Der Generaldirektor des französischen Pharmagiganten Sanofi, Paul Hudson, hatte angedeutet, dass die USA in Zukunft einen Vorrang beim Zugriff auf einen Impfstoff gegen COVID-19 haben könnte. Das sorgte für Wirbel. Nun schaltet sich auch Emmanuel Macron in die Debatte ein.
Der Topmanager des Pharmakonzerns Sanofi hat mit Äusserungen über eine mögliche Bevorzugung der USA bei einem künftigen Corona-Impfstoff in Frankreich breite Empörung ausgelöst.
Auch Staatschef Emmanuel Macron schaltete sich am Donnerstag in die Debatte ein. Der 42-Jährige setze für eine koordinierte und multilaterale Reaktion ein, damit ein möglicher Impfstoff für alle als ein öffentliches Gut verfügbar sei. Das verlautete aus Kreisen des Pariser Präsidialamts. Der Impfstoff müsse der "Logik der Märkte" entzogen werden. In der kommenden Woche solle es ein Treffen mit Sanofi geben.
Corona-Impfstoff: Hudson korrigiert seine Aussage
Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson hatte die Irritationen mit einem Interview ausgelöst. Er habe deutlich gemacht, dass die USA bei dem Impfstoff Vorrang hätten, berichtete die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Denn die USA hätten als erste die Forschung finanziell unterstützt. Die US-Regierung habe "das Recht für die grösste Vorausbestellung", hatte die Agentur den Sanofi-Topmanager am Mittwoch zitiert.
Später versicherte das französische Unternehmen, einen künftigen Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 allen anzubieten. Hudson habe klargestellt: "Der Impfstoff gegen COVID-19 wird allen Bürgern zur Verfügung gestellt, egal welcher Nationalität."
Impfstoff soll für alle zugänglich sein
Die Brüsseler EU-Kommission betonte, beim Zugang zu einem Coronavirus-Impfstoff dürfe es keine Unterschiede zwischen einzelnen Ländern geben. Der Impfstoff gegen COVID-19 sollte ein weltweit öffentliches Gut sein, sagte ein Sprecher. Der Zugang müsse "gerecht und allgemein" sein.
Frankreichs Premier Édouard Philippe erklärte, Sanofi-Präsident Serge Weinberg habe ihm "alle notwendigen Zusicherungen" gegeben, dass ein Impfstoff in Frankreich zur Verfügung stehen würde. "Ein Impfstoff gegen COVID-19 ist ein globales öffentliches Gut. Der gleiche Zugang für alle zum Impfstoff ist nicht verhandelbar".
Die beiden Pharmakonzerne Sanofi und GlaxoSmithKline hatten bereits im April mitgeteilt, sie wollten gemeinsam an einem Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 arbeiten. Sollten Tests erfolgreich verlaufen, könnte ein Impfstoff in der zweiten Jahreshälfte 2021 verfügbar sein.
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Produktion in den USA, Europa und anderen Regionen
Sanofi teilte mit, der Konzern produziere in den USA, Europa und anderen Regionen. "Die US-Produktion wird hauptsächlich für die USA selbst erfolgen, alle anderen Produktionskapazitäten decken Europa und den Rest der Welt ab", hiess es in einer Erklärung.
Die Zusammenarbeit mit der US-Behörde Barda (Biomedical Advanced Research and Development Authority) ermögliche es, die Herstellung zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt aufzunehmen. "Zugleich ermutigt es uns zu sehen, dass die EU-Kommission in den letzten Wochen zu ähnlichen Massnahmen mobilisiert, die sowohl die Entwicklung von Impfstoffen als auch deren Zugang für die Bevölkerung in Europa beschleunigen könnten", so der Konzern. Es gebe "sehr konstruktive Gespräche", unter anderen mit den EU-Institutionen und den Regierungen in Paris und Berlin. (awa/dpa)
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