Es ist egal, wie lange das Paar zusammen war, wie alt die Partner sind oder ob sie gemeinsame Kinder haben. Laut einer Studie wiegt ein anderer Fakt schwerer, wenn es um das Wohlbefinden nach einer Trennung geht.
Trennungen schmerzen. Viele Menschen leiden danach unter Liebeskummer, doch die Trennung von einer (einst) geliebten Person, kann noch weit mehr anrichten. Eine Studie der Humboldt-Universität hat untersucht, welche Faktoren bei der Einsamkeit, der psychischen Gesundheit und der allgemeinen Lebenszufriedenheit nach der Trennung die grösste Rolle spielen.
Dabei wollten die Forscherinnen und Forscher herausfinden, welche Unterschiede es bei den Geschlechtern gibt – ob sich also beispielsweise eher Männer oder Frauen nach einer Trennung einsam fühlen. Ausserdem untersuchten sie, ob es relevant für das Wohlbefinden nach einer Trennung ist, wie lange die Paare zusammen waren, ob sie Kinder haben oder verheiratet sind.
Egal ob Mann oder Frau: Einsamkeit trifft gleichermassen
"In unserer Studie fanden wir insgesamt keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern hinsichtlich der Auswirkungen von Trennungen auf Wohlbefinden und auf Einsamkeit", sagt Iris Wahring von der Humboldt-Universität.
Unter Wohlbefinden verstehen die Autorinnen und Autoren der Studie die Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit der Getrennten. Beides nahm bei Männern und Frauen nach der Trennung durchschnittlich gleich stark ab. Einsamkeit wird in der Studie als "die Diskrepanz zwischen den bestehenden sozialen Kontakten und den gewünschten sozialen Beziehungen" beschrieben, die bei beiden Geschlechtern zunahm.
Informationen zur Studie
- Alle 1.530 Teilnehmer leben in Deutschland (713 Männer, 817 Frauen).
- Die Befragten waren zwischen 16 und 49 Jahre alt und hatten zwischen 2013 und 2021 eine Trennung erlebt.
- 12 Prozent der Befragten waren vor der Trennung verheiratet.
- Seit 2008/09 werden die Teilnehmer jährlich ca. eine Stunde lang befragt.
Überraschenderweise fanden die Forscher jedoch bei einem anderen Merkmal Unterschiede im Wohlbefinden nach einer Trennung.
Trauschein von grösster Bedeutung
"Zu unserer Überraschung erlebten aber nur die Verheirateten bei einer Trennung einen signifikanten Rückgang an Lebenszufriedenheit und psychischer Gesundheit", wird Iris Wahring in der Pressemitteilung der Universität zitiert.
Dabei war es egal, ob es sich bei den Getrennten um Männer oder Frauen handelte. Auch unbedeutend war, ob das Paar gemeinsame Kinder hat, wie lange es zusammen war oder ob es gemeinsam gelebt hat. Ebenso irrelevant war das Einkommen oder das Alter. Relevant war ausschliesslich die eheliche Trennung.
Interessant ist, dass dies nur für das Wohlbefinden gilt. Die Einsamkeit nahm bei unehelichen Trennungen genauso stark zu.
Wieso trifft eine eheliche Trennung stärker?
Die Autoren und Autorinnen der Studie liefern auch einen Erklärungsansatz, warum bei Paaren, die verheiratet waren (oder sind, aber getrennt leben), ein Beziehungsaus für eine abnehmende Lebenszufriedenheit und eine schlechtere psychische Gesundheit sorgt.
"Personen, die heiraten, weisen im Durchschnitt eine langfristigere Orientierung in Bezug auf ihre Beziehung auf." Auch gehen die Forscher davon aus, dass bestimmte Wertvorstellungen und Religionen dazu beitragen, "dem Ende einer Ehe eine höhere Bedeutung beizumessen".
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Was könnten weitere Erklärungen für diese Studienergebnisse sein? Unsere Redaktion hat bei Paartherapeut Eric Hegmann nachgefragt.
Trauschein sichert Erfüllung eines Lebenstraums
Er vermutet, "dass Paare, die heiraten, einen Tick eher als Paare ohne Trauschein darauf hoffen, dass die Ehe ihre symbiotische Verbindung sichert". Die Trennung sei bei Verheirateten häufig auch eine Art "Loslassen des Lebenstraums" und entsprechend schmerzhaft.
"Grundsätzlich sind Trennungs- und Verlusterfahrungen für Menschen mit die schwierigsten Erfahrungen im Leben", sagt der Paartherapeut. Dabei sei es allerdings egal, ob die Betroffenen verheiratet waren oder nicht. Hegmann betont zudem, dass es am Ende immer eine individuelle Erfahrung sei.
Verwendete Quellen
- psycnet.apa.org: Men and women transitioning to singlehood in young adulthood and midlife
- hu-berlin.de: Mehr Einsamkeit, weniger Wohlbefinden – wie Frauen und Männer das Ende einer Beziehung erleben
- Schriftliche Antwort von Eric Hegmann nach redaktioneller Anfrage
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