Südkorea gilt unter anderem hierzulande als Vorbild in Sachen Coronabekämpfung. Nachdem die Neuinfektionen lange Zeit auf einem konstant sehr niedrigen Niveau lagen, verzeichnet das Land jedoch wieder steigende Zahlen.
Als sich das Coronavirus Anfang des Jahres auf der Welt ausbreitete, blickten viele bewundernd und hoffnungsvoll nach Südkorea: Dort hatte man durch Massentests und eine schnelle Isolierung von Erkrankten gepaart mit rigorosen Social-Distancing-Regeln erreicht, dass die Zahl der Neuinfektionen recht schnell abflachte.
Am 1. März erreichte die Coronakrise in Südkorea ihren Höhepunkt mit 1.062 bestätigten Fällen an einem Tag, danach fielen die Zahlen. Am 29. April gab es beispielsweise gerade mal vier neue Fälle.
Doch während sich die Fallzahlen noch immer auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bewegen, kommt langsam wieder Nervosität auf. Denn am 26. Mai verzeichnet Südkorea mit 40 neuen Fällen den grössten Anstieg an Neuinfektionen seit fast 50 Tagen.
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Die meisten Fälle gibt es in Seoul
36 der neuen Fälle wurden dabei im dichtbesiedelten Seoul bestätigt. Es wird vermutet, dass vor allem Clubs und Karaoke-Bars die Ausbreitung des Virus wieder beschleunigen.
Anfang Mai hatte ein infizierter Mann in mehreren Clubs und Bars mit Tausenden von Gästen gefeiert. Es kam zu einer Cluster-Infektion: Fast 200 Infektionsfälle wurden mit dem Ausbruch in Verbindung gebracht. Die Regierung geht noch von weiteren unentdeckten Fällen aus.
Dass gerade Clubs, Bars oder Discos als Virenbeschleuniger fungieren, davon ist auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin überzeugt. Denn durch die schlechte Belüftung der Räume und kaum Abstand zwischen den Besuchern finde das Coronavirus gerade dort perfekte Bedingungen.
Das sei der beste Zustand, den er sich für einen respiratorisch - also über die Atmung - übertragbaren Erreger vorstellen könne. "Also der schlimmste Zustand für den Menschen. Insgesamt ist die Situation einfach ideal, um sich dort infizieren zu können", so Schmidt-Chanasit.
Homosexuellen-Szene will nicht stigmatisiert werden
Es gibt ein weiteres Problem, mit dem die Behörden in Seoul zu kämpfen haben. Der erneute Ausbruch des Coronavirus lässt sich vor allem auf das Viertel Itaewon zurückverfolgen. Bei den betroffenen Clubs handelt es sich hauptsächlich um LGBTQ-Treffpunkte. Doch in Südkorea wird Homosexualität noch immer kritisch gesehen.
Viele Betroffene haben daher Angst vor einer Stigmatisierung und wollen sich nicht freiwillig testen lassen. Teilweise scheinen sie auch falsche Kontaktangaben gemacht zu haben, um nicht identifiziert werden zu können. Südkoreas Strategie, die Coronaherde durch massenhafte Tests schnell zu identifizieren und zu isolieren, greift daher in diesem Fall nur bedingt.
Seit Mitte Mai hat Seoul seine Nachtklubs wieder geschlossen. Zu gross ist die Angst vor der zweiten Welle, zumal gerade auch die Kinder wieder in die Schulen zurückkehren sollen.
Doch nicht allein Clubs wirken als Beschleuniger für die Verbreitung des Virus. Ein weiterer Ausbruch in Südkorea steht in Zusammenhang mit einem Logistikzentrum in Bucheon. Dort wurden bislang 36 Fälle in den vergangenen Tage bestätigt. Das Zentrum wurde inzwischen geschlossen und wird komplett desinfiziert.
Die südkoreanische Regierung bleibt in jedem Fall wachsam und zeigt, dass sie auch hart durchgreifen kann, wenn sie es für nötig hält. Erst unlängst wurde ein 23-jähriger Japaner verhaftet, der gegen das Gesetz zur Verhütung von Infektionskrankheiten verstossen haben soll.
Verwendete Quellen:
- dpa
- AFP
- "Reuters.com": Coronavirus outbreak at South Korea e-commerce warehouse drives spike in new cases
- "tagesschau.de": Schwierige Suche nach Partygängern
- KBS World Radio: Japaner als erster Ausländer wegen Quarantäne-Verstoss verhaftet
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