Ende Februar prognostizierte US-Präsident Donald Trump noch, dass die Zahl der Corona-Fälle bald bei "nahe Null" liegen werde. Inzwischen sind mehr als eine Million Infektionen in dem Land nachgewiesen. Trump versprüht Optimismus - zu früh?
Die USA haben nach Darstellung von Präsident
Trump machte diese Aussagen am gleichen Tag, an dem die Zahl der nachgewiesenen Infektionen in dem Land die Marke von einer Million überschritt. Die in den USA bestätigten Fälle machen damit rund ein Drittel aller nachgewiesenen Infektionen weltweit aus, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore am Dienstag hervorging.
Donald Trumps falsche Prognosen beim Coronavirus
Die USA haben inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land der Welt. Mehr als 58.000 Menschen starben nach einer Infektion. Ende Februar prognostizierte Trump noch, die Zahl der Coronavirus-Fälle werde von damals 15 bald wieder auf "nahe Null" zurückgehen. Trump machte am Dienstag Experten für seine falsche Einschätzung verantwortlich, als er angesichts der jüngsten Gesamtzahl an bestätigten Infektionen von einem Reporter auf seine frühere Aussage angesprochen wurde.
"Viele sehr gute Experten, auch sehr gute Leute, haben gesagt, dass (das Virus) niemals die Vereinigten Staaten betreffen würde, dass es nicht Europa betreffen würde, dass es nichts ausserhalb von China betreffen würde", sagte Trump. "Wir haben auf Experten gehört und wir werden immer auf Experten hören, aber die Experten haben es falsch eingeschätzt, viele Leute haben es falsch eingeschätzt, viele Leute hatten keine Vorstellung davon, dass es so ernst sein würde."
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Trump über das Virus: "Es wird verschwinden"
Kritiker werfen Trump vor, zu zögerlich auf das weltweite Ausbruchgeschehen reagiert und die USA nicht auf das Virus vorbereitet zu haben. Dagegen wehrt sich der Präsident immer wieder und lässt keine Gelegenheit aus, die Arbeit seiner Regierung zu loben. Er habe Reisen aus China gestoppt, obwohl ihm Experten davon abgeraten hätten, und damit unzählige Leben gerettet, sagte er am Dienstag erneut. "Ich denke, wir haben grossartige Arbeit geleistet."
Trump zeigte sich zuversichtlich, dass das Virus vor dem Herbst "verschwinden" würde. Sollte es dann in modifizierter Form zurückkommen, "werden wir damit umgehen können". Man sei gut darauf vorbereitet, sagte Trump.
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US-Vizepräsident
Apropos Tests: Eine Ausweitung der Test-Kapazitäten im Land gilt als Voraussetzung für die Wiedereröffnung der Wirtschaft. Doch weiterhin mangelt es daran vielerorts, weswegen Trumps Regierung in der Kritik steht. Trump kündigte am Montag an, die Test-Kapazitäten in den kommenden Tagen dramatisch auszuweiten. Die Regierung geht davon aus, dass genug Tests vorhanden sind, damit Bundesstaaten in die erste Phase der Lockerung der Schutzmassnahmen eintreten könnten. Die Bundesstaaten sind derzeit unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen. Insgesamt nimmt die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen pro Tag derzeit aber ab. Die Johns-Hopkins-Universität verzeichnete am Freitag noch rund 36.200 neue Fälle, für Montag wiesen die Forscher 22.400 aus.
US-Wirtschaft im freien Fall
Die US-Wirtschaft befindet sich seit der Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie im März im freien Fall. Die US-Notenbank Federal Reserve will am Mittwoch ihren weiteren Kurs im Kampf gegen die wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronavirus-Pandemie festlegen.
Experten warnen, dass den USA der stärkste Wirtschaftseinbruch seit fast 100 Jahren bevorsteht. Schon jetzt haben mehr als 26 Millionen Menschen ihren Job infolge der Pandemie verloren. Zahllose Geschäfte, Restaurants und Fabriken bleiben wegen der von den Bundesstaaten verhängten Ausgangsbeschränkungen leer. Ein führender Wirtschaftsberater von Präsident Trump, Kevin Hassett, warnte jüngst, die Arbeitslosenquote könne nach rosigen 3,5 Prozent im Februar für April bei dramatischen 16 bis 17 Prozent liegen. (mgb/dpa)
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