Frauen könnten die grossen Verliererinnen der Coronakrise werden. Das befürchtet Feministin Alice Schwarzer. Eine "Retraditionalisierung der Geschlechterrollen" sei bereits in vollem Gange. Frauen sollten "nicht länger verdummt, sondern aufgeklärt werden über die Gefahren der sogenannten Familienpause und der Teilzeitarbeit".
Feministin
Frauen sollten "nicht länger verdummt, sondern aufgeklärt werden über die Gefahren der sogenannten Familienpause und der Teilzeitarbeit", forderte die Journalistin und Buchautorin, die am Donnerstag "Lebenswerk" als zweiten Teil ihrer Autobiografie veröffentlichte - nach "Lebenslauf" 2011. "Vor allem müssen auch die Frauen selber endlich konsequent sein und auf einer gerechten Teilung der Familienarbeit zwischen ihnen und ihren Männern bestehen – statt aus Angst vor Liebesverlust den Mund zu halten."
Schwarzer bei Ächtung von Prostitution wenig optimistisch
Mit Blick auf die von ihr angestrebte Ächtung der Prostitution zeigte sie sich wenig optimistisch, dass Corona mit den Kontaktauflagen hier vieles bewegen werde. "Wir leben leider in einem Land, in dem Prostitution als 'Beruf wie jeder andere' gilt." Mindestens 95 Prozent der geschätzten 200.000 bis 400.000 Prostituierten in Deutschland stammten aus den ärmsten Ländern in Osteuropa, könnten oft kein Wort Deutsch und würden von Menschenhändlern und Zuhältern als "Frischfleisch" von Bordell zu Bordell verfrachtet, meinte Schwarzer. "Wir reden hier nicht von Moral, wir reden von Menschenwürde."
In "Lebenswerk" schildert die 77-Jährige, die umstritten ist und mit ihren Aussagen häufig polarisiert, ihre Arbeit der vergangenen fünf Jahrzehnte - unterhaltsam, informativ, oft bissig, sehr selbstbewusst, mit wenig Selbstzweifeln. Über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt es ein eigenes Kapitel. Schwarzers Steueraffäre von 2014, die eine Welle der Empörung ausgelöst hatte, handelt sie in wenigen Zeilen ab. (mgb/dpa)
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