Mit jemandem Schluss zu machen ist für die wenigsten Menschen leicht, auch wenn die Beziehung vielleicht schon länger am Ende war. Doch es gibt ein paar Dinge, die man beachten kann, um die Situation erträglicher zu gestalten - vor allem für denjenigen, der verlassen wird.

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Es ist ein Satz, der wohl schon millionenfach als Einleitung für Trennungsgespräche gesagt wurde, und mit Sicherheit fällt er auch heute noch häufig oft: "Es liegt nicht an dir, sondern an mir..."

Der Satz soll den Schmerz und die Kränkung des Verlassenen abfedern. Das ist zwar gut gemeint, aber aus Expertensicht ein No-Go beim Schluss machen.

Denn was sich Menschen, die verlassen werden, in einem Trennungsgespräch vor allem wünschen, ist Direktheit und Klarheit. Kein Drumherum-Reden, keine Ausflüchte.

Das hat zumindest vor einigen Jahren eine Studie aus den USA ergeben, die sich auch mit der Frage beschäftigt hat: Wie kann man ein solch schwieriges Gespräch eröffnen?

Das Ergebnis: Bei aller Direktheit und Klarheit sollte der Verlassende dem Verlassenen eine Vorwarnung geben, eine Art Puffer gewähren, um sich einzustellen auf das, was kommt. Etwa in Form von: "Wir müssen reden."

"Klar und bestimmt den Trennungswunsch äussern"

Was dann folgt, sollte an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. "Man sollte klar und bestimmt den Trennungswunsch äussern", so die Psychotherapeutin und Autorin des Buches "Wenn der Partner geht; Trennungsschmerz und Liebeskummer bewältigen", Doris Wolf, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Formulierungen wie "Im Augenblick", "Ich weiss gar nicht, wie es weitergeht" oder eben "Es liegt nicht an dir" sollten ebenso wenig vorkommen wie unangemessene Vorwürfe.

Neben diesen Formulierungen gibt es aus Sicht der Psychotherapeutin weitere Tabus beim Beenden einer Beziehung: Dazu gehört das Schluss machen per SMS, Mail oder Telefon ebenso, wie vor anderen Leuten einen Streit vom Zaun zu brechen, damit man augenscheinlich einen Grund hat, sich zu trennen. Auch unmittelbar nach dem Sex macht man nicht Schluss.

Wichtig ist, einen passenden Ort und Zeitpunkt für das Gespräch zu wählen. Experten empfehlen, den Zeitpunkt nicht zu lange hinauszuzögern.

"Vielleicht muss es nicht einen Abend vor einer wichtigen Prüfung passieren, aber wenn ich aus Rücksicht auf einen Termin oder einen gebuchten Urlaub wochenlang warte, mache ich dem anderen etwas vor", sagte etwa die Psychologin Yvonne Kessel der Webseite "Bento".

Der beste Ort für das Gespräch: die Wohnung

Als Ort empfiehlt Kessel die Wohnung, am besten die des Verlassenden, weil der Verlassene weggehen kann, wenn er oder sie möchte. Bei einer gemeinsamen Wohnung ist das natürlich schwieriger, allerdings ist sie immer noch ein besserer Ort als etwa ein Café.

"Ein neutraler Ort kann sehr unangenehm werden, manche Emotionen möchte man nicht in einem Café herauslassen", erklärt Kessel.

Es gibt natürlich eine Ausnahme: Wenn derjenige, der Schluss macht, Angst hat, bedroht zu werden, ist ein neutraler Ort besser. Oder man bestellt einen Freund oder eine Freundin zu dem Termin, der oder die dann draussen wartet.

Freunde oder Familie einzubeziehen und über die Trennung zu informieren ist auch gut, wenn zu befürchten ist, dass der Verlassene sich die Trennung so zu Herzen nimmt, dass er oder sie überlegt, sich etwas anzutun.

Womit bei so einem Gespräch immer gerechnet werden muss: dass derjenige, der verlassen wird, wütend wird, schreit, weint. Psychotherapeutin Wolf empfiehlt dann vor allem, möglichst ruhig bleiben.

"Man sollte zuhören, Verständnis für die Reaktion zeigen - und auch in diesem Fall: Freunde oder Verwandte informieren, dass sie doch bitte nach der Person sehen sollen."

Auch der Verlassende leidet

Bei einer Trennung stehen vor allem die Emotionen des Leidtragenden im Fokus, aber auch der Verlassende muss in vielen Fällen mit negativen Gefühlen umgehen: "Eventuell mit Schuldgefühlen, weil es dem Ex-Partner emotional so schlecht geht, oder weil Angehörige einen als schlechten Menschen ansehen, der seinen Partner fallen lässt", sagt Doris Wolf.

Dazu kommen unter Umständen Unsicherheit darüber, ob die Entscheidung für die Trennung richtig war, Selbstvorwürfe, weil die Partnerschaft gescheitert ist oder auch Wut, etwa weil der Ex-Partner die gemeinsamen Kinder als Waffe einsetzt, zum Beispiel versucht, den Kontakt zu unterbinden.

Gerade in diesem Fall ist es wichtig, dass die beiden Ex-Partner auf Dauer einen Modus Vivendi finden. Das braucht Zeit. Es sei wichtig, erst einmal Distanz zu schaffen, so Yvonne Lessen. Nach einer bis zwei Wochen könne man zumindest versuchen, sich noch einmal zu treffen und alles weitere zu besprechen.

Nach einem Beziehungscrash miteinander befreundet zu bleiben, ist aus Sicht der Experten schwierig. Wenn überhaupt, könne man frühestens nach sechs bis zwölf Monaten versuchen, solch eine Freundschaft aufzubauen, sagt Lessen.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit der Psychotherapeutin Doris Wolf
  • Science Daily: "Delivering bad news? Don't beat around the bush"
  • Bento.de: "10 Regeln für eine halbwegs vernünftige Trennung"
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