Einer wünscht sich grosse Gesten wie den Strauss Rosen zum Valentinstag, einer findet das kitschig und übertrieben: Was tun, wenn in der Liebe die Vorstellungen von Romantik auseinanderdriften? Ein Paartherapeut erklärt, was zu tun ist.

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Ein Überraschungs-Dinner mit Kerzenschein. Eine Liste mit 100 Gründen, warum man den anderen liebt. Ein Blumenstrauss, der gerade so in die grösste Vase passt, die der Schrank hergibt. Wer an grosse, romantische Gesten denkt, dem fallen wohl Beispiele wie diese ein.

Solche Aufmerksamkeiten sind vielen Menschen rund um den Valentinstag wichtig. Aber längst nicht allen: Schliesslich gibt es auch die Fraktion, die in roten Rosen und Co. bloss Kitsch sieht. Ihnen wäre die kleine Aufmerksamkeit, die helfende Hand zwischendurch deutlich mehr wert. Also dann, wenn nicht gerade Hochzeits-, Jahres- oder eben Valentinstag einen klaren Anlass für Romantik vorgeben.

Wie finden Paare ihren Weg, wenn Erwartungen und Vorstellungen auseinandergehen? Ein Experte gibt Antworten auf vier Fragen rund um die Romantik:

Romantische Gesten haben starke Symbolkraft

Die grossen Gesten wie auch die kleinen Aufmerksamkeiten im Alltag: "Wir brauchen beides", findet Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Buchautor. Der grosse Strauss Rosen oder der Liebesbrief haben eine starke Symbolkraft - eben weil sie so selten und dadurch besonders sind. Doch damit ist es nicht getan, um die Beziehung gut zu pflegen und dem anderen zu zeigen: "Du bist mir wichtig."

"Die grossen Symbole müssen sich im Kleinen fortsetzen. Man muss schon das erfüllen, was sie versprechen", sagt Wolfgang Krüger. Es braucht also auch die kleinen Portionen Romantik im Alltag.

Ein guter Anfang sind wertschätzende Worte für den Liebsten oder die Liebste. "Komplimente sind das Schmieröl der Liebe - und Worte haben eine grosse Kraft in einer Liebesbeziehung", sagt Krüger. Sie kosten nichts, brauchen keine grosse Terminfindung oder Vorbereitung. Und können ein genauso grosses Lächeln auf die Lippen zaubern wie hübsche Blumen.

Kleine Aufmerksamkeiten in den Alltag integrieren

Wolfgang Krüger verweist auf Untersuchungen, die zeigen, dass bei Männern und Frauen die Erwartungen und das Verhalten in Bezug auf Romantik mitunter stark auseinandergehen. Viele Männer neigen demnach zu grossen romantischen Gesten etwa am Valentinstag, in der Hoffnung, "dann die restliche Zeit des Jahres ihre Ruhe zu haben", sagt Krüger. So lösen sie aber eben nicht das ein, was ihre symbolkräftige Geste angekündigt hat.

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Frauen hingegen wünschen sich oft eher, dass ihr Partner ihnen im Alltag kleine Aufmerksamkeiten und Entlastung schenkt: "Frühstück ans Bett bringen, eine Rückenmassage, ohne dass man direkt im Bett landet", nennt Krüger mögliche Beispiele. Vor allem aber: eine faire Aufteilung der Aufgaben rund um Haushalt und Kinderbetreuung.

Krüger warnt vor falscher Reaktion auf romantische Geste

Und was, wenn ich mit einem Romantik-Muffel zusammen bin und damit unzufrieden bin? "Verliebtheit entsteht ja nur, wenn es einen Funken gibt", sagt Wolfgang Krüger. Er bleibt womöglich aus, wenn einer beim Kennenlernen völlig sachlich auftritt und gar kein Händchen für kleinere oder grössere Gesten der Romantik hat.

"Wer Unbehagen fühlt, hat das gute Recht, das gelegentlich mal anzusprechen."

Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Buchautor

Aber auch, wenn nicht gerade zwei Enden des Spektrums aufeinandertreffen, kann es Konflikte geben. Krüger findet: "Wer Unbehagen fühlt, hat das gute Recht, das gelegentlich mal anzusprechen."

Eine Portion Verständnis für die andere Person hilft aber auch. Möglich, dass der Romantik-Muffel, mit dem man das Leben teilt, einfach nicht anders kann, nie richtig gelernt hat, Gefühle auszudrücken.

Der Partner oder die Partnerin möchte aber an sich arbeiten, biegt kurze Zeit später doch mit Pralinen, Blumen oder einer romantischen Überraschung um die Ecke? Ein Satz ist dann tabu: "Du machst das ja nur, weil ich das eingefordert habe". Wolfgang Krüger sagt: Stattdessen sollte man sich freuen. "Sonst macht er das nicht noch einmal."

Dem Valentinstag nicht z viel Bedeutung geben

Und welche Bedeutung sollten Paare nun dem Valentinstag geben? Der Psychotherapeut rät dazu, sich nicht zu stark auf den Valentinstag an sich zu versteifen. Schliesslich ist der mit Erwartungen aufgeladen. Da fühle man sich, wenn man Blumen verschenke, "ja schon fast im Grunde albern, wie ein von aussen aufgezogener Affe", findet Krüger.

Aber er gibt Paaren den Impuls, für sich zu nutzen, dass das Thema Partnerschaft und Romantik in diesen Tagen in der Luft liegt. "Ich würde also schon dazu raten, in der Partnerschaft einfach etwas Schönes zu unternehmen."

Dass einer die Initiative und Planung dafür in die Hand nimmt, das ist aus seiner Sicht vollkommen in Ordnung - und muss nicht für Bauchgrummeln sorgen. "Im Normalfall kann ich schliesslich damit rechnen, dass der andere mir das in irgendeiner Form irgendwann zurückgibt", sagt Krüger. (dpa/bearbeitet von sbi)

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