Handydaten könnten helfen, die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 einzudämmen. Während asiatische Länder Mobilfunk-Tracking bereits erfolgreich einsetzen, protestieren in Deutschland Datenschützer. In der aktuellen Folge des NDR-Podcasts "Coronavirus-Update" nennt der Virologe Christian Drosten Argumente, die aus wissenschaftlicher Sicht für die Nutzung dieser Daten sprechen.

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Letztlich ist es eine Frage des Datenschutzes. Die Übermittlung von personalisierten Daten und Bewegungsprofilen durch Smartphones könnte im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 und der damit verbundenen Krankheit COVID-19 helfen. Allerdings wäre dies auch ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte jedes einzelnen Bürgers.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versuchte bereits, einen entsprechenden Gesetzesentwurf auf den Weg zu bringen. Aber Datenschützer protestierten ebenso wie Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). Es gilt also einmal mehr abzuwägen, zu welchen Massnahmen gegriffen werden darf, um die Coronakrise möglichst schnell in den Griff zu bekommen. Dass die Verwendung von Handydaten im Kampf gegen die Pandemie hilfreich ist, haben Länder wie beispielsweise Südkorea bereits bewiesen.

Coronavirus: Handydaten helfen bei der Ermittlung von Kontaktpersonen

"Aus wissenschaftlicher Sicht ist das absolut zielführend", erklärte Christian Drosten am Dienstag in der aktuellen Folge des "Coronavirus-Update". Wird eine Person positiv getestet, könnte man feststellen, mit welchen anderen Telefonen und deren Besitzern sich die infizierte Person innerhalb ihrer ansteckenden Phase in räumlicher Nähe aufgehalten hat. Kontaktpersonen könnten so ermittelt und benachrichtigt werden.

"Wenn ich dann auf meinem Telefon die Meldung bekomme, dass ich vorgestern Kontakt mit einem Patienten, der in seiner infektiösen Phase war, hatte, dann kann ich mir denken: Aha, okay. Das ist zwar blöd jetzt und nicht gerade eine freudige Nachricht, die ich bekomme. Aber jetzt kann ich anfangen zu rechnen", führte der Virologe im Podcast des NDR weiter aus.

Die mittlere Inkubationszeit betrage laut Drosten sechs Tage, die längste Inkubationszeit 14 Tage. Man könne sich in dieser Zeit also selbst beobachten und auf Symptome achten. Und vor allem die Kontakte zu anderen noch mehr als ohnehin schon einschränken und sich isolieren.

"Mikromanagement mit durchschlagender Wirkung"

"Das ist ein Mikromanagement, das von aussen nicht möglich ist. Das ist wirklich ein durch die Betroffenen oder die Gefährdeten selbst veranlasstes Mikromanagement, das wahrscheinlich eine durchschlagende Wirkung hat", erklärte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité: "Man weiss, dass das in einigen asiatischen Ländern eingeführt wurde. Auf diese schaut und schielt man jetzt natürlich und fragt sich: Was haben die anders gemacht? Und da liegt dann zum Teil die Antwort."

Natürlich gebe es Länder, in denen andere Persönlichkeitsrechte gelten würden als in Deutschland, erklärte der Viren-Experte weiter, aber auch in einem offenen Land wie Südkorea werde das Mobilfunk-Tracking erfolgreich eingesetzt. Allerdings, und das ist ein entscheidender Punkt, auf einer freiwilligen Basis.

"Es ist auch gar nicht so, dass jeder da mitmachen muss", erklärte Drosten: "Es hat auch einen Effekt für die Gesamtbevölkerung und die Abflachung der Kurve, wenn ein Grossteil der Bevölkerung mitmacht."

Es gebe immer Menschen, die sich allem verwehren. "Aber ich kann sagen, als aufgeschlossener Bürger - und dafür muss ich kein Virologe sein - ich würde das für mich sofort freischalten", sagte Drosten: "Und ich würde es als Ergänzung und Verbesserung der Situation erleben."

Computer, Gaming

Kriminologe warnt wegen Coronakrise vor Computerspielsucht

Ein Kriminologe hat davor gewarnt, dass Kinder und Jugendliche in der Coronakrise Gefahr liefen, in eine Computerspielsucht abzudriften. Die Gefahr steige durch die verhängten Ausgangsbeschränkungen. Ausserdem sieht er Mehrarbeit auf Frauenhäuser zukommen.

Ausbleibende Warnung sorgt für Sicherheitsgefühl

Schliesslich sei mit der Nutzung auch ein Sicherheitsgefühl verbunden. Denn wenn der überwältigende Teil der Bevölkerung teilnehmen würde, wäre das Ausbleiben der Warnnachricht für jeden Einzelnen tatsächlich ein sehr gutes Zeichen.

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es also viele gute Argumente für den Einsatz der personalisierten Mobilfunk-Daten im Kampf gegen das Coronavirus. Ob das Tracking und die Bewegungsprofile der Smartphones tatsächlich wie bereits in einigen asiatischen Ländern genutzt werden kann, wird einmal mehr eine politische Entscheidung sein.

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Professor Dr. Christian Drosten ist Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité und einer der führenden Virus-Forscher Deutschlands. Der 48-Jährige gilt als Mitentdecker des SARS-Virus. Unmittelbar nach dem Ausbruch SARS-Pandemie 2003 entwickelte er einen Test auf das neu entdeckte Virus, wofür er 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. In der aktuellen Coronakrise ist der gebürtige Emsländer ein gefragter Gesprächspartner, täglich gibt er Auskunft zur aktuellen Lage.
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