In der aktuellen Folge des NDR-Podcasts spricht Virologe Christian Drosten über die Funktionsweise von PCR-Tests, die angeblich so langen Wartezeiten auf diese hierzulande, sowie die schon bald verfügbaren neuen Antikörper-Tests.

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Wie so ein PCR-Test (PCR = Polymerase-Ketten-Reaktion) zum Nachweis einer Corona-Infektion eigentlich funktioniere, wollte NDR-Journalistin Korinna Henning zunächst von Christian Drosten, dem Leiter des Virologie-Instituts an der Charité in Berlin, im neuen "Coronavirus-Update" wissen.

Antikörper-Test: Wie der PCR-Test funktioniert

"Das ist eine Reaktion, bei der Erbgut des Virus abgeschrieben und dabei vervielfältigt wird. Und es handelt sich dabei um eine Erfindung aus den späten 80er Jahren, die seither in der mikrobiologischen und virologischen Diagnostik immer weiter Fuss gefasst hat und im Prinzip kulturelle Verfahren, also die Anzucht von einem Bakterium oder Virus, immer mehr verdrängt – gerade in der Virologie. Das liegt daran, dass man kleine DNA-Abschnitte, also physikalische Moleküle, in die Reaktion reingeben muss, um das zu vervielfältigen, was genau zu diesen Molekülen passt. Heisst: Will man dieses neue Coronavirus nachweisen, muss man kleine Stücke davon herstellen – in Form von DNA –, die sich dann an das Genom anlagern werden. Und das können die nur, wenn die wirklich fast oder ganz im Wortlaut gleich sind – also in der Basenabfolge – mit dem Erbgut des zu suchenden Virus", erklärt der Experte.

Coronavirus in der zweiten Woche oft nicht mehr nachweisbar

Wird der Test erst in der zweiten Symptomwoche gemacht, kann es sein, dass das Virus im Hals nicht mehr nachzuweisen ist. "Selbst, wenn der Patient dort immer noch Symptome hat", so Drosten.

In der Lunge sei das Virus dann aber sehr wohl noch auszumachen. "Allerdings können viele Patienten so eine Probe aus der Lunge nicht einfach hochhusten, weshalb der Rachenabstrich die häufigste Probe ist", erklärt der Experte.

Christian Drosten: Rasche Tests sind die Regel

Im Podcast Thema waren schliesslich auch die unterschiedlichen Erfahrungen der Deutschen, wie schnell hierzulande getestet wird. Dazu Drosten: "Also ganz grundsätzlich gibt es so einen öffentlichen Eindruck, man werde gar nicht getestet, müsse ewig warten oder komme nicht mal bei der Hotline durch. Ich hab' schon das Gefühl, dass sich primär diejenigen öffentlich zu Wort melden, die genervt sind und eben vielleicht warten mussten."

Seiner Ansicht nach seien aber jene Fälle, in denen es rasch zu Tests kommt, die Regel. "Wir haben durchaus eine sehr hohe Testkapazität in Deutschland", so der Experte, der noch ergänzt: "Ich bin davon überzeugt, dass wir hierzulande deswegen so eine geringe Sterblichkeit unter den getesteten Fällen haben, weil die Anzahl der Tests eben so hoch ist." Auch die Isolationsmassnahmen hätten laut Drosten bereits einen guten Effekt.

Antikörper-Tests werden schon bald verfügbar sein

Stichprobenartige PCR-Diagnostik schliesst der Virologe aus: "Das macht man eher nicht", so der Experte. Stichprobentests auf Antikörper werde es aber sehr wohl in allernächster Zeit geben. "Das ist ein ganz anderes Testverfahren. Wenn wir uns infizieren, dann brauchen wir ungefähr zehn Tage, bis wir Antikörper bilden. (…) Und anhand einer Blutprobe kann man messen, ob ein Patient Antikörper im Blut hat – egal, ob dieser eine schwere, milde oder vollkommen unbemerkte Infektion hatte. Und das ist das, worauf wir eigentlich spekulieren."

Denn die Rate der unbemerkt Infizierten in der Bevölkerung ist derzeit nicht bekannt. "Diese sind aber dann dennoch antikörper-positiv sowie, wie wir annehmen dürfen, immun und tragen dann auch zu diesen 60 oder 70 Prozent der Bevölkerung bei, die sich infiziert und immunisiert haben, bevor die Pandemiewelle zum Stillstand kommt." Das wäre dann die sogenannte Herdenimmunität.

Antikörper-Schnelltests: "Mit Vorsicht zu geniessen"

Von den aus China oder Japan kommenden Antikörper-Tests, die man etwa über eBay erstehen kann, hält Christian Drosten nicht allzu viel. "Die sind noch nicht validiert und verfolgen ein anderes Testprinzip, das mit Vorsicht zu geniessen ist – weil wir eben noch keine guten Validierungsstudien dazu haben."

In seinem Institut werden solche Tests von unterschiedlichsten Herstellern ebenso bereits getestet. "Wir werden da in den nächsten Wochen sicher Publikationen veröffentlichen, die zeigen, wie gut solche schnellen Antikörper-Tests funktionieren", verspricht der Experte.

Validierte Tests, die man in einer ersten Phase primär Personen aus dem Gesundheitsbereich oder anderen systemrelevanten Menschen zukommen lässt, sind für Drosten durchaus vorstellbar. "Man muss sowas aber natürlich auch erstmal organisieren", sagt der Experte.

Professor Dr. Christian Drosten ist Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité und einer der führenden Virus-Forscher Deutschlands. Der 48-Jährige gilt als Mitentdecker des SARS-Virus. Unmittelbar nach dem Ausbruch SARS-Pandemie 2003 entwickelte er einen Test auf das neu entdeckte Virus, wofür er 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. In der aktuellen Coronakrise ist der gebürtige Emsländer ein gefragter Gesprächspartner, täglich gibt er Auskunft zur aktuellen Lage.
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