- Die Corona-Variante aus Südafrika sorgt weltweit vor Angst vor einer noch schnelleren Ausbreitung des Virus.
- Der Virologe Christian Drosten rät allerdings zu Besonnenheit: Noch sei nicht klar, ob die Variante tatsächlich ansteckender ist.
- "Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen", meint Drosten.
Bei der Einschätzung der in Südafrika neu entdeckten Virusvariante gibt es dem Berliner Virologen
Die Genom-Veränderungen bei dem Erreger wiesen darauf hin, dass die Virusvariante sich der Immunabwehr entziehen könnte. "Veränderungen im Genom sind aber allein nicht ausreichend, um von einer besorgniserregenden Situation zu sprechen", erklärte der Virologe von der Berliner Charité.
Zusätzlich müsse klar sein, dass das Virus sich schneller verbreite oder andere veränderte Eigenschaften habe, beispielsweise einen schwereren Krankheitsverlauf. Die Bewertung der Variante sei noch nicht abgeschlossen.
Drosten erwartet mehr Sicherheit in den nächsten Tagen
In Südafrika habe es im dortigen Winter eine grosse Welle der Delta-Variante gegeben, so Drosten weiter. Es sei wahrscheinlich, dass das Ende der Verbreitungswelle durch Bevölkerungsimmunität verursacht wurde.
"Da das Infektionsgeschehen zuletzt stark reduziert war, ist es denkbar, dass neu auftretende Ausbrüche vor einem sehr kleinen Hintergrund an anderen Viren übergross erscheinen, und dies in anderen Ländern, in denen eine höhere momentane Infektionstätigkeit herrscht, kaum auffallen würde", so Drosten. Diese Unsicherheit werde sich in wenigen Tagen aufklären.
22 Fälle in Südafrika nachgewiesen
Das Auftauchen der Variante B.1.1.529, die zunächst in Südafrika identifiziert wurde, hat international Besorgnis ausgelöst. Am Donnerstag hatte das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD mitgeteilt, es seien in Südafrika 22 Fälle der neuen Variante nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen.
Mittlerweile wurden auch aus anderen Ländern Infektionen mit der Variante gemeldet, unter anderem aus Belgien.
"Davon ausgehen, dass Impfstoffe weiterhin schützen"
Die Variante weist besonders viele Mutationen auf, die in dieser Kombination bisher nicht bekannt sind. Die genetischen Veränderungen betreffen zum einen das Spike-Protein, über das die Viren an menschliche Zellen andocken.
Darüber hinaus ist eine Region betroffen, die eine Rolle bei der Aufnahme des Virus in menschliche Zellen spielt. Experten fürchten, dass die Variante ansteckender ist als vorherige Varianten oder die Impfstoffe nicht mehr wirken.
"Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen", meint Drosten. Der Schutz gegen schwere Infektionen sei besonders robust gegen Virusveränderungen. "Der beste Schutz auch gegen die neue Variante ist daher das Schliessen aller Impflücken in der Bevölkerung und die schnelle Verabreichung von Auffrischungsimpfungen." (dpa/fab)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.