Bloch. Das maximale Potenzial zur Krebsprävention lässt sich aber nicht durch einen gelegentlichen kurzen Spaziergang ausschöpfen. Um etwa das Brustkrebsrisiko um maximal 25 Prozent zu senken, empfehlen Bloch und seine Kollegen fünf Stunden Walking pro Woche. Das Darmkrebsrisiko lasse sich durch Bewegung sogar um bis zu 40 Prozent reduzieren, dafür muss man sich aber ungefähr doppelt so lange bewegen.
Entmutigen lassen sollte man sich von den Zeitangaben nicht. Schon kleine Bewegungseinheiten bringen einen gesundheitlichen Effekt, nicht nur für die Krebsprävention. Das haben aktuelle Studien gezeigt. Die WHO empfiehlt mindestens 75 Minuten Sport oder wenigstens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche.
Ernährung: Viel Vollkorn und Gemüse, wenig Fleisch
Die Ernährung spielt eine wesentliche Rolle für das Krebsrisikos – nicht nur, weil eine falsche Ernährung zu Übergewicht führen kann. So wurden bestimmte Lebensmittel und Zubereitungsmethoden wissenschaftlich als krebsfördernd oder -hemmend identifiziert. Mit der richtigen Ernährung könnten nach Ansicht der Wissenschaft fast acht Prozent aller neuen Krebsfälle in Deutschland vermieden werden.
Das Internationale Krebsforschungszentrum (IARC) stuft beispielsweise verarbeitetes Fleisch als krebserregend ein. Fleischwaren, die gepökelt, gesalzen oder geräuchert sind, sollten daher möglichst selten auf dem Speiseplan stehen. Das Gleiche gilt unter anderem für rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm und Ziege), Mate-Tee sowie gebratene und frittierte Lebensmittel. Beim Braten, Backen und Frittieren entsteht Acrylamid, das als wahrscheinlich krebserregend eingestuft wird. Auch sehr heisse Speisen und Getränke sollten nicht direkt verzehrt werden. Wer regelmässig Tee mit einer Temperatur von über 60 Grad trinkt, hat laut einer Studie ein 90 Prozent höheres Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.
Fisch gilt zwar gemeinhin als gesund, allerdings zeigen Studien, dass Speisefische häufig mit Schwermetallen belastet sind, was sich bei häufigem Verzehr negativ auf die Gesundheit auswirken und im schlimmsten Fall Krebs verursachen kann. Vollkornprodukte und andere ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse hingegen können das Risiko von Darmkrebs reduzieren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Ballaststoffe die Verdauung anregen und somit krebsfördernde Substanzen schneller ausgeschieden werden können.
Schützen Sie sich vor UV-Strahlung
Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele neue Krebsfälle jährlich durch Sonne und Solarien entstehen. Unumstritten ist jedoch, dass UV-Strahlung die Entstehung von Hautkrebs begünstigt. Die IARC stuft natürliche wie künstlich erzeugte UV-Strahlung (Wellenlänge 100 – 400 nm) in die höchste Krebsrisikostufe ein. Damit steht UV-Licht in einer Reihe mit Rauchen und Alkohol.
Der sicherste Schutz vor UV-Strahlung besteht nach Angaben des Bundesministeriums für Strahlenschutz darin, übermässige Sonneneinwirkung und Solariumbesuche zu vermeiden, sich gut und regelmässig einzucremen (mindestens LSF 30), einen Kopfschutz und Sonnenbrille zu tragen sowie die Mittagssonne zu meiden.
Bekämpfen Sie Infektionskrankheiten
Auch manche Krankheitserreger können Krebs verursachen und machen in Deutschland etwa vier Prozent der Krebsfälle aus. Eine Hauptrolle spielt dabei Helicobacter pylori. Das Bakterium verursacht beim Menschen langwierige Magenschleimhautentzündungen, aus denen Karzinome hervorgehen können. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sind in Deutschland rund 30 Prozent der Bevölkerung von einer Infektion mit Helicobacter pylori betroffen. Liegt eine Infektion vor, kann sie mit Antibiotika behandelt werden, wodurch das Krebsrisiko deutlich sinkt.
Auch mit dem Humane Papillomavirus (HPV) ist ein erhöhtes Krebsrisiko verbunden. Es ist vor allem für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich, kann aber auch andere Krebsarten verursachen. Das Virus wird vor allem bei sexuellem Kontakt über die Schleimhäute übertragen. Die Ständige Impfkommission (StiKo) rät, Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren gegen HPV zu impfen. Studien zeigen, dass die Impfung eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent gegen Gebärmutterhalskrebs aufweist. Der Schutz ist umso höher, je jünger die Mädchen bei der Impfung waren.
Umweltgifte: Lüften gegen Radon
Die IARC hat eine ganze Liste von Stoffen und Chemikalien erstellt, die potenziell oder erwiesenermassen krebserregend sind. Glücklicherweise kommen wir in unserem Alltag mit den wenigsten davon in Kontakt.
Für Radon gilt das leider nicht. Das unsichtbare Gas ist ein Zerfallsprodukt von Uran und Thorium und kann aus dem Erdreich oder Gestein entweichen. Reichert es sich in Häusern an, kann es beim Menschen Lungenkrebs verursachen. Neubauten müssen durch spezielle Abdichtungen vor dem Eindringen des Gases geschützt werden, das ist gesetzlich vorgeschrieben.
Bei älteren Häusern kann es sich lohnen, die Belastung messen zu lassen und notfalls nachträglich abzudichten. Um eine Anreicherung von Radon im Haus zu verhindern, hilft auch regelmässiges Lüften. Wie hoch die Radon-Belastung in Ihrer Region ist, können Sie auf der Radonkarte des Bundesamtes für Strahlenschutz nachschauen.
Redaktioneller Hinweis
- Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
Verwendete Quellen
- Ärzteblatt: Zahlen zu Krebslast in Deutschland
- Bundesgesundheitsministerium: Rauchen
- Deutsches Krebsforschungszentrum: Rauchen: Ursache für rund 85.000 Krebserkrankungen im Jahr
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Alkoholkonsum
- Studie im Journal MDPI: Effect of Smoking on Treatment Efficacy and Toxicity in Patients with Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis
- Ärzteblatt: Krebs durch Übergewicht, geringe körperliche Aktivität und ungesunde Ernährung
- Studie der University of Cambridge: Daily 11 minute brisk walk enough to reduce risk of early death
- Presseveröffentlichung der IARC zum Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch
- International Journal of Cancer: A prospective study of tea drinking temperature and risk of esophageal squamous cell carcinoma
- Studie im Journal of the Science of Food and Agriculture: Heavy metals in marine fish meat and consumer health: a review
- Presseveröffentlichung der IARC zu UV-Strahlung
- Bundesamt für Strahlenschutz: Tipps zum UV-Schutz
- DGVS: Aktualisierte S2k-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
- IARC: Agents Classified by the IARC Monographs, Volumes 1–135
- Robert-Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung
- Bundesamt für Strahlenschutz: Radon in der Boden-Luft in Deutschland
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