Warum sind die Zahlen der Johns Hopkins University höher als die des Robert-Koch-Instituts? Schummelt hier jemand? Sind die USA besser informiert über Infizierte und Todesfälle? Wir erklären, wie es zu den Unterschieden kommt - und warum beide Angaben richtig sind.

Aktuelle Infos zum Coronavirus im Live-Blog

Auch am Montagmorgen gab es wieder grosse Unterschiede. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), verkündete die neuesten Fallzahlen für Deutschland: 22.672 Menschen haben sich hierzulande nachgewiesenermassen mit dem Coronavirus infiziert. 86 Menschen sind an der Folge der Erkrankung gestorben.

Ein Blick auf die Karte des auf Infektionskrankheiten spezialisierten Forschungszentrums der Johns Hopkins Universität (JHU) zeigt hingegen andere Werte.

Die Zählung wird in der Coronavirus-Krise weltweit als Datengrundlage genutzt. Demnach gibt es bereits 24.873 Infizierte in Deutschland, 94 Menschen überlebten die Erkrankung nicht.

Lesen Sie auch: Alle aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus in unserem Live-Blog.

Infektions-Daten zu Coronavirus sind zeitlich unterschiedlich

Wie viele bestätigte Coronavirus-Infektionen es in Deutschland, aber auch in anderen Ländern gibt, ist derzeit für zahllose Menschen die erste Frage des Tages. Doch wie ist die Differenz in den Fallzahlen zu erklären? Wichtig zu wissen: Die Angaben sind trotz der Unterschiede nicht falsch, sondern sind vor allem durch den Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung bedingt.

Während die renommierte JHU in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland ihre Zahlen fast in Echtzeit auswertet und präsentiert, nennt das RKI immer den Stand zu einem in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkt, nämlich alle durch die Bundesländer elektronisch gemeldeten Fälle um jeweils 0:00 Uhr (diese Regelung gilt seit dem 18. März 2020). Ab 10:00 Uhr sind die Zahlen auf der Webseite des RKI abrufbar – wohlgemerkt mit dem Datenstand von Mitternacht.

Robert-Koch-Institut bekommt Daten von Gesundheitsbehörden

Der zweite Grund für die Unterschiede liegt in den Datensätzen, die zur Erfassung herangezogen werden. Die JHU gibt unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC), deren EU-Pendant (ECDC), Chinas nationale Gesundheitskommission (NHC) sowie Medienberichte in den verschiedenen Ländern als Datenquellen an.

Die Wissenschaftler greifen darüber hinaus auf öffentlich zugängliche Quellen zurück. Das können Internetseiten von Behörden sein, aber auch Twitteraccounts von Behörden und Organisationen. Zahlen, die eine Internetcommunity von Medizinern in China ermittelt, oder auch Berichte lokaler Medien fliessen ebenfalls in die Berechnung ein.

Das RKI stützt sich nur auf die Zahlen der zuständigen Ministerien der Bundesländer. Die beziehen ihre Daten wiederum von den insgesamt rund 400 Gesundheitsämtern auf kommunaler Ebene. Diese übermitteln mindestens einmal pro Tag – aktuell auch noch häufiger – pseudonymisierte Daten zu bestätigten COVID-19-Fällen auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes an das jeweilige Bundesland.

Meldekette von Infektionsfällen: Vom einzelnen Arzt bis zur WHO

Ganz konkret verläuft die Meldekette laut tagesschau.de folgendermassen: Ein Arzt meldet eine Corona-Infektion eines Patienten an das Gesundheitsamt, das zuständige Labor, welches das Virus in der Probe identifiziert, macht ebenfalls eine Meldung an das Gesundheitsamt – telefonisch oder per Fax. In der Behörde werden dann die Angaben überprüft und jeder Fall von Hand elektronisch in einer Software des RKI erfasst.

Danach werden die gesammelten Daten mehrmals täglich an die Landesgesundheitsbehörde übermittelt, personenbezogene Daten werden allerdings aus dieser Meldung entfernt. Ebenfalls mehrere Male am Tag wandern die gesammelten Daten von der Landesgesundheitsbehörde zum RKI – und ergeben damit die aktuellen Fallzahlen für das jeweilige Bundesland.

Über die Landesgesundheitsbehörde finden die Daten einmal täglich ihren Weg in das zuständige Landesministerium, welches anschliessend die Zahlen veröffentlicht. Das RKI wiederum leitet seine Daten nach einer Prüfung an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie an andere internationale Organisationen weiter.

Dort kommen die Daten also mit einem zeitlichen Verzug von mindestens ein bis zwei Tagen an. Ein Blick auf die von der WHO bereitgestellten Übersichtskarte zeigt daher am Montagmorgen folgende Werte für Deutschland an: 21.463 Infizierte, 67 Todesfälle. Die Daten wurden allerdings zuletzt am Sonntagabend um 17:59 Uhr aktualisiert.

Verwendete Quellen:

  • tagesschau.de: "Unterschiedlich, aber nicht falsch"
  • Webseite der Johns Hopkins University: "COVID-19 Map FAQs"
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