- Ungebetene Ratschläge bis offene Ablehnung: In Beziehungen gibt es oft Probleme mit den Schwiegereltern.
- Wie geht man am besten damit um? Eine Paar- und Familientherapeutin gibt Tipps.
Wer heiratet, bekommt nicht nur einen Partner oder eine Partnerin. Ob man will oder nicht, Schwiegereltern, Schwager, Schwägerinnen und weitere Familienmitglieder kommen meist hinzu. Das kann eine Bereicherung sein, doch gerade das Verhältnis zu den Schwiegereltern ist häufig nicht ganz konfliktfrei.
"Es ist nicht so entscheidend, wie eigenartig sich die Schwiegereltern verhalten, sondern wie wir die Dinge bewerten", sagt die Paar- und Familientherapeutin Karin Neumann. "Es kommt immer darauf an, was wir in unserem 'Rucksack' haben." Habe man von den eigenen Eltern zum Beispiel nicht genug Aufmerksamkeit oder Bestätigung erhalten, könnten solche Gefühle später von Schwiegereltern erneut ausgelöst werden.
"Führen die Schwiegereltern das Muster der eigenen Eltern weiter, können Betroffene elendiglich darunter leiden", erklärt Neumann. Vielen sei es sehr wichtig, was die Schwiegereltern über sie denken und reagierten sehr empfindlich. "Man sucht ihre Bestätigung, hat überhohe Erwartungen, dass sie erfüllen, was man in der Kindheit nicht bekommen hat."
Vorwürfe und Kritik: "Das kann nur zum Eklat führen"
Gibt es konkrete Probleme, etwa viele ungebetene Ratschläge oder eine Einmischung in die Kindererziehung, rät Neumann dazu, das Gespräch zu suchen. "Am besten vorher gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin überlegen, wie man das macht - ob er oder sie zunächst mit den Eltern alleine darüber sprechen möchte, ob man das gemeinsam macht oder ob man mit den Schwiegereltern alleine das Gespräch sucht."
Wichtig sei dabei vor allem, die Probleme in freundlicher und gelassener Atmosphäre anzusprechen. "Nie als Vorwurf oder Kritik – das kann nur zum Eklat führen". Neumann rät, sich vor dem Gespräch zu fragen: Warum stört es mich? Welche Gefühle löst es in mir aus? "Immer die eigenen Gefühle in den Vordergrund stellen. Dann fühlt sich das Gegenüber nicht angegriffen und kann leichter darauf eingehen", sagt Neumann.
"Man kann zum Beispiel sagen: Es ist lieb, dass ihr uns helfen wollt, aber für uns fühlt es sich so an, als würden wir es nicht alleine hinkriegen. Wir würden uns wünschen, wenn ihr uns in Zukunft einfach fragt, ob wir einen Rat wollen." Lassen sich die Probleme nicht durch ein Gespräch lösen, könne eine Familientherapie helfen.
Das Gleiche gelte auch, wenn man Sticheleien oder gar Vorwürfen durch die Schwiegereltern ausgesetzt ist. Sehe man die Schwiegereltern ohnehin nur ein bis zweimal im Jahr, müsse man abwägen, wie viel Energie man in die Beziehung investieren möchte. "Vielleicht kann man das aushalten, in der Situation einfach gelassen bleiben", rät die Psychotherapeutin.
"Es muss immer zuerst der Partner kommen, dann die Eltern"
Kritischer ist es, wenn man von den Schwiegereltern gänzlich abgelehnt wird. Darüber sollte man unbedingt offen mit dem Partner oder der Partnerin sprechen, so Neumann. "Es ist entscheidend, dass der Partner oder die Partnerin zu einem steht – es muss immer zuerst der Partner kommen, dann die Eltern", sagt die Psychotherapeutin. "Ich habe mir den Partner oder die Partnerin ausgesucht, die Eltern müssen das akzeptieren."
Bleiben die Schwiegereltern uneinsichtig, könne man nur den Kontakt reduzieren. "Wenn Gespräche nichts bringen, muss man konsequent sein und klar sagen: 'Wenn ihr meinen Partner oder Partnerin und uns als Paar nicht akzeptiert, dann können wir uns leider nicht mehr sehen.'"
Doch die eigenen Eltern in die Schranken zu weisen oder gar ins Abseits zu stellen, ist gar nicht so einfach. Was, wenn die Rückendeckung vom Partner fehlt? Aus Sicht von Karin Neumann ist das keine Option – schliesslich verbringe man sein weiteres Leben mit ihm oder ihr und nicht mit den Eltern. Sehe der Partner oder die Partnerin das nicht ein, rät die Expertin dringend zu einer Paartherapie. "Führt auch das nicht zum Erfolg, muss ich mich fragen, ob das der richtige Mensch für mein Leben ist."
Mit den Schwiegereltern unter einem Dach zu wohnen, hält Neumann für kritisch. "Generell erscheint mir das gleiche Haus ein wenig zu nah zu sein." Besser sei ein Haus in der Nachbarschaft. Bestehe ein gutes Verhältnis und habe jeder im Haus eine eigene Wohnung, könne man darüber nachdenken. "Aber es muss in jedem Fall klare Grenzen, Regeln und getrennte Bereiche geben."
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