Weniger Kraft, schnellere Müdigkeit, Erektionsprobleme: In der zweiten Lebenshälfte kann Sex zu einer wachsenden Herausforderung werden. Doch weder sind solche Veränderungen zwingend, noch müssen sie das Ende der Intimität bedeuten. Es gibt viele Möglichkeiten, im Alter sexuell erfüllt zu bleiben.
Die Vorstellungen davon, was guten Sex ausmacht, verändern sich im Laufe des Lebens - und damit auch die Herausforderungen, die damit einhergehen, die eigenen Ansprüche und die des Partners oder der Partnerin zu erfüllen. Vor allem bei Menschen jenseits der 50 Jahre, die gerne als "Best Ager" bezeichnet werden, ist es um das Liebesleben oft nicht allzu "bestens" bestellt. Doch aktuelle Umfragen geben einen spannenden Einblick, worauf es der Generation 50+ beim Sex wirklich ankommt - und was helfen kann, die oft durch körperliche Veränderung entstehenden Probleme zu lösen.
Erektile Dysfunktion: das Ü50-Schreckgespenst
So erklärten in einer Umfrage von Perspectus Global im Auftrag von Eroxon, einem Gel bei erektiler Dysfunktion (ED), 45 Prozent der Befragten, sie hätten mit zunehmendem Alter weniger Sex. 13 Prozent der Befragten erklärten, sie seien weniger leicht erregbar, 10 Prozent haben eine geringere Libido als früher und 9 Prozent leiden unter körperlichen Einschränkungen. Dass Erektionsprobleme ab Mitte 50 zunehmen und ab Mitte 60 fast jeden dritten Mann betreffen, belegen zahlreiche Studien, zum Beispiel die gross angelegte Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland, kurz GeSiD.
Und das wirkt sich ohne Frage auf das Intimleben und die Partnerschaft aus: In der Umfrage stuften 41 Prozent der Befragten eine ED als "belastend" ein, für sieben Prozent wäre sie sogar ein Trennungsgrund. Fast die Hälfte (45 Prozent) gab an, die Störung wirke sich "stark belastend" auf das Selbstwertgefühl des Betroffenen aus.
Tipps für sexuelles Wohlbefinden in jedem Alter
Diese meist physischen, oft psychischen Herausforderungen bedeuten aber nicht das Ende des Sexlebens für Über-50-Jährige. Im Gegenteil: Die Häufigkeit von Sex kann bei einem 60-Jährigem, der frisch verliebt ist, höher sein als bei einem 35-Jährigem, der sich seit 12 Jahren in einer festen Beziehung befindet", erklärt Prof. Dr. med. Michael Zitzmann vom Universitätsklinikum Münster. "Sie hängt nicht so sehr vom Alter als von der Dauer der Beziehung ab", so Zitzmann, der unter anderem auf Andrologie und Sexualmedizin spezialisiert ist.
Wer also lernt, richtig mit dem sich verändernden Körper umzugehen, kann ganz neue Erfahrungen erleben - angepasst an die sich entsprechend veränderten Bedürfnisse. Und das ist enorm wichtig: Sexuelles Wohlbefinden ist eng mit der generellen körperlichen und mentalen Gesundheit verbunden. Diese Tipps können helfen:
Mit dem Partner sprechen
Vielen Menschen fällt es schwer, mit dem eigenen Partner offen über Sex zu sprechen - und diese Hemmung nimmt laut der Eroxon-Umfrage sogar mit höherem Alter zu. Demnach sind nur 69 Prozent der Befragten über 60 Jahren in der Lage, über sexuelle Probleme zu sprechen, bei den Jüngsten (18 bis 29 Jahre) sind es immerhin 74 Prozent. Doch gerade, je mehr sich die Bedürfnisse und Sorgen im Alter verändern, desto wichtiger ist eine offene und sensible Kommunikation.
Neue Bedürfnisse und das Reden darüber können zu ganz neuen Möglichkeiten führen. So wünschen sich vor allem die Männer (53 Prozent der Befragten gegenüber 46 Prozent bei den Frauen) mehr Intimität beim Sex. Auch nimmt die Anzahl der Herren, die Penetration für wichtig oder sehr wichtig halten, mit dem Alter deutlich ab - von 47,3 Prozent bei den 30- bis 44-Jährigen auf 28 Prozent bei den Über-60-Jährigen. Beides Informationen, die einige Partnerinnen in einem offenen Gespräch überraschen dürfte.
Neue Routinen schaffen
Es kann nie schaden, etwas Neues auszuprobieren. Möglicherweise hilft es, die Tageszeit, in der man Sex hat, zu ändern. Schliesslich schwankt das Hormonlevel sowohl bei Männern als auch bei Frauen über den Tag hinweg. Morgens ist der Testosteronspiegel bei den meisten Männern höher als am Ende eines langen Tages. Zu einem guten Sexleben im Alter kann auch gehören, sich mehr Zeit für das Liebesspiel zu nehmen. Es kann länger dauern, bis man erregt ist. Dies deckt sich auch mit den Umfrageergebnissen: Während der intensive Orgasmus als Höhepunkt der sexuellen Begegnung immer unwichtiger wird (über 40 Prozent bei den Jüngeren, 26 Prozent bei den Älteren), gewinnen Faktoren wie Zärtlichkeit (von 53 auf 66 Prozent) oder langes Liebesspiel (von 23 auf 27 Prozent) an Bedeutung.
Einen Arzt zurate ziehen
Bei anhaltenden körperlichen Einschränkungen ist es trotzdem ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Einerseits kann eine ED nämlich ein Anzeichen für ein tieferliegendes Problem, etwa eine Herzerkrankung sein, die zwingend untersucht werden sollten. Erektionsprobleme können aber auch mit Tabletten oder Gels oder mechanischen Hilfsmitteln behandelt werden.
Ganzheitliche Gesundheit hilft beim Sexleben
Nicht nur beeinflusst ein erfülltes Sexualleben unsere allgemeine Gesundheit, auch andersherum gibt es eine Verbindung. Nicht nur, aber vor allem im Alter ist es wichtig, sich um sich selbst zu kümmern und so gesund wie möglich zu leben. Dazu gehören gesunde Ernährung, regelmässig Bewegung, niedriger Alkoholkonsum, keine Zigaretten und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Auch ausreichend Schlaf, ein ausgewogenes Sozialleben, Hobbys und regelmässige Arztbesuche können zu besserer Gesundheit und somit einem schöneren (Intim)Leben beitragen. (ncz/jmk/spot) © spot on news
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.