Mehr als 1,6 Millionen Menschen haben sich in Brasilien bereits mit dem Coronavirus infiziert, über 65.000 Erkrankte starben. Präsident Jair Bolsonaro verharmloste SARS-CoV-2 trotzdem. Jetzt hat es ihn selbst erwischt.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Das teilte der Staatschef am Dienstag nach einem positiven Test in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Brasília mit. Medienberichten zufolge hatte der Staatschef zuvor Symptome gezeigt: Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt. Am Montag trug er entgegen seiner Gewohnheit eine Maske und riet einem Anhänger, sich ihm nicht zu nähern.
Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem grössten Land Lateinamerikas 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 64.867 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit COVID-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.
Bolsonaro verharmlost das Coronavirus
Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Präsident Bolsonaro bezeichnete das Coronavirus immer wieder als "leichte Grippe" und stemmte sich gegen Schutzmassnahmen. Der rechte Staatschef fürchtete die wirtschaftlichen Schäden eines Lockdowns. Immer wieder zeigte er sich ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern.
Auch am Wochenende war Bolsonaro wieder viel unter Menschen, teilweise ohne Maske: Am Samstag nahm er gemeinsam mit mehreren Ministern und einem seiner Söhne an einem Essen anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages in der US-Botschaft teil. Zudem flog er in den Bundesstaat Santa Catarina, um sich nach den schweren Unwettern ein Bild der Lage zu machen.
Im Streit um den richtigen Umgang mit der Pandemie warfen bereits zwei Gesundheitsminister das Handtuch. Zuletzt legte Bolsonaro sein Veto gegen eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wie Kirchen, Geschäften und Schulen ein.
Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmassnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars schon wieder, auf der Strandpromenade an der Copacabana tummeln sich bereits wieder zahlreiche Menschen. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.