In den letzten Tagen hat die zweite Corona-Welle Deutschland hart getroffen. Die Fallzahlen steigen rasant an, am Mittwoch wurde ein Teil-Lockdown beschlossen. Das waren die wichtigsten Aussagen aus Wissenschaft, Medizin und Politik der vergangenen Tage.
Betrachtet man die von den Gesundheitsämtern an das Robert-Koch-Institut gemeldeten positiven Tests auf SARS-CoV-2 der vergangenen Tage, ist ein rasanter Anstieg erkennbar. Am Donnerstag wurden sogar 16.774 Fälle gemeldet, mehr als je zuvor seit Beginn der Pandemie. Blickt man noch etwas weiter zurück, wird schnell deutlich, wie rasant sich das Coronavirus derzeit tatsächlich in Deutschland ausbreitet.
- Mittwoch (21. Oktober): 7.595
- Donnerstag: 11.287
- Freitag: 11.242
- Samstag: 14.714
- Sonntag: 11.176
- Montag: 8.685
- Dienstag: 11.409
- Mittwoch: 14.964
- Donnerstag (29. Oktober): 16.774
Merkel: "Das sind harte Massnahmen"
Am Mittwoch zog die Politik die Notbremse und verkündete einen zweiten Teil-Lockdown, von den Ministerpräsidenten und
Die Massnahmen gelten ab Montag und sind zunächst bis Ende November befristet. Neben persönlichen Kontaktbeschränkungen muss die Gastronomie schliessen, auch Kinos, Fitnessstudios, Museen, Theater und andere Kultur- und Freizeiteinrichtungen müssen geschlossen bleiben.
"Das sind harte Massnahmen. Das sind belastende Massnahmen. Deshalb ist das heute ein schwerer Tag, auch für politische Entscheidungsträger", erklärte die Kanzlerin. Der grosse Unterschied zum Frühjahr: Kitas und Schulen sollen offenbleiben, der Einzelhandel bei Einhaltung der Hygienevorschriften auch.
Auf Twitter schrieb Bayerns Ministerpräsident
Lauterbach: "Ein Meilenstein gegen das Coronavirus"
Angesichts der exponentiell wachsenden Infektionszahlen hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte
"Die Beschlüsse von heute sind ein grosser Erfolg und ein Meilenstein gegen das Coronavirus in Deutschland. Mit dem Wellenbrecher-Shutdown werden wir die zweite Welle der Pandemie brechen und aus dem exponentiellen Wachstum herauskommen. Die Vernunft hat gesiegt", schrieb er am Mittwoch bei Twitter.
Drosten: "Virus erzwingt Lockdown"
Auch
Mindestens zwei Wochen solle ein solcher Lockdown dauern, besser noch drei Wochen, erklärte Deutschlands bekanntester Virologe. So könne die Akzeptanz der Massnahmen erhöht und der wirtschaftliche Schaden begrenzt werden. "Alle wissen von vorneherein: Er ist zeitlich befristet. Dann können sich alle darauf einstellen. Man könnte sich überlegen, dass die Schulen offenbleiben. Oder, dass man die Massnahmen in die Ferienzeit legt. Nach dem Motto: Wir machen das so, dass es einen möglichst geringen Schaden anrichtet", erklärte Drosten.
Streeck und Schmidt-Chanasit fordern Strategiewechsel
Dass die Politik die Forderungen Drostens und Lauterbachs bezüglich der Länge des Lockdowns sogar überbot, dürfte nicht allen gefallen. Am Mittwochvormittag hatte sich eine Gruppe von Medizinern der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Wissenschaftlern um die Virologen
Montgomery nennt 20.000 Neuinfektionen als kritische Marke
Anders als die Expertengruppe und die Kassenärztliche Bundesvereinigung sieht es Frank Ulrich Montgomery. Der Präsident des Weltärztebundes nannte bereits am Samstag die Zahl von 20.000 Neuinfektionen am Tag als kritische Grenze, bei der die Lage ausser Kontrolle gerate. "Dann wäre es für Gesundheitsämter nicht mehr möglich, die Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen. Dann droht uns ein zweiter Lockdown, weil sich das Virus anders nicht mehr bremsen lässt", sagte er der "Rheinischen Post" am Samstag.
Wie sieht es mit den Krankenhaus-Kapazitäten aus?
Wie schon im Frühjahr geht es bei allen Massnahmen vor allem darum, die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern und Risikogruppen zu schützen.
"Schon jetzt hat sich die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen seit Anfang Oktober von 373 auf 1.296 verdreieinhalbfacht, davon waren am Wochenende 578 Patienten beatmungspflichtig. Stand jetzt haben wir mehr als 30.000 gemeldete Intensivbetten, von denen 8.400 frei sind. Zudem gibt es weitere über 12.000 Betten, die bei Bedarf aktiviert werden können", sagte Georg Baum, Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, am Montag der "Augsburger Allgemeinen".
Obwohl die Krankenhäuser also noch nicht an ihre Kapazitätsgrenzen stossen, müsse man davon ausgehen, dass geplante Operationen wieder verschoben werden müssen. Als zentrales Problem nannte Baum den Engpass beim Pflegepersonal: "Wir werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erneut eine grosse Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangen müssen, um in dieser Ausnahmesituation den Schutz der Bevölkerung zu organisieren."
Spahn: "Hören Sie nicht auf diejenigen, die verharmlosen"
Ein Patient ist derzeit auch der Bundesgesundheitsminister selbst. Am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass
Am Sonntag wandte er sich in einer Videobotschaft auf seinen Social-Media-Kanälen an die Bevölkerung. "Bitte helfen Sie weiter mit und hören Sie nicht auf diejenigen, die verharmlosen und beschwichtigen", sagte er und schloss mit den Worten: "Es ist ernst." Womit die Corona-Lage in Deutschland in den vergangenen Tagen ziemlich treffend zusammengefasst ist.
Verwendete Quellen:
- Robert-Koch-Institut: Tägliche Situationsberichte
- Facebook-Profil von Jens Spahn
- Twitter-Profil von Karl Lauterbach
- Twitter-Profil Markus Söder
- ndr.de: Drosten im Corona-Podcast: Ein kurzer "Lockdown" wäre eine gute Idee
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