"Schaut, was letzte Nacht in Schweden passiert ist" - mit diesen Worten sorgte US-Präsident Trump 2017 für internationale Irritationen, denn passiert war: nichts. Nun nimmt er sich erneut das skandinavische Land vor, um zu beweisen, dass es dort schlechter laufe als daheim in den USA. Der führende schwedische Epidemiologe hat dazu eine klare Meinung: Nur nicht ernst nehmen.
US-Präsident
"Schweden macht diese 'Herde', sie nennen es 'die Herde'", fügte er hinzu und meinte damit wohl, dass Schweden bewusst daran arbeite, eine Herdenimmunität gegen das Coronavirus zu erreichen.
Fakt ist: Auch die Schweden setzen darauf, Sozialkontakte zu reduzieren, sie gehen aber mit weitaus freizügigeren Massnahmen für die Bürger gegen das Virus SARS-CoV-2 vor als die meisten anderen Länder. Die schwedische Gesundheitsbehörde hat bereits vor längerem abgestritten, auf eine Herdenimmunität hinzuarbeiten.
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Schwedens Staatsepidemiologe: "Nicht ernst nehmen!"
"Ja, das kann man nicht ernst nehmen", sagte Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell zu Trumps Aussagen am Mittwoch im schwedischen Morgenfernsehen. Alle Länder litten mehr oder weniger unter der Coronakrise. "Es ist natürlich sehr schwierig in Schweden, nicht zuletzt im Gesundheitswesen. Aber verglichen mit der Situation in New York funktioniert es in Schweden weiter ziemlich gut."
Zum Vergleich: Der US-Bundesstaat New York verzeichnete von Montag auf Dienstag 731 neue Todesfälle von coronainfizierten Menschen. In Schweden sind seit Beginn der Pandemie insgesamt knapp 600 Personen mit einer COVID-19-Erkrankung gestorben.
Trump stürzt sich nicht zum ersten Mal auf Schweden
Und die Sache mit der Herde? "Ich weiss nicht, was er damit meint, aber wir, die mit Infektionskrankheiten arbeiten, wissen ja, dass sich dieser Typ von Krankheit weiter ausbreiten wird, bis wir eine Immunität in der Bevölkerung erreicht haben", sagte Tegnell. "Einen anderen Weg, um es zu stoppen, gibt es nicht."
Es ist nicht das erste Mal, dass Trump in Schweden für Verwunderung sorgt. "Schaut, was letzte Nacht in Schweden passiert ist", hatte er im Februar 2017 auf einer Kundgebung in Florida zu vermeintlichen Problemen mit Einwanderern in dem skandinavischen EU-Land gesagt - ohne dass die Schweden wussten, was denn eigentlich bei ihnen am Vorabend vorgefallen sein soll.
Im vergangenen Sommer hatte sich Trump zudem öffentlich für die Freilassung des damals wegen Körperverletzung in U-Haft sitzenden US-Rappers Asap Rocky eingesetzt. Regierungschef Stefan Löfven musste ihm damals die Unabhängigkeit der schwedischen Justiz erklären. (dpa/dh)
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