Millionen von Menschen suchen mittlerweile den Partner fürs Leben, einen Flirt oder Sex über Online-Dating-Plattformen und Apps wie Parship und Tinder. Nicht wenige davon sogar mit Erfolg. Ob die Suche gelingt, hängt vor allem davon ab, ob man ehrlich ist - zu sich und zu anderen.
Diese Ehrlichkeit beginnt schon bei der Auswahl der richtigen Plattform oder App. Wer sich von der Vielzahl der potenziellen Dates bei Tinder locken lässt, tatsächlich aber eine langfristige Beziehung sucht, wird wohl enttäuscht werden.
Deswegen muss die erste Frage, die man sich stellt, lauten: Welche Art von Kontakt oder Beziehung möchte ich eigentlich?
Die Antwort grenzt die Zahl der mehr als 2.000 verfügbaren Anbieter bereits etwas ein. Sie lassen sich für gewöhnlich in drei Kategorien unterteilen: in Partnervermittlungsangebote, in Singlebörsen oder Dating-Apps, und in sogenannte Casual-Dating-Plattformen.
Vereinfacht kann man sagen: Die Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit, mit der die Partnersuche betrieben wird, ist bei der ersten dieser drei Kategorien am grössten, bei der dritten am niedrigsten. Wobei natürlich nicht auszuschliessen ist, dass jemand, der sich bei einer Partnervermittlung angemeldet hat, auf Sex aus ist - oder dass jemand, der bei einer Dating-Plattform registriert ist, sich verlieben möchte.
Die Chancen, sich in ein Online-Date zu verlieben, stehen nicht schlecht
Zuverlässige Zahlen, wie viele Menschen über welche Plattform "erfolgreich" waren, gibt es nicht. Die Betreiberin der Test-Plattform zu-zweit.de, Melissa Bader, zitierte aber in einem Interview mit "RP Online" eine Studie, wonach 20 bis 25 Prozent aller Online-Dater auf diesem Weg sogar ihren Ehepartner kennengelernt hätten.
Solche oder ähnliche Zahlen werden von Experten immer wieder genannt, so dass man wohl zumindest Folgendes sagen kann: Die Chancen, über eine Online-Plattform jemanden kennen und lieben zu lernen, stehen nicht schlecht.
Die Partnervermittlungsplattformen, die am häufigsten genannt werden und in Tests beim Kriterium Seriosität gut abschnitten, sind Parship und Elitepartner.
Bei den Singlebörsen, also jenen Plattformen, bei denen vor allem geflirtet wird, echtes Kennenlernen und Verlieben aber nicht ausgeschlossen sind, sind es Lovescout24 und Neu.de.
Die besten Casual-Dating-Plattformen, bei denen Sex im Vordergrund steht, sind laut zu-zweit.de C-Date und Lovepoint. Von Tinder hält zu-zweit.de nicht viel, die Stiftung Warentest - im Hinblick auf den Datenschutz - auch nicht.
Fehler 1: Posen
Der Paarberater und Single-Coach Eric Hegmann empfiehlt, sich bei mehreren Plattformen oder Apps anzumelden, um zu sehen, welche Leute sich wo tummeln.
"Jeder seriöse Anbieter ermöglicht eine zunächst kostenlose Anmeldung und Erstellung eines kostenfreien Profils, um herauszufinden, ob denn passende potenzielle Kandidaten oder Partnervorschläge vorhanden sind", so Hegmann im Gespräch mit unserer Redaktion.
Darüber hinaus solle man auch in seinem Freundes- oder Bekanntenkreis herumfragen, wer mit welchem Anbieter gute Erfahrungen gemacht hat.
Doch was schreibt man nun in sein Profil, welches Foto wählt man? "Bleiben Sie authentisch", sagt Hegmann und vertritt damit die Mehrheitsmeinung unter Online-Dating-Experten.
Zwar finden es alle zulässig, dass man die eigenen Vorzüge betont und die Macken verheimlicht. Auch ein leichter Filter über dem Foto finden die meisten okay. Von allem, was an Mogelei darüber hinausgeht, raten sie jedoch ab, ebenso wie von übertrieben gestellten Fotos.
Was die Angaben im Profil angeht, empfiehlt Hegmann, Allgemeinplätze wie "Ich höre gerne Musik" zu vermeiden und mehr ins Persönliche zu gehen. "Seien Sie hier konkret und begründen Sie Ihre Wahl: Ich liebe Klassik, weil sie mich nach einem langen Tag wunderbar in meinem Sessel entspannen lässt."
Fehler 2: Copy-und-Paste-Nachrichten oder lange Mails
Vor dem ersten Treffen steht aber die Kontaktaufnahme - in den meisten Fällen über Textnachrichten oder Mails. Die sollten auf keinen Fall aus der Konserve sein, etwa eine Zusammenstückelung aus Nachrichten an andere Frauen und Männer.
