Es ist kein Glück, sondern eher das Resultat konsequenter Corona-Massnahmen, dass ein riesiges Gebiet im Norden Kanadas dem weltweiten Infektionstrend in der Pandemie trotzt. Nunavut wehrt das Coronavirus bislang offenbar erfolgreich ab. Das ist aufgrund der besonderen Anfälligkeit seiner Bewohner auch nötig.
Das Coronavirus treibt zwar weltweit sein Unwesen, aber es gibt auch einzelne Regionen, die bislang verschont geblieben sind. Das Gesundheitsministerium des kanadischen Territoriums Nunavut etwa vermeldet auf seiner Webseite: keine bestätigten Fälle einer Infektion mit SARS-CoV-2 und keine wahrscheinlichen Fälle.
Die Johns-Hopkins-Universität weist für Kanada (Stand: 21. Oktober) 206.349 registrierte Fälle einer Infektion mit dem Coronavirus aus. Das sind rund 180.000 Ansteckungen weniger als in Deutschland.
In Kanada (etwas mehr als 38 Millionen Einwohner) leben aber auch weniger als halb so viele Menschen wie in Deutschland (etwas mehr als 83 Millionen). Vor allem aber verteilen sich die Kanadier im Vergleich mit Deutschland auf eine 30-mal grössere Fläche.
Strikte Quarantäne für Heimkehrer
Wie aber ist es der - zugegebenermassen abgelegenen - Region Nunavut im kalten Norden des Landes gelungen, seit dem weltweiten Ausbruch der Corona-Pandemie keinen einzigen nachgewiesenen Infektionsfall aufzuweisen? Ist das pures Glück oder das Resultat einer erfolgreichen Strategie?
Eher Letzteres. Aus einem Bericht der BBC geht hervor, dass die regionale Regierung bereits im März auf strengste Reisebeschränkungen setzte.
Diese Bestimmungen umfassten folgende Punkte:
- Menschen mit einem Wohnsitz innerhalb des Territoriums Nunavut wurden vor ihrer Rückkehr nach Hause vorzeitig abgefangen. Sie mussten eine zweiwöchige Quarantäne in Hotels in Winnipeg, Yellowknife, Ottawa oder Edmonton verbringen.
- Diese Zentren der Isolation wurden mit Sicherheitspersonal und mit Krankenschwestern bestückt, die sich um den Gesundheitszustand der Isolierten kümmern. Bislang durchliefen etwa 7.000 Menschen diesen Quarantäne-Prozess, ehe sie wieder nach Hause durften.
- Dazu kommen die auch andernorts üblichen Vorschriften bezüglich des Tragens eines Mund-Nase-Schutzes, des Einhaltens von Abständen zu anderen Personen und der Beschränkungen, sich mit anderen Menschen zu treffen.
Inuit besonders anfällig für Atemwegsinfektionen und Tuberkulose
Dieses strikte Vorgehen der Behörden rührt daher, dass das Volk der Inuit, eine Gruppe von Ureinwohnern, die mehr als 80 Prozent der Bevölkerung Nunavuts ausmacht, gesundheitlich besonders anfällig für Atemwegserkrankungen ist.
Die Organisation Inuit Tapiriit Kanatami schätzt die Wahrscheinlichkeit für einen Inuit, an Tuberkulose zu erkranken, als beinahe 300-mal höher ein als bei Kanadiern, die nicht zur Gruppe der Ureinwohner gehören.
Gründe dafür seien die oft unzureichenden und beengten Wohnverhältnisse. Dabei umfasst das Gebiet Nunavuts eine Fläche von gut zwei Millionen Quadratkilometern. Deutschland umfasst, zum Vergleich, 357.386 Quadratkilometer.
Nunavut zählt knapp 40.000 Einwohner, die sich auf 25 Gemeinden verteilen. Daher sollte es leicht sein, soziale Kontakte so weit wie möglich zu vermeiden - was wiederum eine Ansteckung mit dem Coronavirus ebenso wie dessen weitere Verbreitung erschwert.
In dieser Umgebung allerdings zu testen und - vor allem - Testergebnisse schnell zu erhalten, sei aufgrund "manchmal überwältigender" Entfernungen oft nur auf dem Flugweg möglich. Dies bestätigte Dr. Michael Patterson, leitender Beamte für öffentliche Gesundheit in Nunavut, der BBC.
Verwendete Quellen:
- gov.nu.ca: Department of Health - COVID-19 (Novel Coronavirus)
- BBC: "Coronavirus: The place in North America with no cases"
- stern.de: "Kein einziger Corona-Fall: Wie sich eine Region in Nordamerika vor der Pandemie schützt"
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