Frankreichs Regierung hat in den vergangenen Wochen immer wieder vor einem Wiederaufflammen der Coronavirus-Epidemie gewarnt. Doch gebracht hat es offenbar nichts - die Zahlen steigen weiter rasant an.

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In Frankreich spitzt sich die Lage mit mehr als 7000 Corona-Neuinfektionen innerhalb von einem Tag weiter zu. Das Gesundheitsministerium sprach am Freitagabend von einem "exponentiellen" Anstieg.

Auch in Krankenhäusern und auf den Intensivstationen steige die Zahl der Patientinnen und Patienten wieder an - wenn auch auf niedrigem Niveau. Gleichzeitig treten immer schärfere Regelungen bei der Maskenpflicht in Kraft. Präsident Emmanuel Macron warnte angesichts der steigenden Zahlen vor Grenzschliessungen innerhalb Europas.

In den vergangenen 24 Stunden seien 7379 neue Fälle gezählt worden, meldete das Gesundheitsministerium am Freitagabend. Am Vortag waren es mehr als 6000, davor mehr als 5000. Die 4000er-Schwelle war zuvor mehrfach überstiegen worden. "Die Dynamik des Fortschreitens der Epidemie ist exponentiell", hiess es. Seit einigen Wochen steigen die Fallzahlen im ganzen Land an - die Lage ist allerdings regional unterschiedlich.

21 Regionen als Risikogebiete

Die Regierung hat 21 Départements im Land als Risikogebiete klassifiziert. Dort herrscht erhöhte Ansteckungsgefahr. Diese sogenannten roten Zonen liegen vorwiegend - aber nicht ausschliesslich - an der Mittelmeerküste und rund um die Hauptstadt Paris. Für die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur am Mittelmeer wie auch für den Grossraum Paris gilt eine Reisewarnung der Bundesregierung. Viele fürchten, dass sich eine solche Reisewarnung auf ganz Frankreich ausweiten könne.

Macron betonte am Freitag erneut, dass generelle Grenzschliessungen nicht der richtige Weg seien, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Schliessung von Grenzen zwischen zwei Ländern mache keinen Sinn, wenn es Gebiete mit aktiver Virus-Zirkulation gebe, die identifiziert seien, sagte er. "Lassen Sie uns in dieser Frage nicht die Fehler von März wiederholen", warnte er. Er erinnerte an die zahlreichen Grenzgänger, die von generellen Reise-Beschränkungen betroffen wären - auch wenn sie zum Beispiel in keinem der beiden Länder in einem Risikogebiet unterwegs sind.

"Ich glaube, es gibt noch viel zu tun, um die Koordinierung zu verbessern", so Macron. Wichtig sei es, Risikogebiete zu identifizieren und regional gegen die Verbreitung des Virus vorzugehen. Darüber habe er sich bei ihrem Besuch Ende vergangener Woche auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgetauscht. Man werde in den kommenden Tagen daran arbeiten, in diesem Punkt voranzukommen, so Macron. Die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Frankreich hatten im Frühjahr für erhebliche Verstimmungen - vor allem in den Grenzregionen - gesorgt.

Mit verschärften Massnahmen gegen die Epidemie

Frankreich versucht unterdessen mit verschärften Massnahmen gegen die Epidemie vorzugehen. Seit Freitag gilt in ganz Paris und den angrenzenden Départements eine Maskenpflicht unter freiem Himmel. Ab Samstag gibt es auch strengere Regeln im an Deutschland grenzenden Département Bas-Rhin. So ist die Maske hier in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern Pflicht - dazu zählt auch die Elsass-Metropole Strassburg. Ähnliche Regelungen gibt es auch andernorts - in der Hafenstadt Marseille müssen Bars um 23 Uhr schliessen.

Die Regierung betonte zuletzt immer wieder, landesweite Ausgangsbeschränkungen vermeiden zu wollen. Wichtig sei es, in sogenannten Clustern entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Die Lage sei ausserdem nicht mit der Situation im Frühjahr vergleichbar, erklärte Premier Jean Castex. Man teste auch viel mehr als damals. Dies täusche aber nicht darüber hinweg, dass die Zahl der Neuinfektionen ansteige. Frankreich zählt seit Beginn der Epidemie mehr als 30500 Tote.  © dpa

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