Bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten helfen deutschlandweit Tausende Soldaten. Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg lehnt diese Hilfe jedoch ab. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer kritisiert diese Haltung. Auch Gesundheitsminister Spahn äussert sich.
Bundesverteidigungsministerin
Das berge die Gefahr, eine Verschärfung der Lage für ganz Berlin zu riskieren, sagte die CDU-Chefin dem "Tagesspiegel". "Mir fehlt jedes Verständnis, dass Rot-Rot-Grün es eher riskiert, dass es rasant steigende Infektionen gibt, dass Infektionsketten nicht nachverfolgt oder nicht eingedämmt werden können, als sich von der Bundeswehr helfen zu lassen", sagte Kramp-Karrenbauer. Sie sieht "ideologische Gründe". Überall sonst werde die Hilfe der Soldatinnen und Soldaten dankbar angenommen.
Auch Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn verwundert über Friedrichshain-Kreuzberg
In den Gesundheitsämtern kämen bei steigenden Infektionszahlen die Beschäftigten irgendwann an ihre Belastungsgrenzen. "Deswegen unterstützen wir auch seitens des Bundes zum Beispiel mit Bundeswehrsoldaten", sagte Spahn in der ARD-Sendung "Extra" zur Corona-Lage am Mittwochabend. "Übrigens wundert es da schon, wenn hier in Berlin-Friedrichshain dann ein Gesundheitsamt aus ideologischen Gründen mitten in der Pandemie keine Hilfe von der Bundeswehr will."
In elf Berliner Bezirken kommen bereits Soldaten zum Einsatz, die bei der oft telefonischen Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten oder in Teams für Tests eingesetzt werden. Zu den bisher 60 Soldatinnen und Soldaten sollen noch einmal 180 dazukommen.
Friedrichshain-Kreuzberg hat 1.495 bestätigte Corona-Fälle
Nur der linksalternative Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg möchte nicht auf sie zurückgreifen – obwohl die Zahl der Neuinfektionen dort besonders hoch ist. In dem Bezirk mit rund 290.400 Einwohnern gibt es bisher 1.495 bestätigte Corona-Infektionen. Damit hat der Bezirk die drittmeisten Infizierten - nach Mitte und Neukölln. Die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner an den vergangenen sieben Tagen liegt knapp unter dem kritischen Wert 50.
Schon bei der ersten Infektionswelle hatte der Bezirk eine Unterstützung abgelehnt. Da die Absage zu spät kam, waren am 2. Juni zunächst fünf Soldaten erschienen, um ihren Dienst im örtlichen Gesundheitsamt anzutreten. Sie wechselten dann ins Bezirksamt Mitte.
15.000 Einsatzkräfte stehen für Corona-Hilfe zur Verfügung
Laut Kramp-Karrenbauer hat die Bundeswehr ein Corona-Kontingent von insgesamt rund 15.000 Soldatinnen und Soldaten aufgestellt. "Wo immer wir gefordert sind und sich das mit unserer Gesetzeslage vereinbaren lässt, helfen wir", sagte die Verteidigungsministerin. So hilft die Bundeswehr auch bei den Fieberambulanzen und bei Tests – wie etwa im Fall des Corona-Ausbruchs in der Fleischfabrik Tönnies.
Wie der "Tagesspiegel" berichtet, habe die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg für die nächste Sitzung am Donnerstag einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, um doch noch die Hilfe zuzulassen. "Die mit den Massnahmen zur Eindämmung befassten Verwaltungseinheiten arbeiten seit Monaten am Limit ihrer Kapazitäten", heisst es im Antrag. (dpa/lh)
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