Sie sollten auch nicht zu lang sein, das überfordert das Gegenüber. Ironie sollte sparsam eingesetzt oder besser ganz weggelassen werden. Sie wird im Schriftlichen ohnehin selten verstanden, insbesondere bei einander unbekannten Personen ist die Gefahr von Missverständnissen gross.
Die Phase der schriftlichen Kontaktaufnahme sollte aus Sicht von Paarberater Hegmann ohnehin nicht allzu lange dauern. Wenn der schriftliche Eindruck positiv ist, solle man ihn rasch bei einem Telefonat überprüfen und sich dann verabreden, sagt er.
Auch bei dieser Verabredung gilt der Grundsatz, so authentisch wie möglich zu sein - vor allem, wenn man eine Partnerschaft sucht. "Vergessen Sie 'cool', wenn Sie einen Beziehungspartner suchen. Wir verlieben uns in Menschen, die wir sympathisch finden", so Hegmann.
Fehler 3: Zu viele Leute treffen
Die grosse Auswahl an potenziellen (Sexual-)Partnern macht es für viele Online-Dater wahrscheinlich schwer, sich früh auf einen Kontakt festzulegen - und sich nicht mit mehreren Personen gleichzeitig zu verabreden.
Aus Sicht von Eric Hegmann muss das nichts Schlechtes sein: "Wenn es bei jemandem quasi ein Muster wird, dass nach langem Kennenlernen kein Kontakt im 'wahren Leben' stattfindet, sollte er oder sie die eigene Strategie ändern und etwas Neues ausprobieren, zum Beispiel mehrere Kontakte parallel zu treffen."
Man sollte aber auch wissen, dass zu viele Treffen auf Dauer gleichgültig machen können. "Irgendwann stumpft man ab, kann die vielen Kontakte nicht mehr auseinanderhalten und ertappt sich dabei, wie man zum zehnten Mal denselben Witz erzählt. Das sind nicht gerade ideale Voraussetzungen, um sich zu verlieben", sagte der Sozialwissenschaftler Kai Dröge in einem Interview mit der "Welt".
Fehler 4: Zu grosse Erwartungen
Schwierig wird es mit dem Verlieben auch, wenn die Erwartungen vor dem ersten Treffen zu hoch sind. Auch deswegen empfiehlt Eric Hegmann, nicht zu lange damit zu warten.
"Je länger Sie warten, desto mehr Erwartungen werden aufgebaut, und desto grösser wird die Enttäuschung, wenn diese sich nicht erfüllen", sagt er.
Ähnlich sieht das auch der Soziologe Dröge - und zwar in Bezug auf die Intimität. Die kann nämlich zwischen zwei einander fremden Menschen schnell entstehen.
"In der Sozialpsychologie nennt man dies das Stranger-in-the-Train-Phänomen: Manchmal fällt es uns leichter, uns Fremden gegenüber zu öffnen." Die Anonymität biete einen Schutzraum, in dem sehr intime Momente entstehen können.
"Leider ist es oft schwer, diese Vertrautheit dann in die Welt ausserhalb des Netzes zu verlängern", sagt er.
Fake-Profile und Betrüger
Gerade beim ersten Kennenlernen sollte man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben und eine mögliche Enttäuschung einkalkulieren - auch, weil es auf Datingplattformen Betrüger und vom Anbieter angelegte Fake-Profile geben kann.
Letztere haben vor allem die Funktion, Nutzer bei der Stange zu halten. Dass sie verwendet werden, steht meist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen - oft aber verklausuliert.
Vor Betrügern, die sich etwa pikante Fotos oder private Infos von ihren Dates schicken lassen und sie dann damit erpressen (das sogenannte Scamming), kann man sich am besten schützen, indem man solche Dinge nicht über das Netz übermittelt - zumindest nicht an Fremde.
Und dann gibt es noch den Fall, dass man jemanden kennenlernt, der kein Betrüger ist und kein Fake, sich aber eine andere Art von Beziehung vorstellt als man selbst. Der es also nicht ernst meint.
Sich davor zu schützen, sei schwierig, sagt Eric Hegmann. Der Rat, den er geben könne sei der, auf das eigene Bauchgefühl und die Zwischentöne zu hören: "'Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin für eine Beziehung' ist eine Aussage, die in vielen Formen gesagt werden kann."
Verwendete Quellen:
- Stiftung Warentest: Lovoo, Tinder & Co: Wie schludrig Dating-Apps mit Daten umgehen
- Rheinische Post Online: Welche Online-Dating-Plattform die richtige ist - und was gar nicht geht
- Tagesspiegel.de: Partnerbörsen im Test – Dating-Seiten im Überblick
- www.zu-zweit.de: Die besten Casual-Dating-Seiten im Vergleich
- Welt online: Bringen Dating-Portale wirklich die Liebe?
- Focus online: Online-Dating – Woran Sie Betrüger erkennen
- Verbraucherzentrale: Online-Dating: Auf diesen Seiten flirten Fake-Profile
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