Wenn die verschiedenen Länder keine Ausgangssperren zur Eindämmung der Corona-Pandemie verhängt hätten, wären Hunderte Millionen Menschen mehr mit COVID-19 infiziert worden. Das belegen mehrere Studien. Das schnelle Handeln der Länder hat demnach viele Menschenleben gerettet.

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Einer neuen Studie zufolge hätten sich Hunderte Millionen Menschen mehr mit COVID-19 infiziert, wenn es keine Ausgangssperren zur Eindämmung der Corona-Pandemie gegeben hätte. Die Ergebnisse des "Global Policy Laboratory" an der Universität von Kalifornien wurden im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.

Die Forscher untersuchten die Wirkung von über 1.700 Präventionsmassnahmen in sechs verschiedenen Ländern: den USA, China, Südkorea, Frankreich, Italien und dem Iran. Die Wissenschaftler berücksichtigten dabei Einschränkungen wie Reiseverbote, Schulschliessungen, die Beschränkung von Gottesdiensten und Absagen von Veranstaltungen.

285 Millionen Menschen in China blieben durch Beschränkungen verschont

Wenn es in den USA keine Einschränkungen gegeben hätte, hätte sich die Zahl der Infizierten vom 3. März bis zum 6. April jeden zweiten Tag beinahe verdoppelt, wie die Forscher berichten. Das bedeutet, dass circa 60 Millionen Menschen mehr in den USA infiziert worden wären. Zum Vergleich: In dem Land haben sich bisher 1,9 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert.

Die Beschränkungen in China waren der Studie zufolge sogar noch erfolgreicher. Die Regelungen, die vom 16. Januar bis zum 5. März in Kraft waren, haben demnach 285 Millionen Menschen vor einer Ansteckung bewahrt. Das Land hat eigenen Angaben zufolge bisher circa 84.000 Fälle zu verzeichnen.

Diese Annahme stützt eine Studie von März. Diese hat ergeben, dass die Beschränkungen, die am 23. Januar in Wuhan eingeführt worden waren, Zehntausende alleine in der Provinz Hubei vor einer Infektion bewahrt haben. Ohne das schnelle Handeln wären in der Region vermutlich fast 65 Prozent mehr Fälle verzeichnet worden.

Länder wie China haben von frühen Beschränkungen profitiert

Die Massnahmen hätten ausserdem geschätzt 54 Millionen Infektionen im Iran, 49 Millionen in Italien, 45 Millionen in Frankreich und 38 Millionen Infektionen in Südkorea verhindert. "Die Einführung der Beschränkungen hat die Pandemie in allen sechs Ländern beachtlich und erheblich gebremst", schreiben die Forscher der Universität von Kalifornien.

Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass die "kleinsten Verzögerungen bei der politischen Umsetzung der Massnahmen wahrscheinlich zu unterschiedlichen, gesundheitlichen Ergebnissen geführt hat".

Länder wie China haben von den frühen Beschränkungen profitiert. Verzögerungen in Ländern wie der USA und Italien könnten zu vermeidbaren Todesfällen geführt haben. Wissenschaftler der Columbia Universität schätzen, dass in den USA 645.000 Infektionen und 36.000 Todesfälle mit früheren Beschränkungen hätten verhindert werden können.

In Frankreich wurden 690.000 Todesfälle verhindert

Einer weiteren Studie aus Italien zufolge hätten auch die Beschränkungen in Europa zahlreiche Krankenhausaufenthalte und Todesfälle, die durch das Coronavirus verursacht worden wären, verhindert. In Italien hätten die Massnahmen zwischen dem 21. Februar und dem 25. März zum Beispiel dazu geführt, dass circa 200.000 Menschen weniger ins Krankenhaus eingeliefert worden sind.

Forscher einer Studie des "Imperial College London" schätzen, dass durch die Massnahmen, die vom Anfang der Coronakrise bis zum 4. Mai Bestand hatten, insgesamt 3,1 Millionen Todesfälle in elf europäischen Ländern verhindert werden konnten.

In Frankreich wurden demnach circa 690.000 Todesfälle verhindert, in Italien 630.000, in Deutschland etwa 560.000 und sowohl in Spanien als auch in Grossbritannien mehr als 400.000 Todesfälle. Insgesamt stellten die Forscher fest, dass Einschränkungen einen "grossen Einfluss auf die Übertragung" in Europa hatten.

Verwendete Quellen:

  • Nature: "The effect of large-scale anti-contagion policies on the COVID-19 pandemic"
  • Nature: "Estimating the effects of non-pharmaceutical interventions on COVID-19 in Europe"
  • Proceedings oft he National Academy of Sciences: "Spread and dynamics of the COVID-19 epidemic in Italy: Effects of emergency containment measures"
  • The National Bureau of Economic Research: "Human Mobility Restrictions and the Spread of the Novel Coronavirus (2019-nCoV) in China"
  • medRxiv: "Differential Effects of Intervention Timing on COVID-19 Spread in the United States"
  • ScienceAlert: "What if The Lockdown Never Happened? New Study Examines a Terrible Alternative"
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