Im Internet ist eine Parallelwelt entstanden. Während ältere Generationen oft nicht viel mit Apps wie Instagram und TikTok anfangen können, erobern junge Menschen die sozialen Medien auf kreative Weise.

Die Generation Z ist mit dem Internet aufgewachsen. Während sie krabbelte, entstand Google, als sie ihre Brotdose auf dem Pausenhof auspackte, kamen erst Skype, dann Facebook, schliesslich YouTube dazu. Die Programme prägten ihre Jugend. Die GenZ verabredet sich online, sieht ein Video nach dem anderen, und entwickelte ihre eigenen Online-Identitäten.

Einer von Ihnen ist der 23-jährige Paulus Goerden. In einer Zeit von Herausforderungen und Krisen sieht der junge Künstler Instagram als Rückzugsort und lädt dazu ein, Alltägliches dort neu und ästhetisch zu sehen. Auf der Plattform teilen Personen Fotos und Videos mit anderen. Nach Whatsapp gilt Instagram als die beliebteste, aktiv genutzte Social Media Plattform in Deutschland. Goerden will dieses Potential nutzen.

Was macht Kunst für Menschen der GenZ aus? Teilhabe

Auf seinem Profil teilt er Kurzfilme zu Objekten aus dem Alltag. Die Videos zeigen zunächst ihn, wie er durch die Stadt läuft, danach drehen sie auf das, was er sieht: einen Stapel Steine, eine Absperrung, Fahrradschlösser. Die Filme sind auf ihre Art spannend, kurzweilig, teils absurd. Damit bedient Paulus Goerden, was Kunst für viele junge Menschen der Generation Z ausmacht: Teilhabe.

Lange Zeit war Kunst etwas, da stand man staunend davor.

Wolfgang Ullrich, Kulturhistoriker

Die Menschen grübelten über Farben und Formen, fingen an zu interpretieren oder scheiterten genau daran. Heute wird ein Teil der Kunst partizipativer. Gerade auf Social Media sind die Werke besonders erfolgreich, die ihr Publikum aktiv einbinden. Paulus Goerden etwa macht vor, wie er seinen Alltag sieht und lädt damit ein, es ihm nachzutun.

Wolfgang Ullrich zufolge liessen junge Künstlerinnen und Künstler so eine nie dagewesene Nähe zu: Menschen können die Arbeit von Goerden ohne viel Zeit und Geld aufzuwenden ansehen, kommentieren und erhalten mit etwas Glück sogar eine Antwort vom Künstler selbst. Manche senden ihm Fotos von Objekten aus ihrem Alltag, die Goerden wiederrum über sein Profil teilt.

In einer unsicheren und beschleunigenden Welt schaffe Paulus Goerden "kleine Inseln, auf die man sich flüchten kann." So kommentiert Wolfgang Ullrich das Schaffen des Künstlers.

Dabei unterliegen die Werke auf Instagram aber auch ganz neuen Spielregeln. "Die Plattformen haben ihre eigenen Logiken", erklärt Ullrich. Instagram sei nicht für jede Form von Kunst und auch nicht für jede Künstlerin und jeden Künstler geeignet. Am Ende des Tages entscheidet ein Algorithmus über Erfolg.

Die Karten werden neu gemischt und je mächtiger Instagram wird, desto mehr Einfluss hat es auf den traditionellen Kunstbetriebe.

Wolfgang Ullrich, Kunsthistoriker

Die Kunst könnte so wieder einen "Ort in der Mitte des Lebens vieler Menschen" finden, meint Ullrich.

Verwendete Quellen:

Zur Person:

  • Wolfgang Ullrich ist ein deutscher Kulturhistoriker. Er studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Logik/Wissenschaftstheorie und Germanistik. Er war Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie in Leipzig. Seitdem er diese Tätigkeit 2015 niedergelegt hat, ist er freier Autor.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt der Abschlussklasse S21 der Journalistenschule ifp und ist in Zusammenarbeit mit der Redaktion von WEB.DE und GMX entstanden. Das gesamte Projekt finden Sie hier:






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