Die Bundesregierung lockert die Schutzregeln in der Corona-Pandemie. Im Zuge dessen diskutieren die Länder die Nutzung von Alltagsmasken. Sachsen hat bereits eine Maskenpflicht verhängt, die Bestände aber sind knapp. Verbraucher werden deshalb erfinderisch - mit gefährlichen Folgen. Die Drogeriekette "dm" und Münchner Forscher warnen vor Eigenkonstruktionen aus gesundheitsschädlichen Staubsaugerbeuteln.
In zahlreichen Supermärkten ist er längst ausverkauft, im Internet gibt es ihn häufig nur zu hohen Preisen: Mundschutz. Weil die Nachfrage das Angebot übersteigt, sorgen viele Menschen in Deutschland nun selbst für Schutz gegen das Coronavirus Sars-CoV-2.
Manche nutzen als Maske Staubsaugerbeutel. Von diesem Tipp, der sich in den vergangenen Tagen im Netz verbreitet hat, rät die Drogeriekette "dm" aber dringend ab.
Inhalt der Staubsaugerbeutel schädigt Lunge und Verdauungsorgane
Laut einer Mitteilung des Unternehmens eignen sich Staubsaugerbeutel nicht zum Schutz gegen das Coronavirus - und sind zudem nicht ungefährlich.
Demnach können die Staubsaugerbeutel "Stoffe enthalten, die, wenn sie direkt an die Atemwege gelangen, eine gesundheitsschädliche Wirkung haben".
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Anstatt zu schützen, können die Beutel also erst recht krank machen. Der Grund dafür liegt in ihrer Substanz: Ein feines, antibakteriell wirkendes Pulver aus Polymer kann durch das Aufschneiden des Beutels freigesetzt werden und sowohl Lunge als auch Verdauungsorgane angreifen.
Ausserdem gibt es der Drogeriekette zufolge keine Untersuchungen, die eine schützende Wirkung der Beutel belegen. Es fehlt der Beweis dafür, dass Masken aus Staubsaugerbeuteln das Coronavirus Sars-CoV-2 abhalten. Damit widerspricht der Konzern einer ersten Mitteilung der Bundeswehruniversität Neubiberg bei München.
Darin hatten Forscher des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik Anfang April von Strömungsexperimenten berichtet. Christian Kähler und Rainer Hain hatten unter anderem Versuche mit Staubsaugerbeuteln durchgeführt. Ihr Ergebnis: Staubsaugerbeutel mit Feinstaubfilter haben "sehr gute Filtereigenschaften" und können vor einer Tröpfcheninfektion schützen.
Schadstofffreie Staubsaugerbeutel stellen nur eine Notlösung dar
Inzwischen haben die Forscher ihren Bericht aktualisiert mit dem Hinweis darauf, dass sie nur als Lösung in dringenden Situationen dienen sollten. "Wenn Staubsaugerbeutel als Masken verwendet werden, weil keine FFP2-Maske zu Verfügung steht und dringend ein geeigneter Schutz vor einer Tröpfcheninfektion benötigt wird, sollte nur übergangsweise und als Notbehelf ein Staubsaugerbeutel verwendet werden." Sie können demnach keine wissenschaftlich anerkannten Masken ersetzen.
Ausserdem gibt es laut den Wissenschaftlern noch eine Bedingung: Der Beutel muss frei von chemischen Zusätzen sein, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden.
Auch Firmen, die Staubsaugerbeutel und Kaffeefiltertüten herstellen, warnen vor alternativem, selbstgebasteltem Mundschutz aus diesen Materialien. Die Melitta Group etwa verweist auf ihrer Homepage darauf, dass weder ihre Filtertüten noch die Swirl-Staubsaugerbeutel Schutz vor Coronaviren bieten.
Sie filtern Feinstaubpartikel bis zu einer Grösse von 0,3 Mikrometern. Weil die COVID-19-Erreger mit 0,12 bis 0,16 Mikrometern aber deutlich kleiner sind, rutschen sie hindurch.
"Gemeinsam gegen Corona": Regierung gibt wichtige Tipps
"Wir verstehen das Bedürfnis und den Wunsch der Menschen, sich in dieser verunsichernden Situation, in der Schutzmasken Mangelware sind, selbst zu behelfen", so "dm"-Geschäftsführerin Petra Gruber.
Gerade aufgrund der schwierigen Situation empfiehlt sie jedoch, sich an den offiziellen Ratschlägen der Regierung zu orientieren. Auf der Seite "Zusammen gegen Corona" hat das Bundesministerium für Gesundheit die wichtigsten Informationen zusammengestellt.
Verwendete Quellen:
- Bayerische Staatsregierung: Bericht aus der Kabinettssitzung vom 16. April 2020.
- Webseite von "dm": dm warnt vor der Herstellung von Schutzmasken aus Staubsaugerbeuteln"
- Webseite von Melitta: Statement der Melitta Group zu alternativen Schutzmasken
- Universität der Bundeswehr München: Was sagen Strömungsexperimente zur Maskendebatte?
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